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Nemesis
„Letzte Möglichkeit einen Rückzieher zu machen", raunte Krisha, die neben mir vor der besagten Höhle der Monster hockte. Wir versteckten uns noch hinter umliegenden Steinen, die wie Dolche hüfthoch aus der Erde ragten und in Richtung Höhle wiesen.
„Beschäme mich nicht", erwiderte ich, was ihr ein leises Lachen entlockte.

„Wir könnten sterben", brummte Darren mit finsterer Miene.
Doch Mathias schlug ihm kameradschaftlich in den Nacken.
„Schweig! Stimme der Vernunft."
Verärgert rieb sich der schmächtige Mann den Nacken und sah düster zu seinem Kumpel hoch.
„Im Totenreich werde ich es euch bis in alle Ewigkeit vorhalten."
Jetzt legten sich seine hellblauen Augen auf mich.
„Und dich werde ich als Geist heimsuchen."

Bedachte man die ganzen unschuldigen Menschen, die ich getötet hatte...
„Stell dich hinten an."

Jetzt grinste auch Licca rechts von mir und Krisha.
„Dann also auf in die Hölle auf Erden?"
Ihr Bruder Thibes hockte hinter ihr und hatte ein wildes Funkeln in den Augen.
„Treten wir ein paar Monstern in den Arsch."

Wir setzten uns gemeinsam in Bewegung. Krisha und ich vorne voran. Sie mit ihren Zwillingklingen in der Hand, ich mit meinem Schwarzstahlschwert. Dichtauf folgte Darren, die Hände in Reichweite seiner Wurfmesser. Auch der breitschultrige Matthias neben ihm hatte seine Nunchakus fest in der Hand.
Lucca bildete mit ihrem Bruder das Schlusslicht und gab uns mit gespannten Bogen Rückendeckung. Thibes hatte seine Axt ebenfalls im Anschlag.

In dieser Formation tauchten wir in die Dunkelheit der Höhle ein. Eine Weile lang sah ich nicht mal die Hand vor Augen und fokussiert mich sofort auf die restlichen Sinne, die mir blieben.
Es roch moderig, die Luft war feucht, sodass meine Haut schnell begann zu kleben. Abgesehen von den leisen Schritten der anderen, vernahm ich nur das Tropfen von Wasser auf Stein.

Doch irgendwann begegnete uns ein sanften Leuchten und ab der nächsten Biegung waren die Wände von Pilzen und Sträuchern bedeckt.
Leuchtenden Pilzen in grün, blau und rosa, dessen Licht einen Regenbogen auf unsere Haut malte.

Ich entriss mich schnell der Faszination, die die Szene auf uns hatte, aber Licca streckte die Hand nach einem der Pilze aus.
Sofort war ich bei ihr, packte ihr Handgelenk und hielt sie davon ab, etwas zu berühren.
Sie zuckte bei meinen harten Griff zurück, ihr Bruder neben ihr spannte sich an. Doch ich ließ sie sofort wieder los.
„Pass auf. Sie könnten giftig sein", sagte ich nur und kehrte zu meinen Posten neben Krisha zurück.

„Du bist übernatürlich schnell. Das ist mir schon bei dem Kampf gegen die Männer des Königs aufgefallen."
Mir entging der forschende Blick nicht, den Krisha mir zuwarf, während wir uns leise fortbewegten.
„Ist das Magie?"
Ich sandte ihr ein leeres Lächeln zu.
„Warten wir mit dem Verhör bis nach der Höhle der Monster, ja?"
Ihre Mundwinkel zuckten, aber sie nickte.

Eine Weile führte unser Weg durch die leuchtenden Pflanzen hindurch, dann konnte ich vor uns die Öffnung zu einer weiteren Höhle ausmachen.
Krisha konnte die Monster, die am Eingang vorbei huschten, ebenfalls ausmachen und deutete schnell, uns zu verstecken. Wir kauerten uns hinter einen Felsen hin, wobei wir darauf achteten nichts von den leuchtenden Pflanzen zu streifen.

„Die Monster werden da alle drin sein", flüsterte Krisha, „Wie ist der Plan?"
Darren schnaubte. „Das fragst du jetzt? Wir haben keinen!"
„Irgendwelche Vorschläge?"

Da hörte ich ein Knurren hinter uns. Langsam drehten wir alle den Kopf in die Richtung.

Hinter uns auf den Weg stand ein roter Leopard, mit dem Gebiss eines Säbelzahntigers. Sein Schwanz peitschte bedrohlich hin und her, während er uns mit gelben Augen fixierte.

Nemesis - Kronen und GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt