Kapitel 22 Theresa Teil 1

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Dieses dumme Mädchen. Wie konnte sie nur Azriel glauben? Mal wieder fragte ich mich, wie sie so naiv sein konnte.

Azriel hatte es doch tatsächlich geschafft sie auf seine Seite zu ziehen.

Wie er das gemacht hatte, war mir schleierhaft. Ich musste mir jetzt nur eine Möglichkeit einfallen lassen Claire wieder zur Vernunft zu bringen. Möglichst heute. Denn bereits Morgen mussten wir den Fluch brechen.

„Claire", setzte ich erneut an, doch in ihren Augen war ein Ausdruck, der mich straucheln ließ. Sie wirkte entschlossen. Ihr Blick war klar und direkt, als sie mich eindringlich ansah und da begriff ich es. Claire stand auf der Seite des Chaos. Unwiderruflich. Wir hatten sie verloren.

Unsicher was ich nun tun sollte, entschloss ich mich erst einmal alles mit Julien zu besprechen.

„Lass uns wieder hineingehen", bat ich sie. Ihr Blick wurde keine Sekunde weich.

Wortlos drückte sie sich an mir vorbei und ging sicher, nicht einmal ansatzweise von meinen Argumenten verunsichert zum Eingang von Merlins geheimer Höhle.

Zweifel keimten in mir. Was wusste sie, was ich nicht wusste? Nein. Julien war auf meiner Seite, wir waren zusammen, er war meine wahre Liebe. Ihm konnte ich vertrauen.

Und Claire sollte es auch, er war ihr bester Freund.

Als ich zurück in das kleine Arbeitszimmer trat, saß Claire bereits wieder auf ihrem Platz. Julien lächelte mir entgegen, als er mich sah und mein Herz begann zu flattern. Ich wusste nicht, wann es passiert war, aber ich war in ihn verliebt.

Sein Lächeln sorgte dafür, dass sich auch meine Mundwinkel hoben. Ich beeilte mich meinen Platz schnell wieder einzunehmen, um ihm wieder nah zu sein.

Wahrscheinlich strahlte ich über das ganze Gesicht, als er meine Hand in Seine nahm und mir so ein Gefühl von Sicherheit vermittelte. Wie hatte ich es auch nur einen Moment in Erwägung ziehen können Claire zu glauben. Sie irrte sich. Julien war gut. Er würde mir auch mit meiner Schwester helfen. Ich konnte ihm alles erzählen.

„Wir haben gerade besprochen wie wir morgen vorgehen", erklärte er mir leise, während Kyle und Jace aufgebracht miteinander diskutierten.

Claire saß stumm daneben, den Blick starr nach vorn gerichtet.

„"Wir wissen nicht, ob es so eine gute Idee ist am helllichten Tag ein so großes Feuer zu entfachen", warf nun Kyle ein.

„Feuer?", hakte meine Schwester alarmiert nach.

„Um meine Kräfte zu verstärken", erklärte ich, „so können wir garantieren, das genügend Energie vorhanden ist, dass ich es schaffe den Fluch zu brechen."

Erst als ich ihr das erzählt hatte, fiel mir ein, dass diese Informationen vor ihr lieber geheim hielt.

Ich musste mit Julien über alles sprechen und bis dahin alle Informationen vor Claire verbergen. Man konnte ihr nicht trauen. Nicht mehr.

„Ich denke, es wäre besser, wenn wir uns ein Hotel für die Nacht suchen würden", warf ich daher ein, um vom Thema abzulenken.

„Wenn wir das morgen schaffen wollen, müssen wir ausgeruht sein", stimmte Julien zu und mein Herz begann erneut zu pochen, da er mich unterstützte.

„Wir müssen versuchen in der Stadt eine Unterkunft zu finden", fuhr ich fort.

„Dann frag doch einfach den Rat", gab Claire bissig zurück. Ein Unterton, den nur ich richtig interpretierte.

Jace, der mir direkt gegenüber saß, schien etwas anderes zu haben.

Tatsächlich holte er einmal tief Luft und setzte dann erst zum Reden an.

„Wir können dem Rat nicht trauen", erklärte er und schaute dabei Julien direkt in die Augen. Die Beiden schienen sich aus irgendeinem Grund sehr gut zu verstehen, auch wenn es für mich am Anfang so gewirkt hatte, als würden sie sich nicht wirklich leiden können. Doch anscheinend hatte ich mich getäuscht.

„Wieso sollten wir ihm nicht trauen können?", fragte Julien skeptisch und ich spürte, wie sich seine Hand etwas fester um meine schloss. Beruhigend strich ich mit dem Daumen über seinen Handrücken. Er schien sich zu entspannen und auch ich atmetete ruhiger.

„Weil es einen Verräter gibt. Irgendjemand hat die ganze Zeit Informationen an die Schergen des Chaos weitergegeben", erläuterte Jace.

Ja, ich konnte mir sehr gut vorstellen, woher der Rat diese Informationen hatte. Ein Blick zu Claire bestätigte meine Vermutung. Ihr ganzer Körper war angespannt und sie wippte unruhig mit ihrem Fuß.

„Claire wurde mehrmals angegriffen", ergänzte Kyle und sah dabei aus, als würde er die Schergen am liebsten persönlich erwürgen. Was hatte ich eigentlich verpasst?
Kyle, der sonst keine Regung zeigte, schien, nun, er schien verliebt zu sein. In Claire. Stand er auch auf der Seite des Chaos? Unterstütze er sie womöglich?
„Seit wir den Kontakt zum Rat abgebrochen haben, wurden wir nicht mehr angegriffen", fuhr Jace fort.
Irgendetwas verheimlichte er. Ich sah es an seinen Augen. Was wurde hier gespielt?
„Sind Milan und Lina deshalb geflohen? Wisst ihr wo's sie sich aufhalten?", forschte ich nach. Es wäre zumindest eine Erklärung für ihr komisches Verhalten.
„Du hast sie gesehen?", fragte Claire und blickte mich mit einem Ausdruck von Hoffnung an.
„Ja, vor einigen Tagen sind sie bei mir aufgetaucht. Ich bin mit ihnen gemeinsam nach New York geflogen, doch auf der Fahrt vom Flughafen zum Rat haben sie das Auto verlassen", erklärte ich ihnen.
Ich sah, wie Claire erleichtert ausatmete. Sie hatte sich anscheinend wirklich Sorgen um ihr beste Freundin und den Hüter des Südens gemacht.
„Wahrscheinlich sind sie wirklich geflohen, weil du zum Rat unterwegs warst", bestätigte Jace meine Vermutung.
„Sie sind für das Ritual nicht weiter wichtig", mischte sich nun Julien ein. „So leid es mir tut, aber ich bin der Meinung, dass wir uns erst darauf konzentrieren sollten. Die Beiden kommen allein klar, so wie ich Lina kenne."
Ein Stich der Eifersucht durchzuckte mich. Lina kannte meine wahre Liebe besser als ich selbst und er sie besser als mich.
„Warum seid ihr euch eigentlich so sicher, dass der Verräter im Rat ist?", hakte ich nach. „Könnte es nicht auch sein, dass der Verräter unter uns weilt, oder aber schon gegangen ist?"

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Ich habe keine Ahnung, warum am Anfang die Absätze sind und später nicht. Ich weiß übrigens immer noch nicht, wo die her kommen. In meiner Worddatei gibt es die nicht.
*entwickelt Wut auf die Absätze*

Steht ihr eher auf Theresas oder aus Claires Seite?

Hüter der HimmelsrichtungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt