Kapitel 1

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Claire!" Mit einem wilden Fingerschnippen machte Lina auf sich aufmerksam.

„Was ist?", wollte ich wissen, da sie mich aus meinem Traum gerissen hatte.

„Dein Kaffee", teilte sie mir mit und deutet auf meine Hose. Verwirrt schaute ich auf die Stelle. Ein großer brauner Fleck hatte sich auf meinem Oberschenkel ausgebreitet. Kaffee Latte mit extra Karamell, wie jeden Morgen aus unserem Lieblingscafé.

„Na toll", stöhnte ich und kramte in meiner Tasche nach einem Taschentuch und meiner Wasserflasche.

„Ich weiß nicht, ob das so eine gute...", fing meine beste Freundin an, brach jedoch ab als sie meinen Blick sah. Ich würde definitiv nicht den Rest des Tages mit diesem Fleck herumrennen.

Kurz entschlossen kippte ich also einen Teil des Inhaltes meiner Wasserflasche über meinen Oberschenkel und versuchte den Kaffee heraus zu rubbeln. Mit wenig Erfolg. Lina musterte mich skeptisch während ich verzweifelt versuchte meine Hose zu säubern.

„Wie konnte das überhaupt passieren?", wollte sie wissen.

Für einen kurzen Moment schaute ich auf und blickte sie direkt an.

„Du weißt schon...", erklärte ich, nicht bereit es auszusprechen.

„Ach du hast wieder diesen Traum", erkannte sie, für meinen Geschmack etwas zu laut und ich verzog gequält das Gesicht.

Eine ältere Frau drehte sich zu uns um und musterte uns mit diesem tadelnden Blick, den nur alte Leute konnten.

Ich konnte förmlich spüren, wie meine Wangen heiß wurden und rot anliefen.

„Ja", murmelte ich und senkte leicht beschämt den Kopf.

Bereits seit gut einem Jahren hatte ich jede Nacht diesen einen Traum, doch trotz zahlreicher Versuche hatte ich nicht herausfinden können, warum ich immer wieder das Gleiche träumte. Seit einiger Zeit verfolgte er mich sogar tagsüber.

Laut diversen Internetportalen lag es daran, dass ich irgendetwas verarbeiten musste, aber ich scheiterte beim Deuten des Traumes. Die einzige Spur, die ich gefunden hatte, war die Artussage, aber da ich weder sonderlich Mittelalter interessiert war, noch mich großartig mit Sagen auskannte, konnte ich mir beim besten Willen keine Reim darauf machen.

Ich hatte sogar schon überlegt meine Eltern darauf anzusprechen, allerdings hatte ich diesen Gedanken schnell wieder verworfen, da ich nicht in ärztlicher Behandlung landen wollte. Wenn ich noch kleiner gewesen wäre, hätte ich es ja noch auf meine kindliche Fantasie geschoben, aber mit meinen vierzehn Jahren war das keine allzu logische Begründung mehr.

Eigentlich machte der Traum mir eine Heidenangst. Oft genug zweifelte ich an meinem Verstand.

Lina war die Einzige, die davon wusste, nicht einmal meiner Schwester hatte ich davon erzählt. Wahrscheinlich auch, weil diese mich noch mehr verurteil hätte als meine Eltern.

„Wir müssen aussteigen", teilte Lina mir mit, bevor ich vollends in meinen Gedanken versank.

Ehrlich gesagt konnte ich nicht sagen, woran genau sie das jetzt festmachte, schließlich sah der U-Bahn-tunnel, an dem wir vorbeirasten, immer gleich aus.

Hüter der HimmelsrichtungenWhere stories live. Discover now