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Nemesis
Ich starrte noch Naevan an, der ohne einzuknicken zurück sah.
Denn eines wurde mir klar: Er hatte nie vorgehabt, die Magie zurückzugeben. Unabhängig davon, was Arnicus getan hatte und was nicht.
Und er hatte mir von vornherein geglaubt, dass Arnicus Infizierte erschaffte. Er war nur hierher gekommen, um den Gott zu Rede zu stellen. Nicht, um irgendwas zu prüfen.

Arnicus sah fast schon erheitert zwischen uns hin und her.
„Wirklich tragisch."

Ich fühlte mich... ich wusste nicht, wie ich mich fühlte.
Verraten?
Aber Naevan hatte klar gemacht, dass es ihm nie um die Rettung der Welt ging. Er hatte mich so gesehen nie angelogen und er hatte auch nie behauptet, dass er mir die Magie geben würde. Eher das Gegenteil.
Und trotzdem.

Der Erziehung bei Allstair verdankte ich es, dass mein Gesicht Ruhe ausstrahlte, als ich mich wieder dem Gott zuwandte. Naevan zeigte die gleiche Gleichgültigkeit.

„Also was jetzt?", wollte Naevan an Arnicus gewandt wissen.
Eine Weile blieb der Gott stumm, aber dann seufzte er.
„Wir sehen uns in drei Tagen auf dem Schlachtfeld."
Seine schwarzen Augen betrachteten uns beide, dann nickte er uns ein letztes Mal zu, ehe sich schwarzer Rauch um ihn bildetet. Beim nächsten Blinzeln war er wieder die schwarze, glänzende Statue.

Er hatte uns gesagt, wann er angreifen würde.
Vermutlich der letzte Respekt, den er Naevan zollte.

Einen Moment lang standen wir beide stumm vor der Statue, da drehte ich mich zu Naevan.
„Ich will nicht drüber reden", kam er mir zuvor, drehte sich abrupt zum Ausgang und ging harten Schrittes los.

„Sollten wir nicht klären, wie wir das mit dem Deal lösen sollen?"
„Da gibt es nichts zu lösen."
Mit dem Rücken zu mir blieb er im Bogen des Ausganges stehen. Rechts und links brannte das Feuer in den Schalen wieder auf normaler Höhe. Doch trotz der Flammen war mir kalt.
„Du hast ihn doch gehört. Ich kann dir die Magie nicht geben, ohne dabei zu sterben."
„Vielleicht gibt es ein Schlupfloch", versuchte ich es, doch wieder unterbrach er mich.
„Gibt es nicht", traurig sah er mich über die Schulter an, „Ich habe es fünfhundert Jahre lang versucht."

Schneller, als das ich noch etwas sagen konnte, hatte er sich umgedreht und war aus der Halle raus. Womit er mich mit kreisenden Gedanken in dem großen Raum zurück ließ.

Einen Moment lang starrte ich dem Hüter hinter her. Dann berührte ich erschrocken mein verkrampfendes Herz.
Nein hallte es in meinem Kopf.
Ich konnte nicht wegen eines bescheuerten Deals sterben. Den einzigen Tod, den ich akzeptierte, war mit meinem Schwert im Bauch meines Gegners und voller Blut, denn ich würde nur kämpfend untergehen!

Mit geballten Fäusten marschierte ich aus dem Raum, während ich die aufsteigende Panik gekonnt in eine Schublade stopfte. Genauso verbot ich mir jegliche Gedanken über den Deal und schob auch erst alles Erfahrene beseite.
Dank der Burg konnte ich sowas ganz hervorragend verdrängen.
Stattdessen konzentrierte ich meine Gedanken auf ein bevorstehendes Bad - was nicht viel erfreulicher war - , etwas zu Essen und Schlaf.

~•~

Mit ausgestreckten Armen lag ich auf dem Bett und starrte an die Decke. Mein Tablet mit Essen lag aufgegessen auf dem Schreibtisch.

Hunger gestillt und endlich in Ruhe ließ ich das Gespräch zwischen Naevan und Arnicus Revue passieren. Denn da gab es einiges, das man entwirren musste.

Zu allererst die Tatsache, dass Naevan fünfhundert Jahre in diesem Temoel gewesen sein soll. Unfähig auszubrechen, weil ihm der Deal es untersagte.
Er sah nicht aus als wäre er fünfhundert.
Bedeutete das, er war unsterblich? Ging das überhaupt? Was würde passieren, wenn man ihm eine tödliche Wunde zufügen würde? Würde sie heilen?

Nemesis - Kronen und GötterWhere stories live. Discover now