Kapitel 8 - Teil 4

1K 112 8
                                    

„Ihr werdet noch heute abreisen um das Tor des Südens zu besuchen." teilte Mr. Reeker uns ,während wir alle aßen, mit. „Aber ich dachte, ich darf noch weiter trainieren?" fragte ich leicht schockiert. Jace hatte mir heute zwar viel gezeigt, und erklärt und ich hatte es tatsächlich geschafft meine und seine Kraft einen Moment zu bündeln, allerdings war ich noch lange nicht allein dazu in der Lage.

„Wir wissen nicht wie viel Zeit uns noch bleibt und seit deinem Geburtstag ist schon relativ viel davon vergangen." erklärte er und schaute uns alle der Reihe nach an. Ich rechnete nach. Eine Woche lag ich im Koma, allerdings hatte mir noch niemand erklärt warum.

Weitere zehn Tage hatten wir damit verbracht die zwei ersten Tore zu besuchen. Schon über eine Woche, seit ich aus dem Koma erwacht war. Es war wie ein anderes Leben. Vor drei Wochen war noch alles ganz normal. Doch diese eine Frage, die sich mir gerade gestellt hatte war in meinen Kopf gebrannt.

„Warum war ich nach meinem Geburtstag eine Woche im Koma?" fragte ich an Jace gewandt, da ich Mr. Reeker nicht unterbrechen wollte. „Weil dein Körper mit den neuen Kräften klar kommen musste." erklärte er leicht genervt ohne seinen Blick auch nur von Mr. Reeker abzuwenden.

Ich wusste auch nicht was ich erwartet hatte, aber irgendwie klang die Erklärung ziemlich logisch. Ich mit meinen komischen Gedankengängen, ich sollte aufhören so misstrauisch zu sein. „Wieso reisen wir heute ab?" hakte ich nach. „Wäre morgen nicht günstiger?" fügte ich hinzu und deutete dabei nach draußen, wo schon die Dämmerung einsetzte.

„Nunja, je eher desto besser. Euer Flug geht in zwei Stunden, seid bitte in einer halben Stunde fertig und bis dahin auch entsprechend ausgerüstet." erklärte er und ließ uns dann geschockt am Esstisch zurück. Na das konnte ja was werden. Alle hatten es jetzt also ziemlich eilig, weshalb auch ich versuchte möglichst schnell zu Essen.

Da sowohl Jace, als auch ich, eher fertig waren, schleppte er mich in die Trainigshalle. „Du musst dich wenigstens grundlegend Verteidigen können." erklärte er und umrundete mich wie ein Wolf, der sich seiner Beute näherte.

„Im Park hast du es bereits geschafft die Animaren erstarren zu lassen, also nehme ich an, dass es dir leichter fallen wird." fährt er fort ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. „Du musst nur lernen es gezielt einzusetzen." beendet mein Gegenüber schließlich seine kleine Ansprache.

„Als erstes werde ich dir einen Ball zu werfen und du wirst versuchen ihn erstarren zu lassen." erklärte Jace mir seine Vorgehensweise. Ähnlich wie in der Badewanne, versucht ich, die Teilchen anzuhalten und nach einigen Versuchen gelang es mir tatsächlich, wenn auch nur für einige Sekunden.

„Und was bringt mir das, wenn mich jemand angreift?" fragte ich, nicht wirklich überzeugt. „Du kannst beispielsweise, wenn du genügend Kraft aufbringst deinen Gegner erstarren lassen und das ermöglicht dir die Zeit, die du zum Weg rennen brauchst." antwortete er.

*

„Ich bezweifle, dass wir den Flug noch schaffen." stellte Theresa fest. Milan nickt zustimmend. Sieht so aus als würde das noch dauern. Wir standen seit einer halben Stunde im Stau und ehrlich gesagt waren wir alle ziemlich genervt. Wir hatten nichts weiter herausfinden können, dabei arbeitete selbst die Regierung, die natürlich von uns wusste, mit an dem Rätsel.

Unsere einzige Chance bestand darin das Rätsel zu lösen um nach mehr Hinweisen zu suchen. Doch dafür mussten wir unseren Flug erreichen. „Warum machen wir nicht einfach das, was du mir beim Tor des Nordens gezeigt hast?" fragte ich Jace.

„Weil Mr. Young dazu nicht in der Lage ist und Theresas Restkraft dazu nicht reicht." erklärte er mir sofort. „Und eine andere Möglichkeit?" hakte ich nach. „Nein, nur diese ist mir bekannt." Ich stöhnte frustriert auf. Was war denn das Problem?

Als sich der Stau nach einer halben Stunde immer noch nicht gelichtet und wir uns keinen Milimeter bewegt hatte, startetet ich einen neuen Versuch, diesmal an alle gewandt. „Ihr könnt mich nicht zurücklassen." protestierte meine Schwester sofort, während Mr. Young ernsthaft darüber nachzudenken schien.

