Kapitel 6 - Teil 1

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Die was? Ich füge das jetzt mal der scheinbar unendlich langen Liste von Fragen hinzu.
In diesem Moment sprang Jace auf.

„Wie sollen wir denn bitte die Tore der Himmelsrichtungen besuchen? Sie ist viel zu unbegabt dafür, und die Kräfte von Theresa nehmen immer weiter ab, es ist praktisch unmöglich." rief Jace entrüstet.
Autsch. Das saß. Ich wandte meinen Blick ab um zu verhindern, dass mir Tränen in die Augen steigen.

„Wir werden zum ersten Tor reisen und schauen, wie es weitergeht." antwortete Mr. Reeker kühl.
„Das können wir doch nicht dem Zufall überlassen." schimpfte Jace vor sich hin.
„Dann mach es doch besser!" Ups, das sollte er eigentlich nicht hören.

„Sei einfach leise, ich kann es wenigstens." kam auch schon zurück. Na toll, war ja wunderbar, schon fast Freundschaft, was wir da hatten. Was sind überhaupt die Tore der Himmelsrichtungen?
Alle diskutierten einfach weiter, ohne meinen fragenden Blick zu beachten.

Irgendwann gab ich es auf, etwas verstehen zu wollen und ging in mein Zimmer. Tasche packen.
Gerade als ich fertig war und alles, meiner Meinung nach, Sinnvolle eingepackt hatte, klingelte mein Handy. Ein Blick auf das Display bestätigte mir, dass Lina mich anrief.

Ich nahm also ab und durfte mir erstmal eine Straftpredigt anhören. „Du wolltest mich zurückrufen, ich versuche schon die ganze Zeit dich zu erreichen." Brauchte sie denn gar keinen Schlaf? Warte mal.... Lina ist noch in Deutschland. Zeitverschiebung!! Wie hatte das denn bisher geklappt? Soviel Zufall war doch unmöglich.

„Lina? Kannst du versuchen etwas über die Tore der Himmelsrichtungen herauszufinden?" fragte ich sie und unterbrach damit ihre Strafpredigt. „Davon hab ich noch nie etwas gehört. Was ist das?" fragt sie, ähnlich verwirrt wie ich.

„Das möchte Ich ja herausfinden." In diesem Moment betrat meine Schwester den Raum und signalisierte mir, dass es losgeht. „Wir machen los, ich ruf dich an wenn ich etwas Neues weiß." verabschiedete ich mich von Lina.
„Wo genau gehen wir jetzt hin?" fragte ich nun an meine Schwester gewandt.

„Als erstes ans Nordkapp." antwortete sie mir und sorgte somit für noch mehr Verwirrung. „Den Touristenpunkt? Dort wo wir letzten Sommer waren?" hakte ich nach. „Nein, natürlich nicht, wir gehen an das richtige Nordkapp, das was du meinst ist nur das für die Besucher.

Wie jetzt? Es gab mehrere davon? „Was genau machen wir da?" fragte ich weiter. „Kyle wird dort das Tor des Nordens besuchen und hoffentlich ein paar Antworten erhalten." Wie bekommt man denn Antworten von einem Tor. Ich beschloss nicht weiter nach zu fragen und folgte meiner Schwester nach draußen.

Vor dem Gebäude stand schon eine Limousine für uns bereit. Außer den Jungs und meiner Schwester, kam nur Mr.Young mit. Also nur ein Erwachsener, oder warte, waren die Jungs schon erwachsen? Nein, die sahen jünger aus. „Wie alt seid ihr eigentlich?" fragte ich an Milan gewandt.

„Wir sind alle siebzehn geworden." antwortete meine Schwester, was ihr einen gespielt entrüsten Blick von Milan einbrachte. „Wann habt ihr denn Geburtstag?" nicht, dass ich mir das merken konnte. „Wir haben alle am 28. September Geburtstag." beantwortete nun Milan meine Frage.

„Wie geht das? Ich meine eure Eltern, haben die sich abgesprochen?" Irgendwie war das komisch. Alle schauten mich einen Moment an und lachten dann los, alle, auch Jace und Kyle. Ja ok, eventuell war das ja wirklich lustig, aber wie funktionierte es denn sonst?

„Es gibt eine Art „Sicherung" damit sichergestellt ist, dass wir auch wirklich Nachfahren bekommen." klärte Milan mich auf. Würde das kontrolliert oder was? Milan schien meine Gedanken erraten zu haben und lachte bei meinem verstörten Gesichtsausdruck.

„Du musst dir das anders vorstellen. Wir wissen sofort, wenn wir unsere wahre Liebe treffen." beantwortete er meine unausgesprochene Frage. „So wie Seelenverwandschaft?" fragte ich zweifelnd. „Nein, es ist nicht so, dass wir ohne den anderen nicht leben könnten, wir wissen einfach nur, dass es die Richtige ist. So wie Liebe auf den 'Ersten Blick'."

Ich glaubte nicht an Liebe auf den 'Ersten Blick'. So etwas gab es nicht, man verliebte sich erst mit der Zeit in jemanden. „Ist das schon einem von euch passiert?" fragte ich an alle gewandt. Bedrückt schüttelten alle die Köpfe. „Wie ist das bei mir? Ich meine Theresa ist ja die eigentliche Erbin, wer von uns beiden bekommt den nächsten Hüter?"

„Das ist noch unklar" mischte sich nun Mr. Young in das Gesräch ein.
In diesem Moment kamen wir am Flughafen an. „Warum fliegen wir eigentlich zum Nordkapp und nicht direkt zum Nordpol? Wäre das nicht irgendwie sinnvoller?" fragte ich Kyle, der nur mit den Schultern zuckte.

Antworten war anscheinend nicht so sein Ding. Dabei war es doch sein Tor. Milan, der unser nicht vorhandenes Gespräch mitbekommen hatte, beantwortete meine Frage: „Es muss nur eine Verbindung zum Norden haben, da reicht das Nordkapp völlig aus." Wenigstens einer antwortete mir.

Wir müssen uns beeilen, wir sind spät dran, der Flieger geht in einer halben Stunde. Planung wird hier ganz groß geschrieben, würde ich sagen. Wie versuchten also möglichst schnell in den Wartebereich zu kommen, allerdings gab es ein Problem. Der Flieger war überbucht und der Platz von Mr. Young zweimal vergeben.

Da wir so spät waren, musste Mr. Young seinen Platz abgeben und später fliegen. Ich sollte daran denken, die Pläne von so etwas nie dem Orden zu überlassen. Wir saßen jetzt also zu fünft Im Wartebereich. Fünf Minderjährige, die allein von New York nach London flogen und von da aus irgendwie ans Nordkapp gelangen mussten.

Ich würde sagen, läuft.

Nach einer gefühlten Ewigkeit durften wir endlich ins Flugzeug. Ok es konnte keine Ewigkeit sein, da wir ja nicht mehr als eine halbe Stunde gewartet hatten. Mr. Young würde die nächste Maschine nehmen und so lang waren wir auf uns allein gestellt.

Im Flugzeug suchten wir alle unsere Plätze. Ich saß am Fenster, was mich sehr freute. Der Platz neben mir war noch frei. Milan, Kyle, Theresa und Jace hatten ihre Plätze schon gefunden, zumindest sah ich meine Schwester ein paar Reihen weiter sitzen und vermutete, dass auch die Anderen dort saßen.

Dann würde ich eben neben einem Fremden sitzen. Naja auch egal. Ich wollte gerade meine Musik anschalten, als ich merkte, dass sich jemand den Weg durch die Reihe bahnte. Ich hob den Blick und saß, dass Jace sich mit mürrischem Gesichtsausdruck an den Leuten vorbei schob und sich neben mich fallen ließ.

Na toll das würde bestimmt der beschissenste Flug meines Lebens werden.

Hüter der HimmelsrichtungenWhere stories live. Discover now