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Drystan
Ich spürte wie der Traum sich anschlich. Reflexartig wollte ich aufwachen, aber der Alkohol machte mich träge und irgendwie konnte ich den Schlaf nicht durchbrechen.
Ich wurde panisch, aber es half nichts.

Wie ich es befürchtet hatte, übermannte mich das Gefühl des Fallens. Doch anstatt aufzuschlagen fand ich mich plötzlich in einer unendlichen weißen Ebene wieder. Es herrschte vollkommene Stille, sodass mein eigener Atem mir unglaublich laut vorkam.

Ich verzog das Gesicht und versuchte immer noch aufzuwachen. So weit war ich schonmal gekommen und ich vermied es an diesen Ort zurück zu kehren.
Einen Ort, an den mich Riniah erreichen und beeinflussen konnte.

Aber als ich mich umdrehte, stand sie wieder lebensecht vor mir. Mit einem Aufschrei stolperte ich zurück, was sie mit einem verständnisvollen Lächeln kommentierte.
„Ich kann verstehen, wenn du Angst hast", sagte sie sanft und reichte mir die Hand, „Aber ich kann deinem Volk helfen. So wie ich dir und Nemesis mit dem Geist geholfen habe."

Wie im letzten Traum auch verweigerte ich ihr, die Hand zu nehmen. Stumm sah ich sie an.

Göttin Riniah hatte langes, schwarzes Haar, dass in perfekten Wellen über ihren Rücken floss. Ihre Figur wurde von einem weißen Gewandt umspielt, an dessen goldenen Gürtel ein Schwert ruhte.
Ihre Haut war so dunkel wie die von Chara, nur ihre Augen glimmten genauso golden, wie der Reif auf ihrem Kopf.

Sie wirkte nicht verärgert als sie die Hand wieder sinken ließ.
„Was muss ich tun, damit du mir vertraust? Wenn du meine Hand nicht annimmst, wirst du weiterhin keinen Zugriff auf deine Magie haben."

Das brauchte sie mir nicht zu sagen, dass wusste ich auch schon so.

„Ich möchte nicht die Kontrollen verlieren", erwiderte ich, „Und ich will mich nicht kontrollieren lassen."
„Ich konnte den Geist besiegen, der deine Freundin bedroht hatte. Wenn ich dir schaden wollte, hätte ich es getan."

Zwar hatte sie recht, aber ich drehte dennoch den Kopf weg. Dort, wo ich Riniahs Hilfe angenommen und bis zu dem Punkt, wo sie aufgehört hatte, ihre Magie zu wirken, herrschte Leere. Ich konnte mich nicht daran erinnern, den Geist getötet zu haben.

„Und ich habe keine Erinnerung daran, während du meinen Körper übernommen hast."
„Das lag daran, dass ich schnell handeln musste und du deine Magie nicht benutzen kannst, weil du nicht übst", belehrte sie mich, „Es war der schnellste und sicherste Weg."

Immer noch skeptisch verschränkte ich die Arme und begegne wieder ihren goldenen Augen.
„Ich habe über Magie und Götter gelesen. Es ist wie ein Handel. Wenn ich die Magie benutze, die ihr mir gebt, gebe ich euch im Gegenzug meine Energie."
Sie nickte und wartete worauf ich hinaus wollte.
„Wenn ich zu viel gebe, kann ich sterben. Wenn ich die Kontrolle verliere, kann ich andere verletzen. Vielleicht habe ich keinen Einfluss auf das Licht. Vielleicht mache ich die Dinge nur schlimmer."

Sie sah mich verstehend an und ließ sich auf den Boden gleiten.
„Setz dich, junger Prinz. Ich bin beeindruckt von deinem Widerstand gegenüber so einer Macht. Das überzeugt mich nur noch mehr davon, dass du der richtige Träger bist, denn du bist nicht von Gier geleitet."

Langsam ließ auch ich mich auf den weißen Boden gleiten. Er war so glatt und klar, dass ich mein Spiegelbild erkennen konnte.

Als ich mich gesetzt hatte, fuhr sie fort:
„Ich werde es dir nicht schön reden. Die Macht hat ihren Preis. Möglicherweise stirbst du, wenn du zu viel deiner Macht gegen die Infizierte richtest. Vielleicht lässt sich das auch nicht vermeiden, wenn ihr jede dieser Kreaturen vernichten und Arnicus' Pläne durchkreuzen wollt."

Nemesis - Kronen und GötterWhere stories live. Discover now