„Ich denke es wäre das Beste, da wir so garantieren, dass ihr den Flug schafft." erklärte Mr. Young schließlich. „Aber es ist doch viel zu gefährlich. Was wäre denn, wenn sie auf einen Inordinati treffen oder auf eine Gruppe Exiti?" versuchte Theresa es noch einmal.

Inordinati? Exiti? Ich hatte von Beiden noch nie etwas gehört, wie auch, es waren wahrscheinlich Wesen des Chaos. „Wir drei sind in der Lage uns zu verteidigen." erwiderte Jace und schloss mich dabei absichtlich aus. Ich schwieg, obwohl ich ihm gern mal widersprochen hatte, allerdings hatte er leider Recht.

Ich erinnerte mich an den letzten Angriff, als er mich vor den drei Animaren beschützt hatte. Ich hatte den einen erstarren lassen, doch gegen drei von ihnen kam ich nicht an, vor allem, da ich es immer noch nicht kontrolliert einsetzen konnte.

Theresa sah uns immer noch skeptisch an. „Wir sind bisher noch nicht wieder auf die Schergen des Chaos getroffen." fügte Jace hinzu. „Genau das ist es, was mich so stutzig macht. Normalerweise ist es nicht so ruhig." meinte meine Schwester, die uns weiterhin skeptisch musterte.

„Uns läuft die Zeit davon, wie oft muss ich das noch erwähnen." mischte Mr. Young sich nun ein. „Ihr werdet allein Reise und wir versuchen euch einzuholen, sobald dies möglich ist." legte er fest und beendete die Unterhaltung somit. Irgendwie kam mir das sonderbar vor, doch ich dachte nich weiter darüber nach, da ich jetzt mehr Angst hatte, den Ort nicht wechseln zu können.

„Wie wollen wir das überhaupt machen, ohne dass uns jemand sieht?" wandte ich ein, unsicher, ob ich es überhaupt schaffen würde. „Ich war beim letzten Mal auf der Toilette, dort können wir hin." antwortetet Jace. „Wisst ihr wo ihr hin müsst?" fragte er nun an Kyle und Milan gewandt.

Beide nickten bestätigend. „Wir machen es so wie beim letzten Mal, ich zeige dir den Ort und die Empfindungen und du folgst uns." erklärte Jace mir. „Dir ist aber schon klar, dass das eine JUNGEN Toilette ist." fragte ich, allerdings laut. Doch die Anderen schienen glücklicherweise nicht zu bemerken, dass das die Antwort auf eine umgestellte Frage war.

„Ja." antwortete Jace nur und damit war das Thema für ihn geklärt. „Ok, wir sehen uns." meinte Kyle noch und verschwand dann mit seinem Rucksack, dicht gefolgt von Milan. „Jetzt du." bestimmte Jace. „Ich, Ich kann nicht." sagte ich leicht panisch. „Doch du kannst." erwiderte er und schickte mir die Bilder.

Ich konzentrierte mein ganzes Sein auf diesen einen Ort und sammelte meine Kräfte, die ich jetzt immer leichter nutzen konnte. Jace schickte mir eine neue Flut von Eindrücken und ich schaffte es tatsächlich den Ort zu wechseln.

Sobald ich gelandet war, prallte ich erstmal gegen eine Wand und schwankte zurück. Sowohl Milan als auch Kyle fingen mich auf und gaben mir Halt. Jace materialisierte sich kurz darauf, deutlich eleganter, neben uns. Er warf uns einen skeptischen Blick zu, was mich dazu brachte mich von den Beiden los zu machen, und stolzierte zur Tür heraus.

In diesem Moment kam ein Junge, der ungefähr in meinem Alter zu sein schien zur Tür herein und musterte mich verwirrt, was mich dazu veranlasste fluchtartig die Toilette zu verlassen. Milan folgte mir schmunzelnd. Draußen wartete Jace bereits mich hochgezogenen Augenbrauen.

„Was braucht ihr für alles so lange?" fragte er leicht genervt. „Ihr habt Mr. Young doch gehört, wir müssen uns beeilen." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging zum Einchecken. Wir hatten wenig Wahl und so folgten wir ihm. Nachdem wir relativ schnell im Wartebereich angekommen waren, zog ich das Buch, dass ich während des ersten Fluges erschaffen hatte, hervor.

Milan blickte mir neugierig über die Schulter. „Du schreibst das alles auf?" fragte er ungläubig. „Ja" erwiderte ich nur. „Wenn du Fragen hast, frag ruhig." bot er mir an und ich nickte dankbar, bevor ich mich wieder meinen Aufzeichnungen widmete.

Hüter der HimmelsrichtungenOnde as histórias ganham vida. Descobre agora