Kapitel 21 Claire Teil 4

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Ich erkannte sie sofort. Zumindest den Jungen mit den roten Locken, der mir so vertraut war. Julien, mein bester Freund.

Das Mädchen war mir einen Moment unbekannt, doch spätestens als die beiden sich voneinander lösten und erschrocken zu mir umblickten, wusste ich, wer es war. Theresa.

Meine Schwester hatte gerade meinen besten Freund geküsst.

Einen Moment stand ich wie festgefroren da.

Auch die Beiden waren erstmal erstarrt.

„Claire, wie schön dich zu sehen." Julien fand als erster seine Sprache wieder.

Meine Schwester zupfte ihre Frisur zurecht, die ein wenig zerstört war und kam dann anschließend zu mir. Julien folgte ihr.

Misstrauisch beobachtetet ich, wie die Beiden ihre Hände miteinander verschränkten und von oberhalb der Treppe zu mir herunter blickten. Ich trat einige Schritte zurück, damit sie an mir vorbei in den Raum treten konnten.

Theresa sah tatsächlich peinlich berührt aus. So lange ich sie kannte, war sie noch nie peinlich berührt gewesen.

„Theresa ist meine wahre Liebe", verkündete Julien, als wir alle in dem geräumigen Arbeitszimmer standen.

„Theresa ist keine Hüterin mehr", widersprach Jace und musterte sie genauso misstrauisch wie ich.

„Nun, theoretisch schon. Claire hat nur ihre Kräfte", entgegnete Julien freundlich, doch ich merkte, dass er sich sichtlich unwohl fühlte.

„Aber sie ist mit Zephyr verbunden", warf Kyle ein.

„Das bin ich auch", meldete sich nun Theresa zu Wort. Mit einem Blick auf ihre und Julien Hände registrierte ich, dass sie sich beinah schon an ihn klammerte. So kannte ich meine Schwester gar nicht.

„Was macht ihr überhaupt hier?", wollte ich wissen und versuchte krampfhaft nicht auf ihre verschränkten Hände zuschauen.

„Der Rat hat mich geschickt", antwortete Theresa, gerade als Julien „Ich bin vom Rat aus hier", sagte.

Perplex schauten die Beiden sich an. Irgendwie war es komisch meinen besten Frund und meine Schwester so zusehen. Sie kannten sich kaum. Irgendwie war mir diese Situation unangenehm und die Tatsache, dass sie Beide aufgrund des Rates hier waren verursachte mir Magenschmerzen.

Das hatte nichts Gutes zu bedeuten. Generell war mir Theresa zu verliebt. Ihr sonst so rationales Denken schien beinah ausgeschaltet.

Wieso wusste der Rat eigentlich wo Camelot lag? Wir waren um die halbe Welt gereist um herauszufinden wo wir hin mussten. Theresa und Julien hingegen wurden vom Rat direkt hierhergeschickt.

Das bedeutete auch, dass dieser unseren Aufenthaltsort kannte. Wir waren also hingehalten wurden, aber warum? Es hätte locker gereicht, wenn wir nur zu Zephyr gereist wären, damit ich mich mit ihr hätte verbinden können. Stattdessen waren wir wochenlang unterwegs.

Ja, ich hatte meine Gründe dem Rat nicht zu vertrauen.

„Wir sollten herausfinden wie wir den Fluch brechen können", stellte Jace fest und unterbrach somit meine Gedanken.

„Wir wissen es bereits", offenbarte Julien.

„Wäre es nicht besser, wenn wir uns hinsetzen würden", wandte ich ein, da ich bereits ahnte, dass dieses Gespräch nun länger dauern könnte.

„Warum nicht", stimmte Jace zu und ließ fünf Stühle erscheinen, auf die wir uns setzen konnten.

Als wir alle Platz genommen hatten, ergriff Julien erneut das Wort.

Hüter der HimmelsrichtungenWhere stories live. Discover now