Kapitel 23 Claire Teil 1

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„Morighan, ihr wolltet mich sprechen." Arthur, in edle Gewänder gehüllt, stand vor der hölzernen Eichentür und musterte die Frau, die vor ihm stand und seine Königin werden würde.

„Ja, es ist wichtig Mylord", erklärte sie und schlug ihre Augen nieder.

„Gäbe es einen Moment, um ein wichtiges Gespräch zu führen, außerhalb der Hörweite anderer Menschen?", fragte die dunkelhaarige Schönheit und lächelte schüchtern. Sie wusste, welche Last auf ihren Schultern ruhte. Wie wichtig, dieses Gespräch war.

Wenn es schiefging... ja, dann würde sie vermutlich alles verlieren. Und doch musste sie es riskieren. Sie hatte gesehen, wie tausende Unschuldige gestorben waren. Wie sie verbrannt wurden.

„So gern ich mich auch mit dir Unterhalte, aber meine Ritter sitzen an der Tafelrunde und warten auf mich." Sein Blick war entschuldigend, obwohl er das nicht sein müsste, schließlich wollte sie etwas von ihm. Dem König.

„Es geht um die Chaosmagier", brachte sie heraus und sah ihn bittend an.

„Nun gut, dann sprich", stimmte er zu und fragte sich, was Morighan zu diesem Thema zu sagen hatte.

„Die Chaosmagier sind nicht böse", sprudelte es aus hier hervor.

„Morighan, komm zur Vernunft, natürlich sind sie das. Sie haben unser Königreich angegriffen und das mehr als ein Mal." Arthur Pendragon hatte kein Verständnis. Von Morighan, seiner Morighan, die die gleichen Zauberkräfte hatte wie Merlin, hatte er das nicht erwartet.

„Nein", widersprach sie, diesmal überzeugter. „Du musst aufhören sie so zu sehen."

„Ich werde mit dir nicht darüber diskutieren. Du hast so schon genügend meiner Zeit verschwendet. Wir sehen uns bei der Hinrichtung heute Nachmittag. Vorher will ich nichts von dir hören."

Mit diesen Worten drehte er sich um und bedeutete den Wachen das Tor zu öffnen.

Die Gelegenheit war für ihn erledigt.

Jedoch nicht für Morighan. Diese hatten einen Plan, um die Hinrichtung des heutigen Tages zu verhindern.

Selbst wenn sie dadurch selbst in Gefangenschaft geriet. Sie würde nicht zulassen, dass weiterhin unschuldige Menschen starben.

*

Azriel hatte recht. Mit allem. Auch wenn ich es schon vorher, wusste, so war dieser Traum die Bestätigung.
Die Bestätigung dafür, dass der Rat uns alle kontrollierte. Dass er es war, der die Hüter manipulierte und nicht dafür sorgte, dass es ein Gleichgewicht in der Welt gab.

Ich ließ die Augen geschlossen und lauschte den Bewohner des kleinen Dorfes, die vor meinem Fenster lautstark debattierten. Die Menschen hier waren alt und lebten vom Tourismus. Genauso, wie die freundliche alte Dame, die uns in ihrem Hotel untergebracht hatte.

„Claire, du bist wach. Dein Atem hat sich verändert. Mach die Augen auf", brummte eine nur allzu bekannte Stimme.

Missmutig öffnete ich meine Augen und musterte Azriel, der mit verschränkten Armen am Fußende stand, aus zusammengekniffenen Lidern. Das Licht der Sonne schien durch mein Fenster und blendete mich.

„Was willst du", murrte ich und zog mir die Decke ein Stück höher. Ich brauchte einen Moment um mich an die Sonnenstrahlen zu gewöhnen.

„Ich wollte fragen, wie weit du mit unserem Plan bist. Der Rat hat ganze Arbeit geleistet. Alle wichtigen Variablen sind hier."

Ja, und das war nicht sein Verdienst.

Sah er nicht, dass ich nicht mit ihm reden wollte? Ich vergrub mein Gesicht in dem Kopfkissen neben mir.

