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Nemesis
Wir durchquerten zügig den Gang mit den leuchtenden Pilzen und Sträuchern. Wieder darauf bedacht, nichts zu berühren - nur für den Fall.
Diesmal wurden wir nicht angegriffen, während wir uns hinter einen Stein vor dem Eingang zur Höhle hinknieten.

„Sind nicht weniger geworden", bemerkte Krisha, mit einem Blick zu den vorbeistreifenden Beinen und kleineren Monstern.
„Nein", stimmte ihr ihr zu, „Aber ich stärker."
Die Frau grinste, wohingegen Darren und Thibes skeptisch wirkten.
Herausfordernd sagte Darren: „Na dann zeig mal, was du so tolles kannst."

Ohne großartig darauf einzugehen, kam ich hinterm Felsen hervor und steuerte im Laufschritt auf die Höhle zu. Das Schwert bereits in der Hand, tief in meinem Kampfzustand und die eiserne Wut brodelnd an der Oberfläche.
Jedes Monster, das mich von der Mission abhielt, würde sterben.

Die Wut wurzelte in alldem, was Allstair mir angetan hatte. Alles, was ich verloren hatte. Alles, was ich nie besessen hatte. Gefühle, die sich lange in mir angestaut hatten, da sie zu nichts führten. Was brachte mir die Wut, wenn ich in Ketten in der Burg war? Emotionen bedeuteten Schmerz, also hatte ich sie vor dem König, aber auch vor mir, versteckt.

Doch jetzt war die Möglichkeit zur Rache in Sicht. Dafür brauchte ich dieses Anulett und nichts, garnichts würde mich von diesem beschissenen Schmuckstück fern halten.

Ich war in die Mitte der Höhle gerannt, doch die Monster hatten mich in dem Moment bemerkt, in dem ich einen Fuß auf ihren Boden gesetzt hatte. So brüllten sie wütend auf und stürzten sich augenblicklich auf mich und die andern, die nachkamen.

Nichts würde mich an dem Erfüllen dieser Mission hindern. Auch keine überdimensionalen Monster.

Also tat ich, was ich im Thronsaal des Königs getan hatte. Ich griff nach dem Sturm, beförderte ihn nach oben und meine Umgebung verlangsamte sich.

Die Monster waren mitten im Sprung, das Maul aufgerissen, dass ich die Zahnreihen zählen konnte - und ja, es waren mehrere.
Einen Moment war ich gebannt. Es war ein eigenartiges Gefühl, sich als einzige im normalen Tempo zu bewegen. Sich über die Zeit zu erheben.

Dann stellte ich mich entschlossen in Kampfstellung hin, ging tiefer in die Knie, stieß mich ab und pflügte durch die Monster hindurch. Trennte Köpfe von Körpern, durchstieß Herzen und beendete das Leben der Tiere noch bevor sie es bemerkten.

Blut spritzte mir ins Gesicht, das einzige Geräusch war mein eigener Atem, denn die Welt stand so gut wie still.
Mein Körper übernahm. Ich war eine geschliffene Klinge, die ein Monster nach dem anderen ausdruckslos umlegte. In dem Moment stellte ich mir keine moralischen Fragen. Ich dachte nicht, ich tat es einfach. Meine Muskeln erinnerten sich an harte Trainingsstunden, Bewegungsabläufe verbanden sich und machten mich zum Tod persönlich.

Nach einer Weile, die für die anderen nur Sekunden waren, stand ich übergossen mit violettem, grünen und blauen Blut wieder neben Krisha.

Ich lies die Zeit los, der Sturm rückte wieder in den Hintergrund. Energie raste durch meinen Körper und meine Muskeln bleiben angespannt.

Mehrere - wenn auch längst nicht alle - Monster fielen ruckartig zu Boden.

Meiner Begleiter schreckten vor dem plötzlich Ton klatschender Monsterkörper zurück. Thibes schrie auf, Darren fiel die Kinnlade runter, ehe er sich würgend eine Hand vor den Mund schlug. Krisha wurde einfach blass, während sie alle den Tod um sich betrachten.

Einen Moment starrten sie auf die gewaltigen Leichen, dann wanderten ihre Blicke langsam zu mir.

Ich stand ein paar Meter weiter zwischen dem ein oder anderen Kadaver und fixierte die restlichen Monster, die knurrend und scharrend Abstand hielten. Sie kauerten auf den Vorsprüngen der Wände, auf Felsen, die zwischendrin aufragten oder einfach am Rande meines Zerstörungsradius.

Nemesis - Kronen und GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt