Kapitel 9 - Teil 1

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„Bitte nehmen sie nun wieder ihre Plätze ein, wir werden in Kürze landen." verkündetete die Stimme aus den Lautsprechern. Ich zuckte leicht zusammen, als die Ansage mit einem unangenehm Piepton beendet wurde. Milan neben mir sah mich feixend an.

Sowohl Mr. Young als auch Theresa hatten es nicht rechtzeitig geschafft und so schaute ich nach meiner Ankunft erst einmal, ob ich eine neue Nachricht bekommen hatte. Was jedoch nicht der Fall war. Unsere Anweisungen waren klar. Wir sollten ohne Umwege ins Hotel, um zu schlafen. Wir waren in der Nacht geflogen, doch ich hatte kaum ein Auge zu getan und so war ich nun, obwohl es helllichter Tag war, erschöpft.

Nachdem wir aus dem gekühlten Flughafen heraustraten, prasselte die Hitze auf uns nieder. Was erwartete man auch von Afrika. Straßenlärm empfing uns und die Leute verließen geschäftig den Flughafen von Kapstadt. Durch die Menschenmassen, die alle gleichzeitig herausströmten, war es schwer sofort ein Taxi zu bekommen und so warteteten wir eine geschlagene halbe Stunde in der Hitze.

Ich ärgerte mich, dass ich nicht daran gedacht hatte dünnere Sachen anzuziehen, denn in New York war es extrem kalt gewesen. Als Jace es endlich geschafft hatte ein Taxi zu organisieren ließen wir uns erleichtert auf die Sitze fallen und ich dankte im Stillen für die Klimaanlage, die in das Auto eingebaut war.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir dann tatsächlich im Hotel an. Die Reservierungen waren schon im Vorfeld getätigt und so hatte ich ein Doppelzimmer für mich allein, was mich aber nicht weiter stört. Hin und hergerissen zwischen sofort ins Bett gehen und vorher noch duschen stand ich erstmal in der Mitte des Raumes.

Doch schließlich fiel die Entscheidung auf vorher duschen und so ließ ich das kalte Wasser über meinen Körper laufen. Erfrischt, aber immer noch müde ließ ich mich anschließend in mein Bett fallen.

*

Versammelt euch, Ritter der Tafelrunde" , rief Arthur quer über den Hof, woraufhin einige Männer sofort all ihre Arbeit niederlegten und in Richtung des Eingangs strömten, unter ihnen auch Merlin, obwohl er kein Ritter der Tafelrunde war, aber als engster Berater Arthurs, war er verpflichtet an den Sitzungen teilzunehmen.

Morighan, die gerade neben einer Zofe stand und sich mit dieser über einen Stoff unterhielt, beobachtete das Treiben aus einem Fenster. Interessiert wandte sie sich an ihre Zofe. „Was machen sie?" verlangte sie zu wissen. „Die Ritter versammeln sich um über die Woche zu sprechen." erklärte diese bereitwillig.

„Wer darf daran teilnehmen?" wollte Morighan wissen. „Die Ausgewählten Ritter und Merlin." beantwortete die Zofe, die sich mittlerweile wieder dem Stoff zu gewandt hatte, die Frage. „Ich möchte dorthin geführt werden." bestimmte Morighan.

„Aber, das geht nicht." meinte die Zofe erschrocken. „Doch." erwiderte sie mit fester Stimme und stand auf, um sich auf den Weg zur Tafelrunde zu machen. Sie war sich ziemlich sicher, dass Merlin nichts dagegen haben würde, ebenso wenig wie Arthur und so könnte sie außerdem die anderen Hüter kennenlernen.

*

„Keinen Mucks, oder dies könnte dein Letzter sein." drohte mir eine Stimme, während ich noch mit geschlossenen Augen da lag. Doch auch wenn diese noch zu waren, spürte ich das kalte Metall an meinem Hals, welches sich verräterisch scharf anfühlte.

Vorsichtig, darauf bedacht mich nicht allzu sehr zu bewegen, öffnete ich meine Augen und blickte in die kalten Augen eines Mannes. Eines Mannes, den ich sofort wiedererkannte, auch wenn unsere letzte Begegnung einige Wochen zurück lag.

Azriel.

Er hatte mich gefunden und ich wusste nicht ob Kyle mir diesmal zu Hilfe kommen könnte, da ich nicht nach ihm rufen konnte. „Was wollen sie von mir?" brachte ich daher gepresst hervor, immer noch vorsichtig, um nicht näher an die Klinge zu kommen.

„Da uns das letzte Mal leider jemand dazwischen gekommen ist, werde ich dich nun für meinen Meister holen." erklärte er mit einem teuflischen Grinsen. „Und wenn ich nicht mitkomme?" fragte ich provokant, was, wie sich herausstellte, ein Fehler war, da er mich nun böse musterte.

„Ich glaube kaum, dass du die Kraft dazu hättest." erwiderte Azriel mit einem überlegenen Ton. Ich musste mir leider eingestehen, dass er Recht hatte. Denn ich konnte es nicht und schon gar nicht in meiner Lage. Was konnte ich schon gegen eine Kreatur des Chaos ausrichten?

Fieberhaft überlegte ich, was ich tun konnte, immer in dem Bewusstsein, dass mir nicht viel Zeit blieb. Ich ballte meine Hand zur Faust und konzentrierte mich auf die Teilchen, aus denen mein Gegenüber bestand und die sich wild bewegten. Was ich bei den Amaren noch intuitiv angewandt hatte, versuchte ich nun gezielt einzusetzen.

„Wie ich sehe, hast du eingesehen, dass ich stärker bin." meinte Azriel und grinste mich dreckig an, während ich immer noch versuchte die Bewegung der Teilchen zu verringern. Doch diese waren schneller, als ich es für möglich gehalten hätte und so hatte ich zu kämpfen um sie auch nur ansatzweise zu bremsen.

Während er weiter auf mich einredete brachte ich meine gesamte Kraft auf.
Und tatsächlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, hatte ich es geschafft und er erstarrte. Zwar nur für einige Sekunden, doch diese Zeit nutzte ich, um mich vom Bett zu rollen und mich auf die Knie fallen zu lassen.

Wie ein Sprinter kniete ich neben dem Bett, während Azriel sich aufrichtete und mich aus böse funkelnden Augen musterte.
Er warf sein Messer doch ich verlangsamte alle Teilchen im Raum, sodass ich mich mit einer geschickten Bewegung zu Seite fallen lassen konnte.

Allerdings merkte ich, dass meine Kräfte zur Neige gingen und außer dem Verlangsamen, beherrschte ich auch nichts Anderes. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis er mich überwältigen würde. Während Azriel also den nächsten Angriff startete, musste ich über eine langfristige Lösung nachdenken.

Denn lange würde ich seinen Attacken nicht mehr standhalten können, vor allem, da er immer mehr Messer zu Tage förderte.

Hüter der HimmelsrichtungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt