Prolog

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Es war eisig kalt. Der Wind peitschte gegen die vergitterten Fenster des Verlies und heulte schaurig, ganz so wie ein Klagelied. Gesungen vom Wind persönlich.
Die einzige Kerze, die den Raum nur spärlich erhellte, flackerte und erlosch, im Angesicht des tosenden Sturmes vor der Burg.
Tropfen um Tropfen fiel Wasser von der Decke der Zelle herab und weichte das Stroh auf. Auch durch das Fenster regnete es herein, sodass sich eine unangenehme Kälte ausbreitete.
Am Ende des Ganges bog eine Gruppe von Männer ein, ausgestattet mit hellen Fackeln. Zielstrebig liefen sie auf die Zelle zu. Immer näher und näher.
Der König tratt aus der Mitte der Wachen hervor und machte einige Schritte auf das Verlies zu.
Angespannt musterte er die schmale, zerlumpte Gestalt, die sich in die Ecke gedrängt hatte.
Einst waren ihre Kleider schön, einer Königin würdig.
,,Arthur wie schön, dass du mich besuchen kommst", murmelte diese und selbst ihm Schein der Fackeln sah man ihr schmallippiges Grinsen.
Der Angesprochene schluckte hart, während er sie misstrauisch musterte.
,,Ich komme dich nicht besuchen, Morighan, ich hole dich persönlich ab, um deine Hinrichtung zu vollstrecken."
Wie eine Drohung hangen diese Worte in der Luft, doch Morighan wusste was auf sie zu kam, seit dem Moment, an dem sie weggesperrt wurde.
Die Wachen traten auf den Befehl des Königs ein und zogen Morighan unsanft vom Boden hoch.
Sie wurde durch dunkle Gänge geführt, in denen alle paar Meter Nischen in die Mauer geschlagen wurden, um dort die Kerzen hinein zu stellen.
Selbst durch die Gänge pfiff der Wind.
Auf dem Hof der Burg wurde bereits ein Scheiterhaufen aufgebaut.
Ein Mann, dessen Gesicht man nicht erkennen kann, stand daneben und entzündete das Feuer
Morighan ging mit einer erstaunlichen Gelassenheit ran, denn sie ließ alles mit sich geschehen, ja sie grinste sogar. Doch dieses Grinsen ließ sie nur noch grausamer erscheinen.
Außer dem König und den Wachen gab es nur einen Zuschauer.
Allerdings stand dieser weit entfernt, in sicherer Entfernung im Wald um die Burg und musterte das Treiben mit zunehmender Besorgnis.

Feuer. Überall Feuer.
Und Schreie.
Die Schreie von Morighan.

Morighan die im Feuer stand und sich wie eine Raubkatze wand, während die Flammen an ihr hochschlängelten und sich in ihre Kleidung frasen.
Ein gleisend heller Blitz erhellte den Schlosshof.
Das Gewitter grummelte vor sich hin und der Donner grollte über der Burg.
,,Du wirst dir noch wünschen, mich niemals gekannt zu haben Arthur!", schrie Morighan, gequält von dem Feuer um sie herum.

„Ich rufe die Kräfte des Nordens,
Auf dass sie mich schützen.
Ich rufe die Kräfte des Ostens,
Auf dass sie mich binden.
Ich rufe die Kräfte des Südens,
Auf dass sie mich stärken.
Ich rufe die Kräfte des Westens,
Auf dass sie mich unterstützen.
Und ich rufe die Kräfte der Dunkelheit,
Auf dass du verfluchst seist."

Hüter der HimmelsrichtungenWhere stories live. Discover now