„Claire! Heute ist Wintersonnenwende. Du hast noch maximal drei Stunden", fuhr er fort, als ich nicht reagierte.

„Theresa steht auf unserer Seite. Wir werden den Fluch eine Weile aufrechterhalten und nach einer anderen Lösung suchen. Eine, in der Theresa überlebt", erklärte ich und schwang mich widerwillig aus dem Bett. Sofort fröstelte ich ohne meine warme Decke.

„Wie willst du das anstellen?", hakte er misstrauisch nach, während ich mir eine einfache enge Jeans und ein ebenfalls schwarzes, langärmliges T-shirt erschuf, das ebenfalls eng anlag.

„Das weiß ich noch nicht, aber ich werde es schaffen."

Ich war überzeugt, dass ich mit Hilfe des Chaos eine Möglichkeit finden würde meine Schwester zu retten und den Rat in die Knie zu zwingen. Nur wie, das wusste ich nicht. Aber möglicherweise hatte ich einige Monate Zeit.

„Und was ist, wenn Theresa gar nicht auf deiner Seite steht? Was ist, wenn sie nur Informationen beschaffen soll?", wandte er ein. Ich wusste, das Azriel ihr nicht vertraute. Selbst mir gegenüber war er noch skeptisch.

Außerdem waren seine Sorgen begründet. Auch ich traute meiner Schwester nicht zu einhundert Prozent.

„Julien hat sie verraten", erklärte ich knapp und begann meine Hose anzuziehen.

„Das hat nichts zu sagen", murrte er und verschränkte die Arme. Natürlich hatte es das. Frauen, die verraten oder betrogen wurden, waren besser als irgendwelche Attentäter.

„Blut ist dicker als Wasser", entgegnete ich, was ihn veranlasste eine Augenbraue in die Höhe zu ziehen und mich spöttisch zu mustern.

„Claire, du weißt, dass du auf meine Seite gewechselt bist, obwohl deine Schwester nicht auf dieser stand."

Das hatte andere Gründe. Das wusste er genauso wie ich. Ich kannte die Wahrheit.

Er hatte mich gezwungen ihm zuzuhören. Der Wahrheit ins Gesicht zu blicken.

„Ich habe einen Ersatzplan. Einen, der den Fluch freisetzt, sollte sie ihn brechen wollen."

Azriel mustere mich mit hochgezogenen Augenbrauen. Er schien nicht sonderlich überzeugt.

„Warum können wir nicht bei unserem alten Plan bleiben?", wollte er wissen und umrundete den kleinen Tisch, auf dem ich meine Waffen ausgebreitet hatte.

Ich zog wortlos das T-shirt über und erschuf mir eine Tasse meines Lieblingskaffees.

„Glaub mir, es kann nichts schiefgehen. Meine Kräfte sind stärker als die meiner Schwester", versicherte ich ihm und nippte an dem heißen Getränk.

Stumm sah er zu, wie ich mir die Messer umschnallte und schließlich auch noch meinen Schwertgürtel mit Excalibur anlegte.

„So leid es mir tut, Azriel und so gern ich auch mit dir rede, aber ich muss langsam zu den Anderen. Wir haben viel vorzubereiten", erklärte ich und schnappte mir meine abgetragenen Turnschuhe, die ich viel zu sehr liebte, um sie durch Neue zu ersetzen.

„Ich bin mir sicher, du kannst noch ein paar Minuten deiner kostbaren Zeit opfern", widersprach er mir und stellte sich provokativ vor mich.

Belustigt lief ich an ihm vorbei und zog die Tür auf.

Im Türrahmen drehte ich mich noch einmal zu ihm um.

„Nein, tut mir leid Azriel. Für den Fall, dass du es noch nicht mitbekommen hast, wir müssen heute einen Fluch brechen", erwiderte ich spöttisch und ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen.

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Ich weiß nicht, irgendwie mag ich diese Szene xD.

Die Vergangenheit ist jetzt auch geklärt. Es läuft langsam alles auf das Ende zu.

Ich muss die Absätze noch entfernen. Ja,  ich weiß. 😅

Hüter der HimmelsrichtungenTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon