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Nemesis
Peitschend schoss der Schmerz durch meinen Unterarm. Riss an mir.
Das war ein Schmerz der tiefer ging als alles, was ich jemals gefühlt hatte, weswegen ich mich vor Qual hin und her warf.

Drystans Augen waren weit aufgerissen und er sah mit zitternden Händen auf mich runter, während er neben mir kniete. Überfordert, was er tun und wie er mir helfen sollte.

„Was passiert hier?", flüsterte er und sah hoch zu Naevan der kampfbereit neben mir aufragte. Das Gesicht eine steinerne Maske.
„Tut was!"

„Das sind Eure Götter, die dafür zuständig sind. Ich bin machtlos gegen den Deal.", fauchte der Hüter.
Zwar war in seinem Gesicht nichts zu sehen, aber die leichte Panik in seiner Stimme war nicht zu überhören.

Der Rest sammelte sich um mich, alle blass, da ich mich am Boden krümmte und mit den Händen auf den Stein schlug, was den Schmerz natürlich nicht besser machte.

„Wenn sie die Schmerzen so offensichtlich zeigt, will ich nicht wissen, was sie gerade durchmacht", bemerkte Aramis und berührte flüchtig seine Schulter.

Virginia musterte mich einen Moment genauso ratlos wie alle anderen, dann drehte sie den Kopf zu dem Hüter, dessen Körper angespannt war, wie eine Bogensehne.
„Was machen wir jetzt?"
„Wieso fragst du ihn das?", knurrte Drystan und sah einen Moment von mir auf.
Schulterzuckend antwortet die Leibwächterin:
„Nun, er hat zumindest erkannt, dass wir auf irgendeiner Ebene von den Göttern gelandet sind. Was auch immer das heißt."

„Das heißt, das wir gleich ein Problem haben", sagte Naevan düster und drehte den Kopf zu Seite, zu einer zerklüfteten Steinformation. Der Rest folgte seinem Blick, wo sich langsam in Gold und Silber die Gestalten von Riniah und Xenos materialisierten.

Der Göttervater war etwas größer als Naevan in eine weiße Toga gehüllt, über die ein reich verzierter Brustpanzer lag. Dazu hatte er braune Sandalen und ein massives Schwert an der Hüfte.
Seine Augen blitzen silber, das Gesicht mit perfekten Zügen geformt. Die Aura, die von ihm ausging, war erdrückend, gab mir das Gefühl klein und unwichtig zu sein.
Aber das waren Gefühle, die mühelos von dem Deal hinweggespült wurden, der mittlerweile meinen ganzen Arm in Flammen setzte.

Neben Xenos stand Riniah mit gestrafften Schultern und den Mund zu einer schmalen Linie verzogen. Ihre dunkle Haut bildete einen starken Kontrast zu dem goldenen Reif auf ihrem Haupt und dem weißen Gewand. In perfekten, glänzenden Wellen fiel ihr das schwarze Haar über die Schultern fast bis zum Boden.

„Seid gegrüßt", sprach die Götter-Mutter, „Es ist Zeit, den Deal einzulösen."

Chara und Drystan entspannen sich ein Stück, da es ihre Götter waren, die zu ihnen sprachen. Anders als für Naevan und mich, stellten die Götter keine Bedrohung da.
Virginia blieb wachsam, Aramis und Martell machten von der Präsenz der göttlichen Macht eingeschüchtert einen Schritt zurück.

Alle bis auf Naevan gingen auf die Knie. Ich für meinen Teil, blieb weiterhin zuckend am Boden und bekam sowieso kaum was mit.

Die Augen des Göttervaters richteten sich brennend auf den Hüter, der ihn voller Hass erwiderte.
„Naevan."
„So sieht man sich wieder", trotz der sichtlichen Feindschaft blieb der Genannte ruhig.

Immer noch kniend tauschten die anderen verwirrte Blicke.

„Du hast etwas, was uns gehört", bemerkte Riniah. Dabei hatte sie den Kopf schief gelegt, wie eine Raubkatze. Ohne, dass sie die Stimme erhob, ging diese einen durch Mark und Bein.
Am Rande deutete sie den anderen, sich zu erheben. Nur Drystan blieb neben mir knien. Seine Augen zuckten immer wieder zwischen den Göttern und mir hin und her.

Nemesis - Kronen und GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt