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Nemesis
Wir erreichten den Götterschlund und zogen den Karren bis zur Kante. Wortlos packte ich den ersten Leymalier und schmiss seine Leiche runter. Ich hörte keinen Aufschlag.

Als ich von der Schwärze hochsah begegnete ich Matthias' Blick. Er grinste mich an und schmiss seinerseits einen Mann hinterher.
„Eines muss man dir lassen, du bist echt knallhart."
Achselzuckend warf ich einen Kopf nach unten.
Die anderen machten sich ebenfalls an die Arbeit. Schnell hatten wir die Soldaten den Monstern da unten zum Fraß vorgeworfen.

„Wie könnt ihr in der Dunkelheit da unten sehen?", fragte ich schließlich das, worüber ich mich von Anfang an gewundert hatte.
Krisha wischte sich etwas von dem Blut, das an ihre Hände gekommen war, an der Hose ab, da sah sie auf. Kurz huschte mein Blick zu ihrer Narbe, dann wieder zu ihrem gesunden Auge.

„Das ist Teil der Magie des Götterschlunds", sagte sie, „Er zeigt dir deine größte Angst. Wenn du sie durchstehst, siehst du durch den Nebel."
„Meine größte Angst", wiederholte ich.
Was auch sonst.

Der dünne blonde, Darren, zog eine Augenbraue hoch.
„Immer noch sicher, dass du da rein willst?"
Ich antwortete nicht sondern fragte an die Gruppe gewandt:
„Und ihr habt euch euren Ängsten bereits gestellt?"
„Wenn du stetig vor der Angst stehst, den nächsten Tag nicht zu überleben, weil es nichts zu essen gibt, dann ist dir jedes Mittel recht", antwortete Licca und sah zu ihrem Zwilling, „Was nicht heißt, dass wir es nicht verdauen mussten."
„Was muss man tun, um sie zu bewältigen? Es ertragen?"

Krisha schüttelte den Kopf und sah dunkel in die tiefen. „Das wäre zu einfach."
„Man muss die Angst töten", erklärte Matthias mit seiner dumpfen Stimme, „Wortwörtlich."
Stirnrunzelnd verlagerte ich das Gewicht von einem Fuß auf den anderen.
„Ich wüsste nicht, warum das ein Problem sein sollte."
Licca schnaubte und wandte sich um, damit wir zurück gehen konnten.
„Warte nur ab."

~•~

Es hatte sich schnell im Dorf rumgesprochen, wer ihre Retterin war. Als ich am nächsten morgen von meinem muffeligen, kargen Zimmer in die stinkendere Kaserne kam, starrten mich alle ohne Scham an. An der Bar blieb ich stehen und musterte den Raum.
Diejenigen, die schon morgens begannen zu trinken, oder von der Nacht schlicht nicht aufgehört hatten, fingen an zu tuscheln. Ohne einen Hehl daraus zu machen, dass es um mich ging.

Seufzend zog ich ein Messer aus meiner Kampfmontur und knallte es laut auf die Theke. Die müde Barkeeperin schreckte zurück, gleichzeitig wurden all still.

„Wenn jemand meint, etwas über mich hinter meinem Rücken sagen zu müssen, dann kann er es mir gerne direkt sagen!"
Einige tauschten unwohle Blicke, als meine Augen sengend durch den Raum glitten.
„Nein? Dann haltet verdammt nochmal die Klappe und seit froh, dass ich euren Arsch gerettet habe."
Ich stecke das Messer wieder ein und wandte mich der Barkeeperin zu.

Nachdem ich mich umgedreht hatte, wurde langsam wieder das Gespräch aufgenommen, wobei es krampfhaft nicht um mich ging.
Na also, geht doch.

„Gibt es noch Wasser?"
Die Barkeeperin mied meinen Blick und stellte es mir in einem Glas hin. Ich stürzte es schnell runter, bedankte mich, nahm ein Stück Brot auf die Hand mit und verließ das Gasthaus.

Die ersten Strahlen der Sonne kitzelten mein Gesicht, als ich hinaus auf die noch leeren Straßen trat. Mit Matsch unter meinen Stiefeln marschierte ich zu Krisha und wartete am Treppengeländer. Kurze Zeit später kam die ganze Truppe raus.

Matthias hatte Nunchakus an der Hüfte, Darren, wie ich bemerkte, eine Reihe an Wurfmessern quer über der Brust. Bei seiner zierlichen Gestalt, verschluckte ihn der Gurt fast, aber ich zweifelte trotzdem nicht, dass er damit umgehen konnte.

Nemesis - Kronen und Götterजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें