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Nemesis
Beccah fixierte mich aus braunen Augen und der uns antrainierte Hass brodelte in ihnen. Jahrelang hatten uns der Hauptmann und Allstair gegeneinander aufgehetzt, wiederholt auf fast bis zum Tod kämpfen lassen. Es war in unserer beider Haltung zu spüren.

Hinter ihr kamen die restlichen sechs Assassinen leichtfüßig auf unsere Ebene, sodass wir zwei insgesamt sieben gegenüberstanden, die allesamt ihre Schwerter und Dolche gezogen hatten.
Falls Bewohner Dajinns auf der zweiten Ebene vorbei kamen und uns einander offensichtlich feindlich gegenübergestellt sahen, machten sie einfach kehrt und gingen ihre Wege. Auseinandersetzungen wie diese waren hier in einem grauen Örtchen am Rande von Leymalien nicht unüblich, von daher gab es nur zwei Regeln:
Misch dich nicht ein.
Und räum hinter dir auf.

"Wie es aussieht hast du Verstärkung angfordert", bemerkte ich herablassend, "Weil du es sonst nicht mit mir aufnehmen kannst? Erbärmlich."
Beccah warf einen vielsagenden Blick zu Naevan, ehe sie mich sofort wieder im Auge behielt.
"Ich bin nicht diejenige, die sich einen Leibwächter geholt hat."

Damit beleidigte sie gekonnt sowohl mich, als auch Naevan, obwohl keiner von uns es durchblicken ließ. Mit versteinerten Gesichtern musterten wir ihre Truppe. Ruhig, trotz der Tatsache, dass die Verhältnisse nicht zu unseren Gunsten standen.

Schier gelangweilt fragte ich: "Wie hast du es diesmal geschafft mir nachzulaufen? Hat der König dir bisschen Feuer unterm Arsch gemacht, nachdem du mich immer noch nicht schnappen konntest?"
Ein Muskel in ihrem Kiefer zucke, aber sie überspielte es mit einem betont lässigen Wegwerfen ihrer Hand.
"Als ob das so schwer ist. Ich weiß, du hast das Amulett. Ich weiß, du musst in die Wüste. Und ich weiß, dass alle Wege zur Wüste zwangsläufig an Dajinn vorbei führen."
Schulterzuckend sah sie auf ihr Schwarzstahlschwert, dass das grelle Sonnenlicht zu verschlucken schien, genauso wie meins.
"Früher oder später musstest du hier auftauchen."
"Wie lieb von dir auf mich zu warten", sagte ich trocken.
"Immer doch", meinte sie und nickte den Assassinen zu, die sofort vorstürzten.

Da man mich für die größere Bedrohung hielt, griffen vier mich an, während die restlichen zwei sich auf Naevan fokussierten. Beccah hielt sich zurück und ließ die Assassinen die Arbeit machen.

Naevan zu unterschätzen war ein Fehler.

In einer Sekunde stand er noch entspannt da, den Stab zu Boden gerichtet und ließ Allstairs Männer auf ihn zukommen und in der nächsten hatte er dem ersten das Genick gebrochen. Seine Bewegung so schnell, dass man sie kaum mit dem Auge verfolgen, geschweige denn darauf reagieren konnte.

Der zweite Assassine blinzelte, war jetzt aber wachsamer und konnte Naevans ersten Hieb blocken. Im darauffolgenden Schlagabtausch war Naevan Kraft und Eleganz in Person, bis er den Assassinen entwaffnen und ihm sein eigenes Schwert in den Bauch rammte.
Zu behaupten ich wäre nicht beeindruckt von seiner Geschicklichkeit, wäre gelogen.

In der Gleichen Zeit schlug ich mich mit vier, erstklassig ausgebildeten Auftragsmördern herum. Aber ich war nicht wie das letzte Mal auf einem schmalen Sims eines Daches umstellt, sondern stand auf ebenen, wenn auch steinigen, Boden.

Ich wirbelte herum, duckte mich und sprang, um scharfen Klingen zu entgehen. Sie hatten allesamt Schwarzstahl-Schwerter und Funken sprühten, als ich ihre kräftigen Hiebe parierte.
Wie immer wenn ich kämpfte, übernahm das Training die Kontrolle und mein Körper wurde zu einer Waffe, die durch die Attacken hindurchglitt, wie Wasser durch einen Fluss.

Auch die Assasssinen waren wendig und schnell, ich würde nicht sagen, dass es mir leicht viel, es mit vier Angreifern gleichzeitg aufzunehmen aber...
Aber ich war verdammt nochmal besser als sie alle.

Der erste Kopf viel, da fuhr ich bereits herum und ging schnell in die Hocke, um einen Hieb auf meinen Hals zu entgehen. Zischend flog das Schwert über meinem Kopf hinweg. In der Sekunde, in der der Angreifer durch den Schlag ins Leere aus dem Gleichgewicht geriet, fegte ich ihm immer noch hockend die Beine unterm Körper weg.
In der Drehung stand ich auf und stieß ihm meine Waffe von oben durch den Brustkorb. Er blieb reglos liegen, doch ich hatte kaum Augen für das Blut, denn ich musste sofort herum springen für den nächsten Assassinen. Es blieben noch zwei.

Nemesis - Kronen und GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt