Julien

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Claire lag nun schon seit einer Woche im Krankenhaus und weder ich, noch Lina durften sie besuchen gehen oder hatten etwas von ihr gehört. Meine Erinnerungen an den Abend an dem es passierte, den Abend an dem Claire auf dem Eis ausrutschte und sich so schwer verletzte, sind verschwommen und unscharf.

Die Ärzte schoben es auf den Schock. Auch Lina meinte, dass sie sich nur schwach erinnern kann. Ich weiß, dass sie Claire vermisste und sich Sorgen machte. Ihre Augen sind morgens geschwollen, und im Bus sitzen wir beide nur schweigend da und starren aus dem Fenster.

Ich machte mich auf zu meiner Trainingseinheit. In der Halle wartete schon Thomas auf mich. Unser Trainer war heute nicht da, und wir hatten die Halle für uns.

,,Was machen wir heute?" fragte ich Thomas. Dieser grinste mich breit an. Oh nein ich ahnte Schlimmes.
,,Boxen" meinte Thomas, immer noch grinsend. Ich hatte es gewusst. Warum ausgerechnet Boxen? Und warum hatte er überhaupt so gute Laune?

Naja konnte ich mich wenigstens abreagieren.

Zwei Stunden später war ich völlig KO. Erschöpft machte ich mich auf den Rückweg Richtung Bus. Meine Gedanken schweiften wieder zu Claire. Ich vermisste sie wirklich, sie war die Einzige auf die ich mich immer verlassen konnte.

Ich hatte in meinem Leben nicht viele Konstanten.

„Julien, du musst aufpassen, auf dir lastet ein Fluch." Ich schaute meinen Vater an. „Was für einen Fluch?" fragte ich ihn. ,,Ein Fluch, von dem wir keine Ahnung haben, wie wir ihn brechen sollen" antwortete er nur und schaute mich mitleidig an.

Ich schaute ihn verwirrt an. ,,Was ist das für ein Fluch?"

Ich spürte wie jemand mich von hinten an der Schulter packte. Reflexartig drehte ich mich um und presste ihn an die nächstbeste Hauswand. Ok vielleicht reagierte ich zu schnell. Aber Vorsicht ist besser als Nachsicht.

„Haust du immer erst zu bevor du Fragen stellst?" fragte Claire und funkelte mich wütend an, während sie ihren Arm rieb. Shit, ich hatte gerade nicht wirklich Claire geschlagen. ,,Tut mir leid" brachte ich heraus. „Ich kann jetzt leider nicht mehr mit dir befreundet sein" antwortete Claire nur.

Ich schaute sie geschockt an, bis sie anfing zu lachen. Daraufhin zog ich sie einfach in eine Umarmung. Sie wehrte sich, doch gegen mich hatte sie einfach keine Chance. Ich grinste überheblich, während sie eine Schnute zog. Ich lachte, und sie warf mir einen gespielt bösen Blick zu.

„Wer bist du? Was willst du" zischte ich. Der Mann, den ich gegen die Hauswand drückte schaute mich nur abwertend an. „Mein Name ist Azriel und ich möchte mit dir reden." antwortete er mir endlich. ,,Dann rede" meinte ich und versuchte, meine Stimme möglichst bedrohlich klingen zu lassen.

„Möchtest du Macht?" fragte Azriel lockend. Ich musterte ihn nur abschätzig. ,,Wieso sollte ich Macht wollen? Es gibt mehr als Macht" antwortete ich und ließ Azriel los. „Mit mir verschwendest du nur deine Zeit." meinte ich noch bevor ich mich umdrehte und ging.

,,Irgendwann wirst du Rache wollen und dann wirst du schon noch früh genug auf unsere Seite wechseln" rief Azriel mir hinterher.

Doch ich ignorierte ihn. Ich war mir nicht sicher, worauf er anspielte, ich hatte jedoch die Ahnung, dass es etwas mit dem Fluch zu tun hatte.

Hüter der HimmelsrichtungenDonde viven las historias. Descúbrelo ahora