27

1.3K 150 12
                                    

Nemesis
Ich musterte die drei und ihre ernsten Mienen und spannte die Muskeln an. Der Traum winkte nach, sodass mein ganzer Körper noch immer zum Kampf oder Flucht bereit war.

Krisha holte Luft, sah ein letztes Mal zu ihren Freunden, die aufmunternd nickten, dann gestand sie:
„Ich sagte dir, dass auch ich eine Rechnung mit Allstair offen habe. Nun, tatsächlich ist unsere Gruppe Teil der Rebellion gegen den König."

Ohne eine Reaktion zu zeigen, wartete ich, was sie sonst noch zu sagen hatten.

Krisha ließ sich von meiner steinernen Miene nicht verunsichern und fuhr fort:
„Es gibt viele kleine Gruppen, die über ganz Leymalien verteilt sind. Wir sammeln uns im Hintergrund, werben Leute an, trainieren, rüsten auf, um einen finalen Schlag zu setzen."
Sie verzog das Gesicht.
„Bis jetzt trauen wir uns nicht groß zusammenzutreten, nachdem... nachdem man unser letztes Lager vernichtet hat."

Ich schloss innerlich die Augen und hielt mich davon ab die Faust zu ballen. Gleichzeitig wurde mir schlecht und ich konnte das Feuer riechen.

Sie wussten es nicht. Sie wussten nicht, dass ich es war.
Wie denn auch? Niemand hatte überlebt.

„Deswegen sind wir vorerst im Untergrund. Aber wir sind mehr, als du denkst. Wir haben eine reelle-"

Ich ertrug es nicht mehr und hob die Hand, um sie zum schweigen zu bringen.
„Ich werde euch nicht helfen."

Sie machte den Mund auf, klappte ihn wieder zu, ehe sie ehrlich verwirrt fragte:
„Warum?"
„Glaubt mir, es ist besser so."
Du bist nichts als eine Waffe.

„Aber-"
„Lass es", brummte jetzt Darren, „Sie hat abgelehnt."

Doch Krisha weigerte sich auf ihn zu hören. Stattdessen trat sie einen Schritt vor.
„Das ist auch eine Gelegenheit für dich, den König zu stürzen! Wir alle können unsere Rache haben, das Leben hier verbessern. Wir sind kurz davor, die Größe erreicht zu haben, die wir dafür brauchen."

Ich presste die Lippen aufeinander, aber das bemerkten sie nicht.
„Ich gehöre nicht in eure Reihen. Dafür ist meine Geschichte zu eng mit der von dem König verflochten. Besser, ich kümmere mich um meine Rache allein."
Etwas leiser fügte ich hinzu.
„Dann wird auch keiner verletzt."
Nicht nochmal.

Krisha sah enttäuscht zu Boden, nickte aber.
„Ok. Ich akzeptiere deine Entscheidung. Solltest du... solltest du es dir aber anders überlegen oder solltest du bei deinem Rachfeldzug Hilfe brauchen, weißt du, wo du uns findest."
Sie hob einen Mundwinkel.
„Und bring mir das Anulett, wenn du deine Mission beendet hast. Ich kann es für gutes Geld verscherbeln."

Ich blinzelte bei ihrem Verständnis. Sie war nicht wütend, dass ich anderen nicht helfen wollte. Dass ich nicht mit noblen Absichten an die Sache ran ging. Dass ich meinen dunklen Wünschen von Allstairs Leid nachging.
Und dass sie mich oben drein unterstützen würde, sollte ich darum bitten.

Ich räusperte mich kurz.
„Deal."

Krisha nickte und hielt mir die Hand hin.
„Dann wünsche ich viel Erfolg."
Eine Sekunde zögerte ich, aber dann hielten wir uns gegenseitig am Unterarm.
In diesem Moment waren wir mehr als Verbündete, aber... ob ich ich schon so weit gehen würde, sie eine Freundin zu nennen?
Auf jeden Fall sah sie mich direkt an. Ohne Vorurteil und ohne Angst. Obwohl sie sehr genau wusste, wer ich war.

„Wie geht es Licca und Matthias?", fragte ich, ohne ihren Arm loszulassen. Tatsächlich störte mich die Berührung nicht, aber ich hatte auch Handschuhe an.
Krisha zuckte die Schultern. „Die Wunden müssen heilen. Aber wir haben schon ähnlich schlimmes überstanden."

Nemesis - Kronen und GötterWhere stories live. Discover now