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Nemesis
Ich verließ das Gasthaus und trat auf die leeren Straßen. Krisha hatte getan, um was ich sie gebeten hatte. Kein Bewohner war auf der Straße als ich im Morgengrauen zu dem Keller ihrer Gruppe ging.

Diesmal stand sie mit verschränkten Armen am Geländer gelehnt. Ihr dunkler Blick traf auf meinen und sie kam mir grimmig entgegen.
„Ich hoffe für dich, dass du dich nicht überschätzt."
„Bis jetzt ist es nur für die schlecht ausgegangen, die mich unterschätzt haben", konterte ich, „Sind alle in ihren Häusern?"
Sie neigte verärgert den Kopf.
„Ich halte meinen Teil ein. Jetzt bleibt es an dir."

„Wo ist der Rest deine Truppe?"
„Kontrollieren nocheinmal die Stadt und sammeln alle ein, die aus irgendeinen Grund nicht auf mich hören sollten", sie zuckte die Schultern, „Sollten aber nicht viele sein. Alle wissen, wie es um uns steht und niemand will den Soldaten in die Quere kommen."
Als ich nur nickte sah Krisha betont auf mein Schwert an der Hüfte
„Willst du nur das und die paar Messer nehmen?"
„Ich hab alles, was ich brauche."

Seufzend schüttelte sie den Kopf und machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Was soll's. Wenn du versagst, sterben wir. Wenn du gar nichts tust, sterben wir."

Was sie so leicht dahinsagte, mache ihr mehr zu schaffen, als sie mir vermitteln wollte. Sie hatte die restlichen Abgaben nicht gezahlt. Sie hatte dem Dorf nicht helfen können.

Ich behielt irgendwelche tröstenden Worte für mich und wandte mich zum gehen.
„Wir werden dich beobachten"
Ich hielt inne und sah über die Schulter zu ihr.
„Wir mischen und nicht ein, aber wir schauen zu wie du kämpfst. Nur um sicher zu gehen, dass du keine krummen Dinge macht und das ganze eine Nummer des Königs ist."
Ich kniff die Augen zusammen.
„Das wäre grausam."
Schulterzuckend verfolgte Krisha eine Krähe mit den Augen.
„Wüsste nicht, warum das den König aufhalten sollte."

~•~

Das Dorf war still. Die einzigen Geräusche machten der Wind und Vögel, die gelegentlich vorbei flogen. Die Tiere waren in ihren Ställen, die Menschen in den Häusern.

Ich stand mit den Armen hinterm Rücken am Anfang des Dorfes. Der Weg von der Burg bis hierhin lag mir klar vor Augen, deswegen wusste ich, wo ich warten musste. Die Soldaten brauchten kein ausgeklügeltes Angriffsmanöver, sie konnten das Dorf durch die Eingangstür überrennen.

Es war mit maximal zwanzig gut ausgebildeten Soldaten zu rechnen. Zumindest war das die übliche Menge bei den Patrouillen gewesen, denen ich beigewohnt hatte.

Aus den Augenwinkeln bemerkte ich wie Krisha sich mir den vier anderen auf den Dächern drum herum versteckte und sie mich alle mit Argusaugen beobachteten.

Trotz des vorstehenden Kampfes war ich die Ruhe selbst. Ich war bereits in meinem Kampfzustand und atmete regelmäßig tief ein und aus.
Allstair hatte mich zu einer Waffe gemacht. Aber er führte mich nicht länger.
Und heute würden seine Soldaten sterben.

Aber letztendlich hatte ich mit der ganzen Aktion noch eine andere Absicht: Krisha sollte Respekt vor mir haben und es nicht wagen mich zu hintergehen. Im Götteeschlund war ich auf sie angewiesen, wie sie es jetzt auf mich war. Und wenn Vertrauen es nicht tat, dann eben das Wissen, dass sie Angst haben würde.
Vor mir.

Ich lockerte meine Schultern und fixierte die ersten Soldaten, die aus dem Wald kamen. Allesamt in schwarzer Montur, wie es auch meine war. Nur hatte ich meine weißblonden Haare unter die Kapuze gesteckt und das schwarze Tuch über Nase und Mund gezogen, sodass nur ein Streifen für meine kalten Augen frei blieb.
Die Pferde ließen sie an den Bäumen angebunden, sie würden in den schmalen Gassen nur hindern.

Nemesis - Kronen und GötterWhere stories live. Discover now