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Nemesis
Magie raste durch jeden Zentimeter meines Körpers, wollte mich von innen verbrennen, denn es war nicht meine. Sie war ein scharfkantiger Fremdkörper, den ich kurz hatte benutzen können, um Naevan zurückzuholen, aber mit jeder Sekunde, die verstrich, sträubte sie sich mehr.

Ich würde sie nicht mehr lange halten können, sonst hätte ich sie einfach an mich gerissen. Nur um Xenos eins auszuwischen.

Trotzdem schluckte ich einen Schrei herunter, um Xenos direkt anzusehen. Seine Magie leuchtete hinter meinen Augen.

„Wagst du es einem Gott zu drohen?", ein unterschwelliges Knurren begleitete seine Stimme.

Mein raubtierhaftes Lächeln verschwand nicht. In Wahrheit war der Schmerz ein stetiger Druck hinter meiner Stirn und mal eben in das Reich der Toten rüberzuwechseln - oder was auch immer ich mit Naevan abgezogen hatte - forderte seinen Tribut.
Die Wut war das, was mich aktuell auf den Beinen hielt.
Heiße, grenzenlose Wut, die in der Form meines Sturmes in meiner Brust tobte.

„Ab jetzt wage ich zu tun und zu lassen, was ich will. Und ich werde mich keine Sekunde länger eurem Willen beugen."

Xenos' Augen versprachen Gewalt, aber gegenüber Drystan konnten die Götter ihre wahre Natur nicht zeigen. Sie brauchten ihn in ihrer Kontrolle, für was auch immer sie mit der Magie tun wollten.
Naevan und mir auf der anderen Seite, waren genauso die Hände gebunden. Ein Gott konnte nur getötet werden, wenn er in dem Körper seines Trägers und damit in der physischen Welt war.
Zumindest hatte das Geistwesen das so behauptet.

Damit befanden wir uns in einer Patt-Situation.
Fürs erste.

Auch Riniah wusste das, denn sie legte ihrem Mann eine Hand auf die Schulter.
„Sie ist fern von jeder Vernunft. Dafür hat unser Sohn gesorgt."

Wenn das die Geschichte war, die sie spielen wollten, konnte es mit egal sein. Deswegen protestierte ich auch nicht, was vermutlich nur gegen mich verwendet werden würde.

Die Augen des Göttervaters blitzen, aber er war alt genug, um sich zu zügeln. Stattdessen streckte er die Hand aus und die Magie in mir begehrte auf.

Das Training sorgte dafür, dass ich nicht mal mit der Wimper zuckte, trotz der sich windenden Magie in mir. Letztendlich konnte ich aber nicht viel machen, als die leuchtende Kugel aus meiner Brust aufstieg und zurück zu Xenos flog.

Erst seufzte er auf, als seine Magie wieder bei ihm war, dann runzelte er die Stirn, ehe sein Kopf zu mir zuckte.
„Das ist nicht die ganze Magie!"
Erzürnt streckte er die Hand aus, die Finger krallenartig gekrümmt, aber es passierte nichts
„Wo ist der Rest?", brüllte Xenos jetzt und die Ebende erzitterte.

Alle bis auf Naevan und ich wichen erschrocken ein Stück zurück und sahen hektisch zwischen mir und den Göttern hin und her.

„Nemesis, was soll das?", Drystan wandte sich nun an mich, „Wir haben keine Zeit. Wir müssen die Infizierten vernichten, bevor sie noch mehr Menschen töten."

Kurz bedachte ich ihn. Bemerkte den Verrat in seinen Augen, die geballten Fäuste, der gelegentliche Blick zu Naevan.

Sah ich weiter zu Chara, hatte diese die Lippen aufeinander gepresst. Aramis Hand schwebte über dem Schwert. Auch Martell und Aramis machten ein paar Schritte an Drystan ran.

Schließlich wandte ich mein Gesicht wieder Xenos zu.
„Ihr habt mich zurück in die Burg gelotst, damit Allstair mir erneut das Blut der Infizierten spritzt. Ihr habt mich den Schmerzen und den Erinnerungen ausgesetzt. Ihr habt meine so gewonnene Immunität für eure egoistischen Pläne genutzt. Naevan ist wegen euch gestorben."

Nemesis - Kronen und GötterWhere stories live. Discover now