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Nemesis
„Ihr Götter könnt mich mal", zischte ich angestrengt, als ich einen Infizierten den Kopf abschlug, der seine Zähne in meinem Arm vergraben hatte. Sein Körper zerfiel wie üblich zu Staub. Zeitgleich setzten höllische Schmerzen ein, die sich von meinem Arm im ganzen Körper ausbreiteten.
„Und ganz besonders du, Drystan."

Unter Schmerzen und Erschöpfung des vorangegangen Kampfes mit drei Infizierten knickten mir die Beine weg und ich stützte mich keuchend mit den Händen am Boden ab.

Aber ich biss wie auch nach den zwei Infizierten zuvor meine Zähne zusammen, öffnete mich für die Wut, die ich jahrelang zurückgehalten und kontrolliert hatte und schleuderte sie dem schwarzen Blut entgegen, dass mich von Innen heraus verbrennen wollte.
Ich zeriss, zerfetzte, zerstörte alles, was davon in mir war. Als der Schmerz endlich verklang atmete ich erleichtert auf, legte den Kopf in den Nacken und sah zu den Spitzen der Kiefern hoch.

Aber ich gönnte mir keine lange Pause, sondern stemmte mich auf die Beine und kehrte zu meinem Pferd zurück, dass ich in einiger Entfernung hatte stehen lassen, um Infizierte aufzuspüren. Glücklicherweise brauchte man hier in Leymalien nicht lange zu suchen, bis man welche fand. Die Seuche hatte hier noch vor Koranée eingesetzt.

Wie ich feststellte, setze Allstair nicht alle Infizierte für seine Armee ein. Die, die hier im Wald umherstreiften, waren noch wilder als die anderen. Ich konnte auch nicht zu ihnen sprechen und viele schienen körperlich zu verfaulen, bis sie qualvoll starben.

Was ich bisher über die Seuche bzw. über Arnicus' Magie wusste, ließ mich mehrere Sachen feststellen.
Adeena hatte gesagt, dass die Körper der Infizierten sich der Magie immer mehr anpassten. Diese Infizierte konnte Allstair auch kontrollieren und diese konnte ich verstehen.
Aber die, die in der ersten oder zweiten Welle infiziert worden und noch nicht gestorben waren, waren letztendlich nichts anderes als wilde Bestien. Das waren diejenigen, dessen Körper verfaulte bis sie starben.

Die Art und Weise wie Arnicus' Magie funktionierte irritierte mich. Er nahm Lebensenergie von seinen Trägern, aber mit der Zeit schien es ihnen immer weniger auszumachen.

Die Seuche, wie ihr sie nennt, überträgt sich von einem Menschen zum nächsten. Jedes Mal passt sie sich dem menschlichen Körper ein wenig mehr an, bis die Kette so weit vorangeschritten ist, dass der Träger sie selbst nutzen kann ohne direkt zu sterben.

Ich dachte an den Drachen zurück, der mir das Amulett gegeben hatte. Die Monster waren wie er Infizierte Tiere gewesen, aber im Gegensatz zu den anderen konnte er sprechen.

„Aber Arnicus Magie zehrt doch von euch, oder nicht?", wandte ich ein, „Das heißt früher oder später sterbt ihr trotzdem wie Infizierte?"
Der Drache nickte.
Ja. Nur sehr langsam und mit viel weniger Schmerzen. Die Magie zehrt an unserer Lebensenergie und irgendwann sterben wir.

Mit einem Kopfschütteln zog ich die letzten Reste meines zerschnittenen Hemdes aus der Satteltasche, wickelte sie um meinen vom Biss blutenden Arm und zog das ganze mit den Zähnen fest. Anschließend schwang ich mich auf das Pferd hoch.
Ok. Dann lass uns jetzt mal sehen, wie wir das ganze Ding hier schaukeln.

Denn um zur Wüste zu kommen musste ich auch mein Pferd mitnehmen. Da ich es schlecht tragen und mit ihm auf den Schultern durch die Zeit rennen konnte, musste ich es irgendwie mit mir in diese verzerrte Zeit nehmen.
Weil ich würde es ganz sicher nicht einfach im Wald stehen lassen, bis ich von diesem komischen Tempel in der Wüste zurück war. Und noch weniger würde ich den ganzen Weg zu Fuß rennen.

Aber drei Infizierte mussten jetzt reichen. Zwei für den Weg und einen für alles, was danach auf mich zukam. Was auch immer das sein würde.
Aber viel schlimmer, als mehrmals zu erleben, wie Drystan mich verriet und umbrachte konnte es doch nicht mehr werden.

Nemesis - Kronen und GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt