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Nemesis
Ein und aus.
Einfach nur ein- und ausatmen.

Auf gar keinen Fall die Kontrolle verlieren, während mir Aerienne eröffnete, dass keine meiner Entscheidungen, tatsächlich Entscheidungen waren.
Ich war lediglich manipuliert worden. Hatte hier und da einen Stupser bekommen, damit ich in die richtige Richtung taumelte, während ich so stolz war, mich von Allstairs Kontrolle losgesagt und selbst gehandelt zu haben.

Entscheidungen. Entscheidungen hast du nicht zu treffen.
Sein hämisches, kaltes Lachen klingelte in meinen Ohren und mir wurde speiübel.

Ich kam mir so unglaublich dämlich vor. Es war alles nur ein großer Plan, den die Götter sich zurecht gelegt hatten.

Wegen Riniah und Xenos war Drystan entführt worden. Wegen ihnen war auch ich in die Burg zurückgekehrt. Wegen ihnen hatte ich meine persönliche Hölle erneut durchleben müssen.

Bis jetzt hatte ich sie für ihre Lügen lediglich verurteilt. Für die Infizierten, die sie erschufen.
Jetzt brodelte dort tiefschwarzer Hass.

„Ja, sie haben das Gerücht gesät und es bis nach Leymalien sickern lassen", bestätigte Aerienne, „Damit, wenn du zurück kommst, du den Handel mit Xenos eingehst."

Eine Marionette. Nichts anderes war ich gewesen.
Vielleicht führte Allstair mich nicht mehr, aber die Götter hatten es getan.

„Zumindest in dem Punk hat er sich geschnitten", sagte ich mit ruhiger Stimme, die nichts von meinem inneren Schrei vermuten ließ, „Denn die Magie bekommt er nicht."
Aerienne sah mich an, als wusste sie etwas, das ich nicht wusste, ehe sie zu Naevan sah.
„Trotzdem, solltet ihr es doch tun-"

„Werden wir nicht", knurrten Naevan und ich aus einem Mund, während jeder es mied, den anderen anzusehen.

Phyrros verdrehte am Rande meines Blickfeldes die Augen, aber ich ignorierte ihn. Ihn würde ich später noch in die Mangel nehmen.

Aerienne tat, als hätten wir nichts gesagt.
„Es ist wichtig, dass König Allstair am Leben bleibt. Wenn ihr ihn tötet, stirbt auch Arnicus und seine Magie wird sofort an die verbliebenen Götter übertragen. Arnicus und König Allstair sind zu tief miteinander verbunden, weil du nicht mehr als Arnicus' Körper dienen kannst, dass der Tod des einen, unmittelbar auch zum Tod des anderen führt.
Das würde unseren Eltern endgültig alle Mittel geben, um diese Welt zu zerstören. Und jede danach auch auf der Suche nach mehr und mehr Energie."

Als sie das sagte, kam mein Sturm brodelnd an die Oberfläche.
Dass König Allstair am Leben bleibt.

„Vergiss es", zischte ich, „Dieser Bastard stirbt."
Aerienne sah mich verständlich an. Etwas, das mir direkt gegen den Strich ging.
„Ich weiß was er getan hat-"
„Bildet Euch nicht ein Ihr wüssten auch nur einen Hauch von dem, was er getan hat", unterbrach ich sie knurrend.

Naevan neben mir spannte sich an und auch sein Sturm war deutlich zu spüren. Meiner reagierte darauf in Form von knisternder Energie, die meine Arme hinauf schoss.

„Wenn ihr ihn aus Rache tötet, dann ist diese Welt zum Tode verurteilt", warnte die Göttin und bohrte ihren eindringlichen Blick in meinen, „Alles wäre dahin. Jedes Opfer, das Naevan gebracht hat, um unsere Eltern aufzuhalten."
Der letzte Satz brachte mich dazu innezuhalten, was genau das war, was sie hatte erreichen wollen.

Naevans Blick wurde dunkler, ehe er sich an mich wandte.
„Es spielt keine Rolle, was ich verloren habe. Dieser Mann hat den Tod verdient."
Überrascht sah ich zu ihm und er erwiderte meinen Blick todernst. Er meinte es genauso, wie er es sagte.
Naevan fügte hinzu:
„Diese Welt hat nichts getan, dass mein Blut verdient. Warum sollte ich sie also retten wollen?"
„Weil du einer von den Idioten bist, die in ihr Leben vielleicht?", mischte sich Phyrros fast schon gelangweilt ein.

Nemesis - Kronen und GötterWhere stories live. Discover now