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Nemesis
Eine kalte Hand drückte meinen Kopf unter Wasser, kaum das ich hatte Luft schnappen können. Augenblicklich schrien meine Lungen nach Sauerstoff und meine Sicht flimmerte bereits. Das ganze ging jetzt schon Stunden so und ich war am Ende.

Ich hatte nicht mal die Kraft um mich zu schlagen und es brachte sowieso nichts. Der Mann hinter mir - wie immer einer von Allstairs Assassinen - hatte mich fest im Griff.

So lang war es bis jetzt noch nie gewesen. Aber es schien, nachdem ich beim letzen Mal meinen Namen ausgesprochen hatte, dass Allstair erneut versuchte mich zu brechen.

Immer noch unter Wasser schloss ich die Augen. Langsam fielen sie sowieso zu.
Es würde ihm nicht gelingen, versprach ich mir selbst.
Es würde ihm verdammt noch mal nicht gelingen.

Das schwor ich mir immer wieder, während ich drohte in die Bewusstlosigkeit abzudriften.
Nicht heute. Nicht so.

Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde mein Kopf wieder aus dem Wasser gerissen. Mein Husten war nur noch ein schwaches Zucken, als ich versuchte Allstair anzusehen.
Mein Kopf fühlte sich so schwer an, aber ich schaffte es trotzdem ihn zu heben.

Schwarze Augen, die ich zu fürchten gelernt hatte, sahen prüfend auf mich herab. Eine Weile schwieg er einfach nur und musterte mich. Dabei glitten seine Augen ebenfalls über meinen Oberkörper und dem schwarzen Hemd, das eng an meinem Körper klebte.

„Name?", knurrte Allstair.
Es wäre so leicht gewesen, ihn einfach auszusprechen und die Folter zu beenden, aber meine Augen glitten zu den Fackeln hinter Allstairs Kopf, die den kargen Raum mit dem Becken erhellten.
Also schüttelte ich nur den Kopf, bereits zu schwach, um zu sprechen.

Seine Lippen wurden kaum merklich schmaler, aber mit einem Wink deutete er dem Assassinen hinter mir mich loszulassen. Beinahe verlor ich im Wasser das Gleichgewicht, als dieser sofort zurücktrat, aber ich konnte mich fangen.

Fast hätte ich vor Erleichterung geweint, aber ich drängte Tränen zurück und wartete unfassbar erschöpft - physisch und psychisch- was Allstair jetzt von mir wollen würde.

„Komm raus", forderte der König knapp, also schleppte ich meine müden Glieder zum Beckenrand und kletterte aus dem Wasser.
Am Rand des Beckens musste ich kurz innehalten, weil bereits schwarze Punkte vor meinen Augen tanzten.

Aber diese Verschnaufpause gönnte er mir natürlich nicht, sondern befahl forsch:
„Aufstehen!"

Also bis ich die Zähne zusammen und kämpfte mich auf die Beine. Einen Moment lang drohte ich umzukippen, aber schwankend fand ich das Gleichgewicht und straffte hastig die Schultern, streckte den Rücken durch und verschränkte die Arme hinterm Rücken. 
Mir war speiübel, aber meine Angst war größer.

Ich wollte einfach nur hier raus, weg von dem König und zusammenbrechen.

Das Tropfen meiner Kleider kam mir unnatürlich laut vor in der Stille des Raumes, denn sowohl der Assassine als auch Allstair schwiegen. Ersterer war ebenfalls aus dem Becken gekommen und wartete schweigend bei der Tür in meinem Rücken.

Mit der Haltung eines Mannes, der sich seiner Machtposition bewusst war, stand Allstair da. Den Unterarm lässig auf sein Schwert gestützt und in warme Mäntel gehüllte, wo ich am ganzen Körper fror durch das Wasser und die kalte Luft.

Langsam kam er näher, bis er nur Zentimeter von mir entfernt stehen blieb. Am liebsten wäre ich weggerannt.
Als er die Hand hob, zuckte ich reflexartig zusammen, was er mit einem tadelnden Zungenschnalzen kommentierte.

Nemesis - Kronen und GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt