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Drystan
Meine Eltern empfingen mich und Chara, kaum dass wir durch die Tore des Palastes geschritten waren. Während Aramis und Martell uns zwei Schritte hinter mir folgten, war Phyrros auf dem Weg zu meinem Zimmer, um ein Bad herzurichten. Die restlichen Königswächter waren bei ihren Familien oder ruhten sich in ihren Unterkünften im Palast aus.

Meine Mutter trug ein schlichtes, tiefblaues Kleid ohne etwaige Verzierungen mit Herzauschnitt. Abgesehen von ihrer Krone trug sie keinen Schmuck  und das wilde, lockige Haar wehte wild hinter ihr her, als sie mit großen Schritten auf mich zukam. Lächelnd schlossen wir uns in die Arme. 

Über uns wölbte sich die helle, vertraute Decke der  Eingangshalle mitsamt goldenen Kronleuchter. Meine Stiefel beschmutzten vermutlich den roten Teppich, der bis zu den geschlossenen Türen zum Thronsaal gerollt war.

„Dir geht es gut", die Königin hielt mich auf Armeslänge von sich und musterte prüfend mein Gesicht, „Als uns die Nachrichten von den gefallenen Fronten erreichten, dachten wir du könntest... tot sein."
Mein Vater trat neben seine Frau und drückte meinen Arm. Auch er hatte ein schlichtes Blau gewählt, nur, dass der Musselinmantel bis zu den Waden nicht fehlte.
„Aber dank deinen Fähigkeiten haben deine Soldaten überlebt."

Schluckend senkte ich den Blick.
„Leider nicht genug von ihnen."
Vor meinem inneren Auge sah ich die Leben in den Inneren der Infizierten. Sie waren noch da, nicht endgültig verloren, aber ich hatte ihn jegliche  Chance genommen.

Chara wartete schweigend neben mir, da fiel der  Blick meines Vaters auf meine verunstaltete Hand, die unter dem Kettenhemd und Schonern hervorlugte.
„Was ist passiert?", wollte er wissen und jetzt bemerkte es meine Mutter auch. Erschrocken nahm sie meine Hand, um sie zu betrachten.
„Meine Güte, Drystan!"

Ich wiedersagend den Drang die Hand zurückzuziehen und musterte stattdessen die graue, fast schwarze Haut. Es tat nicht mehr weh, aber es fühlte sich dennoch komisch an.
„Magie hat ihren Preis", sagte ich nur.

Meine Eltern starrten mich eine Sekunde lang an, dann seufzte mein Vater und richtete sich etwas gerader auf.
„Geht auf eure Gemächer und ruht euch aus. Die umliegenden Dörfer werden bereits evakuiert."
„Was ist der Plan?", meldete sich jetzt auch Chara zu Wort.
Düster glitt der Blick des König zu ihr.
„Ausharren. Wir stellen uns auf eine Belagerung ein und hoffen", jetzt lagen seine Augen auf mir, „hoffen dass Nemesis erfolgreich ist."

"Wir wissen, dass sie sich beeilt. Das Amulett, dass sie zu der Magie führt, hat sie bereits", erwähnte Chara und neue Hoffnung schlich sich auf das Antlitz meiner Eltern.
Dann runzelte meine Mutter die Stirn. "Woher wisst Ihr das?"
Die Prinzessin sah statt einer Antwort zu mir, also blieb es an mir zu antworten: "Ich konnte mithilfe meiner Magie zu ihr sprechen."

"Interessant", machte mein Vater, "Und sehr praktisch. Kannst du sie erneut fragen, wie weit sie noch von Koranée entfernt ist? Ob sie die Magie hat?Damit wir wissen, wie lange wir ausharren müssen."

Bei seiner Bitte verzog ich das Gesicht:
"Ich fürchte nein. Sie hat deutlich gemacht, dass ich das nicht nochmal tun soll."
Er schnaubte: "Mich interessieren ihre Empfindlichkeiten nicht. Ich will wissen wie weit sie ist. Ich muss dem Kriegsrat eine Strategie liefern und eine Belagerung, die auf den Erfolg einer einzelnen Person gebaut ist, werden sie nicht  zustimmen.
Erste Stimmen schlagen bereits eine Verhandlung mit König Allstair vor."
"Wir würden Nemesis' Vertrauen verlieren, wenn ich das machen würde."
"Ich brauche weder ihre Hochachtung, noch ihr Vertrauen. Meines hat sie genauso wenig. Ich vertraue lediglich auf ihre Fähigkeiten. Sie hat versprochen die Magie zu beschaffen, also will ich  auch den Status ihrer Mission wissen."
"Aber-"
"Es gibt kein Aber, Dystan. Wir sind im Krieg."

Nemesis - Kronen und GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt