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Nemesis
Wir ließen die überlebenden Soldaten zusammen mit einigen von der delerischen Flotte in Kreel zurück, damit man sie verarzten und sie sich ausruhen konnten. Da alle Zivilisten geschützt in der Kanalisation gewartet hatten, gab es genügend Leute die die teilweise zerstörte Stadt aufräumen konnten.
Bei den Deleriern waren unsere Soldaten in guten Händen. Das Land war für seine Heilkünste bekannt.

Wir selbst - das hieß Drystan, Chara, Naevan, die Soldaten der Flotte und ich - traten unseren Rückweg nach Traddis an.

Jeder Muskel schmerzte und zu sagen, ich sei todmüde, war noch eine Untertreibung. Trotzdem nahm ich klaglos Naevans Magie in mich auf und brachte uns zurück in die Haupstadt. Dabei schienen die Delerier weniger irritiert von der stillen und reglosen Welt, als es die Koranéeaner am Anfang gewesen waren.

Während wir uns in unserem übernatürlich hohen Tempo bewegten, verließ Chara recht früh ihren Platz an der Spitze und trabte mit dem Pferd zwischen den Deleriern. Trotz der Schlacht strahlten ihre Augen, wenn sie ihre alten Freunde wieder sah und so gut wie jeden mit dem Namen begrüßte.
Das Lächeln auf den Lippen ihrer Untertanen war echt und keiner schien ihr die Schlacht übel zu nehmen, in die wir sie alle reinzogen.

Schließlich erreichten wir Traddis. Sobald die Straße in Sicht kam, die auf die Tore zuführte, hätte ich vor Erleichterung fast geweint. Die Kopfschmerzen waren kaum noch zu ertragen und ich spürte wie ich meine Körper auszehrte.

Da es einfach nicht mehr ging und ich mich bis jetzt durchgebissen hatte, ließ ich meinen Sturm los und er verschwand zischend in der Tiefe meines Inneren. Ruckartig rückte die Zeit an ihren Platz und mit ihr auch die Geräusche.
Ehrlich. Ich kippte fast vom Pferd, so erschöpft war ich.

Naevan ritt neben mir auf seiner schwarzen Stute, wobei mir die prüfenden Seitenblicke nicht entgingen.
Was... irgendwie tröstend war. Da war jemand, der aufpasste. Und seltsamerweise gab mir das ein Gefühl von Sicherheit.

Endlich ritten wir durch die Tore des Schlosses. Den Großteil der Delerier hatten wir auf dem Platz davor und in den Straßen zurückgelassen. Es waren mehr, als innerhalb der Mauern Platz finden konnten.

Dafür kam Danalia mit, gemeinsam mit weiteren Unterkapitänen - Männer und Frauen- , die die einzelnen Schiffe befehligten. Von ihrer Rüstung her, sahen sie aus wie die gewöhnlichen Soldaten, aber etwas an ihrer Präsenz und den straffen Schultern, verriet sie.

Der König und die Königim standen in prächtigen Gewändern auf den flachen Treppen des Schlosses. Neben ihnen ein paar Gardisten in blauen Uniformen.
Weiter hinten standen Virginia und Phyros, beide mit einem erleichterten Lächeln.
Die Krone funkelten im Licht der späten Abendsonne, als wir mit vor Müdigkeit hängenden Schultern durch die Tore schleiften. Sofort nahm man uns die Pferde ab und wir traten vor das Königspaar.

„Drystan, Chara. Wir sind froh, dass ihr zurückgekehrt seid!", seufzte die Königin und die Erleichterung war deutlich in das Gesicht beider Eltern geschrieben.

Während Chara und Drystans knapp schilderten, wie die Schlacht verlaufen war, erklärten, dass Naevan und ich das Blatt zum Guten wenden konnten und schließlich auch Kapitänin Danalia begrüßt wurde, konnte ich mich kaum noch auf den Beinen halten. Zwischendurch erfasste mich der Schwindel, aber ich biss die Zähne aufeinander und wartete ab, bis die Welt wieder still stand.
Ich hatte die Burg überlebt. Da würde ich auch das hier aushalten.

Als wir dann nach gefühlten Ewigkeiten in das Schloss gingen, steuerte ich sofort auf die Treppe zu.
Hinter mir folgten die Kapitäne, Drystans Eltern zum Kriegsrat. Die weitere Strategie würde sofort besprochen werden.
Chara lief neben Virginia und flüsterte ihr auf delerisch alles von der Schlacht zu.

Nemesis - Kronen und GötterWhere stories live. Discover now