Kapitel 8 - Teil 2

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„Du bist dermaßen unfähig, ich dachte nicht, dass es so anstrengend wird." blaffte Jace mich an und blickte mich wütend an. „Tut mir ja leid, wenn mein Lehrer zu blöd ist mir das zu erklären."  schleuderte ich zurück. „Dann such dir doch einen anderen Lehrer." meinte Jace nur trocken.

„Das werde ich auch machen." erklärte ich wütend und stürmte an ihm vorbei aus dem Raum. Was war sein Problem? Am Anfang dachte ich er kann mich nur nicht leiden, aber mittlerweile war klar, das er mich hasste.  Ich seufzte frustriert, als mir auffiel, dass ich nicht wusste wo ich war.

Das dieses verdammte Gebäude auch so groß war. Ich lehnte mich an die Wand des Ganges und ließ mich nach unten gleiten. Was war sein Problem?
In der Hoffnung, dass mich niemand finden würde schloss ich meine Augen und lehnte meinen Kopf an die kühle Wand.

Ich kannte diesen Hass nicht. Ich mochte manche Menschen nicht, das schon, aber gehasst hatte ich noch nie jemanden. Wenn ich ehrlich war hasste ich auch Jace nicht. Es war zum Verzweifeln. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Warum nahm mich das überhaupt so mit?

Ich nahm nicht wirklich war, dass jemand den Gang betrat und hastig auf mich zu kam. Erst als dieser jemand mich hochzog schaute ich auf und blickte in kalte blaue Auge, die mich nun skeptisch musterten. Kyle.

„Was ist passiert?" fragte er mich flüsternd, so als würde jemand zuhören. „J... Jace." brachte ich stockend hervor. Kyle zog mich in eine unbeholfene Umarmung und strich unsicher über meinen Rücken, so als wäre er es nicht gewohnt jemanden zu trösten oder mit so vielen Gefühlen konfrontiert zu werden.

Er stand einfach nur steif da, scheinbar vollkommen überfordert mit der Situation. Ich weiß nicht wie lang wir da standen. Er hielt mich im Arm und brachte mich anschließend zu meinem Zimmer.

„Wenn du magst kann Milan dich unterrichten." bot er mir an. Milan, nicht Kyle. Ich nickte bloß als Antwort und zwang mir dann ein Lächeln auf die Lippen. „Du musst nicht für mich Lächeln, damit ich denke, dass es dir gut geht." erklärte Kyle. „Ich sehe auch hinter deinem Lächeln, dass es nicht so ist." fügte er noch hinzu.

„Danke, für .... deine Hilfe." sagte ich nur und umging seine letzte Aussage so.„Schon okay." meinte er nur und lächelte leicht. Damit drehte er sich um und ließ mich allein in meinem Zimmer zurück.

*

Ich würde nicht weinen. Nicht schon wieder. Als Kyle noch da war hatte ich es doch auch geschafft.
Ablenkung. Ich brauchte jetzt Ablenkung. Kurz entschlossen griff ich mir ein Buch von dem Stapel, den meine Schwester mir geschickt hatte.

Vielleicht fand ich ja allein heraus, wie ich das Tor öffnen konnte. Jace würde noch sein blaues Wunder erleben. Den gesamten Nachmittag verbrachte ich also damit, irgendetwas über die Tore der Himmelsrichtungen herauszufinden.
Doch das gestaltete sich schwieriger als gedacht, denn eine direkte Anleitung gab es nicht und mit Sätzen wie: reinige deinen Geist, konnte ich nicht wirklich etwas anfangen.

Ohne Vorwarnung wurde meine Tür aufgerissen und Theresa betrat, gefolgt von Milan mein Zimmer. „Wir haben uns überlegt, dass wir einen Film anschauen wollen." platzte meine Schwester heraus. Ich schaute sie nur irritiert an. „Wieso?" fragte ich leicht verwundert. „Naja, wir dachten du brauchst vielleicht ein bisschen Normalität." erklärte Milan etwas verlegen.

Irgendwie fand ich es von den beiden ziemlich niedlich, mir wenigstens ein Stück Normalität bieten zu wollen. Außerdem war es die perfekte Ablenkung. „Ich finde die Idee gut, nur was wollen wir für einen Film schauen?" fragte ich, da ich wusste, dass diese Frage ein sehr großes Konfliktpotenzial bietet, vor allem bei meiner Schwester.

Ich konnte mich noch an unzählige Male erinnern, in denen wir gestritten hatte, weil wir einen jeweils anderen Film schauen wollten. Blöd nur, dass ich die Diskussionen immer verloren hatte. Milan und Theresa schauten sich einen Moment an, bevor sich beide zu mir wandten und gleichzeitig lossprachen.

Twilight kam es von meiner Schwester während Milan Herr der Ringe sagte. Ich musste augenblicklich Lachen. Es würde also Twilight werden. Milan hatte keine Chance.

Als wir eine halbe Stunde später in einer Art Gemeinschaftsraum saßen und Twilight schauten konnte ich es mir einfach nicht verkneifen, über Milan zu Lachen, der die ganze Zeit kommentierte, wie unsinnig es doch war, sich mit einem Vampir einzulassen.

„Das ist einfach wahre Liebe." kam es von meiner Schwester, die ihn mit einem Ausdruck ansah, der sagte: Halt deine Klappe oder du darfst gehen. Tatsächlich sagte Milan erstmal nichts mehr. „Könnt ihr den Film bitte anhalten?" fragte ich, was mir einen verwirrten und einen entrüsteten Blick einbrachte. „Warum?" fragte meine Schwester misstrauisch.

„Naja, Popcorn wäre doch ganz cool." meinte ich kleinlaut. „Denkst du auch an was anders als an Essen?" fragte Milan mich gespielt entsetzt, was mich schon wieder zum Lachen brachte. „Nein, aber ich finde zu einem guten Filmnachmittag gehört Popcorn." erwiderte ich. „Dann ist das eben kein GUTER Filmnachmittag." stellte Theresa klar und wandte sich wieder dem Fernseher zu.

Ich verdrehte die Augen und blickte Milan an, der das gleich zu denken schien. „Ein Glück, dass wir gewisse Fähigkeiten haben." meinte er und zwinkerte mir zu. Ich schaute ihn nur verwirrt an. Doch einen Augenblick später verstand ich, was er meinte. Was vielleicht auch an der Schale Popcorn lag, die aus dem Nichts aufgetaucht war.

„Danke Milan. Du bist der Beste." jubelte ich und wollte nach dem Popcorn greifen, doch meine Schwester warf mir einen bösen Blick zu und murmelte irgendetwas von wegen sie wolle den Film verstehen. Milan schob mir unauffällig die Schale mit Popcorn zu und ich nahm eine Hand voll, die sofort in meinem Mund verschwand.

„Ach hier seit ihr, macht euch einen schönen Nachmittag und sagt uns nichts davon." ertönte in diesem Moment eine allzu bekannte Stimme. Jace, der sich, gefolgt von Kyle auf die Couch fallen ließ. Mich ignorierte er dabei völlig, während Kyle mir kurz zunickte.

„Wieso zu Hölle schaut ihr Twilight?" fragte Jace und musterte uns, bzw., alle außer mich, kritisch. „Weil das ein schöner Film ist und jetzt seid Bitte leise, ich möchte meinen Film verstehen." brachte meine Schwester dezent genervt hervor und warf ihm einen bösen Blick zu.

Daraufhin began Milan sie mit einem Popcorn zu bewerfen, was dann wiederum dazu führte, dass Theresa sich eine Handvoll aus meiner Schüssel schnappte und zurück warf. Ich versuchte krampfhaft einen Lachanfall zu unterdrücken, aber Milan's geschockter Gesichtsausdruck gab mir den Rest.

Und so vergaß ich tatsächlich für diesen einen wundervollen Moment alles Andere.

Hüter der HimmelsrichtungenWhere stories live. Discover now