52

1.3K 155 19
                                    

„Nemesis wird sicher etwas dazu sagen können. Schließlich kennt sie den leymalischen König am besten."

Bei der säuerlichen Stimme von Lord Delaney hob ich den Kopf und wurde aus meinen Erinnerungen gerissen.
Mein Gesicht wurde noch verschlossener, als es ohnehin schon war.
„Was wollt Ihr denn wissen?"

Ein Schulterzucken des Lord von der Hafenstadt Kreel. Zu seinen üblichen langen blonden Kriegerzöpfen, trug er eine weiße Bluse mit grünem Jacket, an dem ein Kompass baumelte.
„König Allstairs Strategie. Wie er angreifen wird. Alles, was uns irgendwie helfen wird."

„Vorausgesetzt, dass er anwesend ist, wird er sich hinter der Infizierten verschanzen, warten bis wir am Boden liegen und dann seinen Auftritt hinlegen", sagte ich ausdruckslos.
Ich ließ keine Gefühle oder Bilder an mich heran. Auch wenn es schwer war.
„Gefangene macht er nicht. Vermutlich wird er sich auch auf Prinzessin Chara und Prinz Drystan konzentrieren, weil sie die einzigen echten Gegner für ihn sind."

Drystan und Chara tauschten einen Blick. Bestimmt erinnerten sie sich an die Entführung in der Burg zurück.

Dich führt der König allein.

„Ich bezweifle, dass er sich eine große Strategie zurechtlegt. Er wird uns einfach überrennen wollen."

Drystans Vater seufzte. „Das wird ihm nicht schwer fallen"
Der Rest nickte grimmig und sah anklagend zu Naevan. Doch die Blicke perlten wirkungslos an ihm ab.

~•~

Nach der Besprechung verließen alle düster den Raum und machten sich daran den zuständigen Leuten die Aufträge zu verteilen, damit alle Vorbereitungen in die Wege geleitet werden konnten. Zwar wusste der Rat nicht wie Naevan und ich, dass uns noch drei Tage blieben, aber man wollte jederzeit bereit sein.

Von dort aus machten wir uns direkt auf den Weg in die Stadt. Das hieß Chara und Drystan sollten hauptsächlich Naevan das Leid vorführen. Ich war nur dabei und Martell und Aramis wurden zum Schutz des frischen Ehepaars abgestellt.

Während die beiden Magieträger untergehakt vorne her gingen und leise miteinander redeten, bildeten Aramis und Martell das Schlusslicht. Natürlich waren sie in ihrer blauen Uniform gekleidet, als wir die Tore des Palastes verließen und den ersten Ring betraten.

Wobei von der Ring-Struktur natürlich nicht viel übrig geblieben war. Häuse von den mehr und von den weniger Wohlverdienenden wurden bei Sir Renalds Angriff zerstört und ein Großteil der Bevölkerung hatte die Seuche erfasst. Die, die übrig geblieben waren, waren nachgerückt, sodass die Häuser im ersten Ring gefüllt waren. Aktuell musste durch Einberufung des Kriegszustandes in Koranée niemand für seine Wohnung bezahlen, denn auch der Arbeitsalltag war natürlich zusammengebrochen.

Es herrschte ein Ausnahmezustand, jeder sollte bei den Kriegsvorbereitungen helfen. Sei es das Beschaffen von Vorräten, das einquartieren der Flüchtlinge von Land, das schmieden von Waffen, Nähen der Uniformen oder was auch immer.

Als wir unter der knallenden Mittagssonne die Straßen durquerten, entdeckten wir halb verbrannte oder zertrümmerte Häuser mit zersplitterten Scheiben. Vorgärten waren zertrampelt, Zäune verbogen, Plfaster stellenweise mit Krallenspuren übersäht.

Die Krallenspuren waren überall zu finden. An Türen, Wänden, Läden und Bäumen, die stellenweise in der Stadt platziert waren.

Den größtenteils des Blutes hat Regen und Bewohner fortwaschen können, aber an vielen Stellen klebte die getrocknete Flüssigkeit noch immer.

Trotz der verminderten Bevölkerungszahl, herrschte reges Treiben im Zentrum von Traddis.

Das Geräusch des Amboss, auf dem gearbeitet wurde, drang an unser Ohr und wir rochen das schmelzende Eisen. Kinder trugen Körbe mit Vorräten wie Mehl oder Dörrfleisch. Eine Kutsche, in deren Wagen viele Schwerter klapperten, fuhr an uns vorbei. Wieder andere trugen Stoffe für Uniformen umher, viele saßen draußen und nähten die Soldaten-Kleidung oder besserten alte aus.

Nemesis - Kronen und GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt