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Nemesis
Naevan hatte nicht damit gerechnet und Drystans Bewegung war überraschend schnell gewesen, sodass der Kopf des Hüter nach hinten flog.

Überrumpelt machte er ein paar Schritte zurück und fasste sich an die nun blutende Nase.
„Im Ernst. Immer die Nase?", murmelte er, ehe er langsam seinen dunklen Blick auf Drystan richtete.
„Ich wäre jetzt sehr, sehr vorsichtig, Prinz."

Doch Drystan ignorierte die Warnung und holte für einen weiteren Schlag aus, unter dem sich Naevan gekonnt wegguckte.
„Ihr lasst Nemesis einfach sterben!", knurrte Drystan. Diesmal erschuf der Prinz goldenes Licht in seiner Hand und warf die Kugel auf den Hüter.
„Das lasse ich nicht zu!"

Wieder wich Naevan zurück, die Miene zur Ausdruckslosigkeit erstarrt. Die Lichtkugel landete im Wasser hinter ihm und ließ eine Fontäne in die Luft steigen.

„Ich lasse nicht einfach mein Volk sterben, nur weil Euch diese Welt egal ist. Mir ist sie das nämlich nicht, weil ich habe wenigstens ein Herz!"
Drystan formte ein Schwert aus Licht in seiner Hand. Verstärkt durch die Wut, die seine Züge verzerrte, griff er damit an.

Naevan duckte sich unter den Arm des Prinzen, in seiner Wut hatte dieser viel zu weit ausgeholt, nutze seinen Schwung und hebelte ihn über die Schulter. Dabei wurde das Handgelenk verdreht, dass Drystan das Schwert fallen lassen musste, ehe er donnernd auf den Steg klatschte. Das Schwert verschwand, sobald er den Kontakt dazu verloren hatte.

Die Lippen aufeinander gepresst, machte Naevan einen Schritt zurück, wo Drystan sich hustend aufrappelte.
„Damit erreichst du gar nichts", informierte Naevan ihn.
„Werden wir ja sehen", knurrte Drystan, formte einen Linie aus Licht waagerecht vor sich und ließ sie bogenförmig nach vorne sausen.

Naevan streckte dem Bogen die Handfläche entgegen und das Licht zersplitterte kurz vor ihm. Die Funken verloren sich in der Luft.

„Sie hat ihr ganzes Leben gekämpft, sich ein Leben ohne Allstair also mehr als verdient und Ihr wollt ihr das einfach rauben?"
Bei jedem Wort schoss Drystan weitere Salben an Lichtbögen, die Naevan alle abwehrte
„Und dann wagst Ihr es, sie so anzusehen."
Der letzte Bogen ließ Naevan vor Wucht nach hinten stolpern.
„Als würde sie Euch ernsthaft etwas bedeuten!"

Martell machte einen Schritt, um Drystan zu besänftigen, musste aber Aramis stützen. Chara schien unsicher, ob sie einschreiten sollte oder nicht.

„Wenigstens erwarte ich nicht, dass sie in einem Krieg für mich kämpft", erwiderte Naevan jetzt leise, „Ich setze sie nicht als Waffe ein."
„Und ich tue das ja?!"
Um Drystans zu Fäusten geballten Händen, bildeten sich knisternd grellgelbe Blitze.
Als Reaktion setzte Naevan einen Fuß nach hinten und ging leicht in die Knie. Sein Blick wachsamer, denn wir alle spürten die Magie, die sich um Drystan aufbaute.

„Ja", presste der Hüter zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „Bis jetzt habe ich nur gesehen, wie Ihr sie um immer mehr gebeten habt."

„Wir sind im Krieg verdammt! Leben stehen auf dem Spiel. Alles, was ich tue, tue ich, um meine Leute zu schützen!
Was man von Euch nicht behaupten kann."
Jetzt begannen Drystans Augen golden zu leuchten, wie Naevans Augen silber aufblitzen. Das einzige Zeichen, dass auch der Hüter seine Magie bündelte.

Die ganze Luft knisterte vor Spannung und mir stellten sich die Haare auf. Bis jetzt hatte ich mich nicht bewegt und dem Streit nur zugeschaut, aber so langsam drohte es, endgültig zu eskalieren.

„Ihr mögt ja von Heldenmut sprechen, aber Eure Götter haben sicherlich nichts als Macht im Blick. Ihnen sind die Menschen völlig egal."
„Was wisst Ihr denn schon von den Göttern? Glaubt Ihr, weil Ihr ihre Magie in Euch tragt, wisst Ihr es besser?"

Nemesis - Kronen und GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt