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Drystan
Mein Magen war ein eisiger Klumpen als wir am diesen Morgen vom Palast auf den Platz hinaus traten. Ich trug ein Kettenhemd, darüber ein blaues Stoffgewandt geworfen, auf dem das Siegel von Koranée gestickt worden war: zwei Dolche, die sich über einem Lorbeerkranz kreuzten.

An den Schulter hatte ich eiserne Schoner, genauso an den Armen, die aussahen wie eine halbe Rüstung. Um meine Hüfte saß sicher ein Schwert aus Schwarzstahl. Eines der wenigen, die noch übrig waren, seitdem Allstair die Berge eingenommen und wir so kein Schwarzstahl mehr abbauen konnten.

Es war jetzt mehr als eine Woche her seitdem Nemesis aufgebrochen war, um die Göttermagie zu finden. Seitdem hatten meine Eltern, mit der Beteiligung von mir und Chara, die Rüstungsindustrie hochgefahren, Männer ab 19 eingezogen, Reservisten eingezogen, Waffen produziert und verteilt und Truppen in Bewegung gesetzt. Lager in der Nähe der Frontlinien aufgebaut und die Zivilisten von den Dörfern in umliegenden Feststungsstädte evakuiert. Viele neue Dorfbewohner waren so auch in Traddis dazu gekommen, sodass die Stadt nicht mehr ganz so leer wirkte, wie nach Renalds vernichtenden Angriff.

Das alles lief in Absprache mit dem Rat und dem Kriegsrat. Sie wussten im groben und ganzen über Nemesis' Mission Bescheid und dass wir praktisch auf Zeit spielten. Es hatte keinem aus dem Rat gefallen, aber welche Alternativen hatten wir?

Der Wiederaufbau von Traddis war ins Stocken geraten, da alle halfen den Krieg zu bewirtschaften. Es wurden Waffen verarbeitet, Lebensmittel rationiert und verpackt, um sie an die Front zu liefern, weitere Transporte, Sanitätertrupps gebildet und wichtige Jobs, wo die Männer fehlten, von Frauen übernommen. Teilweise auch neben dem eigenen Job.

Alle knieten sich rein. Wenn auch mit düsteren Mienen auf den Gesichtern. Die Frauen schienen ihren Männern bereits innerlich für immer Lebewohl gesagt zu haben und die Männer, die sich in den Kasernen meldeten hatten mit dem Leben abgeschlossen.
Nach Allstairs Nummer bei der Hochzeitsfeier und meiner fehlenden Demonstration von Magie, waren sie alle demoralisiert.

Wobei ich Riniah endlich akzeptiert und eingelassen hatte. Meine Angst und Wehwehchen waren jetzt irrelevant. Meine Aufgabe war es mit Chara meinen Leuten beizustehen. Wie mein Vater sagte, wir mussten ein starkes, von Götter gesegnetes Paar geben, um unser Volk an einen siegreichen Kampf glauben zu lassen. Auch wenn bei Allstairs Übermacht alle Chance gegen uns standen.

Noch war die versprochene Verstärkung aus Chri- Delero nicht angereist, aber die Schiffe mussten auch erstmal ihre Reise über den Ozean bewältigen.

Chara stand neben mir. Sie trug ähnliche Kleidung wie ich. Über ein auf ihren Körper zugeschnittenes Kettenemd, trug sie den gleichen Stoff, nur in blassgrün und mit den Wappen von Chri-Delero: eine schwarze Hand, über der eine goldene Sonne schwebte.

Metall an Schultern, Armen und Knien schützen sie vor Angriffen und während sie ihre Bewegungsfreiheit beibehalten konnte. Ihre ritterlichen Stiefel tönten dumpf auf dem Stein, als sie sich zu mir umwandete.

Auf ihrem kurzgeschorenen Haar ruhte der goldene Reif aus Ranken, sobald es an die Waffen ging, würde sie ihn jedoch ablehnen.
Ungeschminkt - was ihrer Schönheit jedoch keinen Abriss tat- sah sie mich entschlossen an.

Wir würden heute mit einigen Königswächtern und hauptsächlich jungen Soldaten an die Grenze im Osten reisen. Es war nicht weit vom leymalischen Wald, durch den wir auch Verax erreicht hatten. Die Strecke war mir also schon vertraut.
Was es nicht besser machte.

Chara entging meine Anspannung nicht, aber ich bezweifelte, dass es ihr viel besser ging. Trotzdem legte sie mir eine Hand auf die Schulter.
„Wir schaffen das. Wir müssen nur bisschen durchhalten, bis Nemesis mit der Magie zurück kommt."
Ich stieß die Luft aus und nickte. Sah aber statt einer Antwort einfach zu den Königswächtern auf dem Platz, die mit Pferden auf uns warteten. Aramis und Martell waren ebenfalls bereit, ernste Mienen wie alle anderen. Phyrros würde mich als persönlicher Kammerdiener genauso begleiten. Er stand neben meinen Freunden und wirkte wie allzuoft, überhaupt nicht begeistert.

Nemesis - Kronen und GötterWhere stories live. Discover now