Kapitel 15 - Teil 3

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Mit aller Kraft die ich aufbringen konnte, stellte ich mir das Tor des Westens vor. Der einzige Ort, an dem ich mich verstecken konnte. Obwohl ich nicht wusste ob es funktionieren würde. Doch eine andere Wahl hatte ich nicht.
Denn sie würden uns finden bevor ich genügend Zeit hatte die beiden Hüter zu verarzten. Nun, vorausgesetzt ich würde es überhaupt schaffen. Bis auf den obligatorischen Erste-Hilfe-Kurs in der Schule hatte ich mich nie mit sowas beschäftigt.

Jetzt blieb mir jedoch keine Zeit darüber nachzudenken, denn die Praelictas rückten unaufhörlich näher. Wie eine Sense, bereit alles niederzumähen was sich ihnen in den Weg stellte.

Und wir standen im Weg. Ich musste mich beeilen. Es war nicht sicher ob ich es schaffen würde.

Panik überrollte mich. Wie kleine Wellen schlug sie über mir zusammen.

Vorstellung. Mehr war es nicht. Den Ort vorstellen und dort sein. Jace Stimme hallte in meinem Kopf wieder. Eine Erinnerung an damals, als ich in diesem Nebel gefangen war. Diesem unbestimmbaren Nebel.

Es war nichts anderes als den Ort zu wechseln. Allerdings hatte ich es bisher mit einem Ritual unterstützt.

Ein Ritual. Zephyr. Ich konnte mich mit ihr verbinden. Nur wie?

Meine Zeit rannte davon. Ich musste mich jetzt entscheiden.

Im Bruchteil einer Sekunde fiel meine Wahl. Alles ließ ich wegfallen. Alles ließ ich hinter mir.

Und ich wurde eins mit dem Ort. Um mich herum leuchtete es schwach und erst da realisierte ich, dass ich es war, die leuchtete.

Die Leuchtzeichen, die ich seit der Verbindung mit Zephyr hatte. Sie leuchteten.

Bedeutete das, dass ich mich mit Zephyr verbunden hatte?

Anscheinend, denn einen Moment später stand sie vor mir.

Sie schien es nicht zu wundern. Ihr Gesicht zeigte keine Regung, als sie die Jungs einen nach dem anderen musterte.

„Komm mit ins Haus", wies sie mich an. Ohne zu zögern folgte ich ihr. Trotz der unglaublichen Anstrengung fühlte ich mich frisch. Ganz so, als hätte ich meine Kräfte nicht verbraucht. Ich wechselte den Ort und tauchte noch vor Zephyr in der Tür der Hütte auf.
„Was soll ich mit ihnen machen?", fragte ich und deutete auf die beiden bewusstlosen Hüter, die zu meinen Füßen lagen.

Es würde alles gut gehen. Das redete ich mir immer und immer wieder ein. Ich konnte nur hoffen, dass die Verletzungen nicht allzu stark waren.

„Lass das mal meine Sorge sein", versprach sie mir und hob einen der Beiden mit einer Leichtigkeit hoch, die ich der kleinen Frau niemals zugetraut hatte.

Unsicher folgte ich ihr und versuchte so sanft wie möglich Kyle in das einzige Zimmer der Hütte zu bringen. Wenn ich den Ort wechselte funktionierte das sogar relativ gut.
„Leg ihn einfach auf die Pritsche", wies sie mich an und deute auf eine freie Stelle, auf der gleich darauf eine Pritsche mit einem weißen Laken erschien.

Auf der anderen Seite stand bereits eine weitere Liege, auf der sich schon Jace befand. Wann hatte sie das gemacht?

Noch während ich versuchte Kyle hochzuhieven, sprach Zephyr schon weiter.

Hüter der HimmelsrichtungenWhere stories live. Discover now