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Nemesis
Langsam kam ich wieder zu Bewusstsein und blinzelte träge durch den Nebel meiner Gedanken.
Ich spürte eine semi-weiche Matratze unter mir und mir war angenehm warm.
Ich öffnete die Augen und sah an eine hölzerne Decke.

„Na endlich!"

Sofort schoss ich hoch, stand vom Bett auf und wollte in derselben Bewegung nach einem Messer greifen, dass normalerweise an meinem Oberschenkel steckte. Ich griff ins Leere.

Blinzelnd und leicht schwankend sah ich an mir runter. Alle sichtbaren Messer waren aus meiner Lederkluft entfernt worden, einschließlich meines Schwertes.
Mir war etwas schwindelig, aber ich zwang meine Sicht sich auf die Personen vor mir zu fokussieren.

Krisha saß auf einem Fass als provisorischen Stuhl, den Fuß aufs Knie gelegt und musterte mich wachsam aus ihren Mandelaugen.
Quer über ihren Schoß hatte sie mein Schwert gelegt. Mit einem Finger tippte sie wartend auf den Griff.
„Schön, dass du wach bist."
Ich sah sie wortlos an und erinnerte mich an die Ereignisse in der Schlucht. Da mir keine akute Gefahr zu drohen schien und ich sowieso noch versteckte Messer in meiner Kluft verborgen hatte, ließ ich mich wieder auf die Matratze sinken.

Mein Kopf dröhnte und meine Muskeln schmerzten als wäre ich tagelang ohne Unterbrechung gerannt.

Stirnrunzelnd sah ich auf den Holzboden. Ich hatte die Monster mit meinen... Fähigkeiten getötet. Oder besser: ich hatte ihre Magie zerstört.

„Du solltest etwas essen", Krisha stand auf, um mir eine verbeulte Holzschüssel zu geben, die sie auf einer Kiste neben ihr abgestellt hatte, in der eine Brühe mit violettem Fleisch schwamm. Sie dampfte noch warm.

Ich nahm die Schüssel entgegen, musterte sie jedoch misstrauisch. Roch prüfend daran.
Fast schon beleidigt, schnaubte Krisha.
„Wenn wir dich hätten vergiften und töten wollen, hätten wir das getan, während du bewusstlos warst."

Ohne etwas dazu zu sagen - auch wenn sie recht hatte - nahm ich einen Löffel und kaute auf dem zähen Fleisch bis ich es schlucken konnte. Ich hatte wesentlich schlimmeres in der Burg zu mir genommen also beschwerte ich mich nicht.

„Du scheinst mir recht munter zu sein. Deswegen kommt jetzt, wie in der Höhle der Monster besprochen, das Verhör."
Mit pochenden Kopf sah ich von meiner Schüssel auf.
„Ich werde nichts sagen."
Herausfordern verschränkte sie die Arme.
„Warum nicht?"
„Allstair darf mich nicht finden. Je weniger du weißt, desto sicherer ist es für mich."

Sie nickte langsam. „Und was ist das?"
Aus ihrer Hosentasche fischte sie eine Schnur mit einem goldenen Ring aufgefädelt.
Drystans Siegelring.

Ich musste den Drang unterdrücken, meinen Hals zu berühren und sah ausdruckslos auf die Kette.
„Ein Ring"
„Der königliche Siegelring von Koranée", präzisierte Krisha und begann ihn an dem Band um den Finger zu wirbeln. „Was mich zu der Frage zurück bringt, wer du bist."
„Eine Deserteurin. Daran hat sich nichts geändert."
Sehr skeptisch fing sie den Ring mit der Hand und ließ die geschlossene Faust sinken.
„Vielleicht hätte ich fragen sollen, wann du desertiert und wann du zum Feind übergelaufen bist."

Auch wenn das Gespräch in eine gefährliche Richtung ging, blieb ich ruhig. Statt zu antworten stellte ich die Schüssel mit der Suppe auf den Boden neben dem Bett, dann richtete ich mich auf.
„Du weißt bereits alles, was du über mich wissen musst."
„Da bin ich andere Meinung!", fauchte sie und schlug mit der Faust, die den Ring hielt auf den Kasten neben sich, „Bist du eine Spionin?"
„Nein."

Die Gelassenheit in meiner Stimme, ließ sie die Augen verengen.
„Und die Magie?"
„Hat euch das Leben gerettet."
Sie lachte trocken auf. „Ohne dich wären wir gar nicht erst in Lebensgefahr gewesen."
„Du hättest den Deal nicht annehmen müssen."
„Dann wäre das Dorf gestorben."
Ich nickte mit nichtssagenden Blick.
„Wie gesagt. Ihr verdankt mir eurer Leben."

Nemesis - Kronen und GötterOn viuen les histories. Descobreix ara