Kapitel 5 - Teil 2

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Verzweifelt überlegte was ich jetzt tun sollte.
Gab es denn wirklich keine andere Möglichkeit?
Ein Klopfen an der Tür holte mich aus meinen Gedanken.
Wer wollte denn jetzt schon wieder etwas? Ich hatte verdammt nochmal andere Probleme.
Ich meine hallo: ich saß im Wasser fest und konnte mich nicht bewegen, und außerdem gab es niemanden, der mich retten konnte, außer Jace.
Moment mal.
Es klopfte jemand an der Tür!
Das bedeutete derjenige konnte mich retten, oder zumindest Hilfe rufen.
,,Herein" rief ich laut, so laut, wie es eben möglich war, wenn man seinen Brustkorb nicht wirklich bewegen konnte.
Ich hörte wie die Tür geöffnet wurde und jemand durch die Tür eintrat.
Nur wer? Was, wenn es Mr. Reeker war?
Überleg dir das doch einfach mal eher Claire. Ich könnte mich ohrfeigen. Mit Betonung auf KÖNNTE. Konnte ich nämlich nicht. Ich hatte mich nämlich FESTGEFROREN. Auch wenn man nicht von gefroren reden konnte. Erstarrt traf es eher.
Jetzt ergab das endlich mal Sinn, warum man erstarren sagt.
Die Tür schwang auf und Erleichterung überflutete mich.
Es war meine Schwester Theresa.
Die musterte mit einem kurzen Blick meine Situation und brach dann in schallendes Gelächter aus.
Ich starrte sie einfach nur entgeistert an. Was war denn bei der passiert?
Nach FÜNF Minuten, ungelogen es waren wirklich fünf Minuten, hatte meine Schwester sich endlich mal wieder beruhigt.
ICH hätte meiner Schwester ja sofort geholfen. Aber Theresa? Nein, die lachte mich erstmal aus. Danke auch.
„Hilfst du mir dann auch mal?" fragte ich leicht gereizt.
Meine Schwester kam, immer noch grinsend auf mich zu. „Eigentlich wollte ich nur schauen, wie meine kleine Überraschung bei dir angekommen ist." antwortete sie.
Ich schaute sie böse an. Woraufhin sie wieder mit Lachen anfing. ,,Ich hätte nicht gedacht, dass du so blöd bist das im Wasser auszuprobieren" sagte sie wobei sie zwischendurch immer wieder lachen musste.
,,Hilf mir doch einfach" maulte ich.
„Ist ja gut" meinte sie, immer noch lachend. ich fand das eigentlich überhaupt nicht witzig. „Meine Kräfte sind sehr schwach, also wird das eine Weile dauern" warnte sie mich vor.
Tatsächlich brauchte sie eine halbe Stunde, bis das Wasser wieder komplett flüssig war.

*

,,Aufstehen!!" brüllte meine Schwester durchs Zimmer.
,,Was?" grummelte ich, während ich mich auf die andere Seite drehte.
Man war dieses Bett gemütlich.
Ich kuschelte mich gemütlich in meine Bettdecke.
Wieso war es auf einmal so kalt?
Und wo war meine warme, gemütliche, über alles geliebte Decke?
Wiederstrebend öffnete ich die Augen.
Und sah noch wie meine Schwester mit einer schwebenden WASSERKUGEL über meinem Bett stand.
So viel zum Thema schwache Kräfte.
Ich schaffte es natürlich nicht mich rechtzeitig aus dem Bett zu bewegen und so zerplatzte die Wasserkugel direkt über mir.
Danke auch.
Kreischend rannte ich ins Bad.
Was dachte sie sich dabei? Das gab Rache.
Nach dem Frühstück ging es direkt zum Training. Kyle, Jace und Milan hatte ich den ganzen Morgen nicht gesehen.
Teilweise freute ich mich, andererseits war ich auch traurig, da ich Milan gern wieder gesehen hätte.

Ich öffnete schwungvoll die Tür zur Trainingshalle und ließ meinen Blick über die Halle schweifen.
Überall waren Matten, es gab eine Boulderwand, Boxsäcke, ein Wasserbecken und auch einige Geräte die aus „Die Tribute von Panem" stammen könnten.
Ich freute mich wie ein kleines Kind, als ich auch Pfeil und Bogen sah.

Ich meine, wer wollte denn nicht wie Katniss sein?
„Du fängst heute mit mir und Kyle an" meinte meine Schwester.

In diesem Moment betrat Kyle, gefolgt von Milan und Jace auch schon den Trainingsraum.
Wie immer sah ich keine einzige Emotion auf seinem Gesicht.
Ich dachte nur Kyle?

Meine Schwester schaute mich mit einem Blick an, als hätte sie meine Gedanken gehört.
,,Wir fangen heute mit Intuitiver Magie, genauer gesagt mit der Kontrolle von Wasser an" meinte Kyle.
,,Aber bevor wir das machen, müssen wir ihr wohl oder übel ein bisschen Selbstverteidigung beibringen" erwiderte Jace mit einem Unterton, der definitiv auf die Erlebnisse im Park anspielte.

Ich schaute Jace nur böse an. Ich war vielleicht auch noch im Raum?
,,Ich dachte nur Kyle unterrichtet mich?" fragte ich und merkte wie sich Jace's Augen kaum merklich zu Schlitzen verengten. Was war denn bitte sein Problem?

,,Das war auch der erste Plan. Allerdings hat Jace gemeint, dass du dich selbst verteidigen musst." springt nun Milan ein. Na Danke. Wie ich Selbstverteidigung hasste.
Und jetzt hatte ich es Jace zu verdanken, dass ich das auch noch machen musste.

Am Ende auch noch mit ihm.

,,Selbstverteidigung wirst du mit mir und Milan machen." Ich schaute ihn nur schockiert an.
Nein.
Nicht mit Jace.

Ich stöhnte innerlich und schaute hilfesuchend zu meiner Schwester.
Diese warf mir nur einen mitleidigen Blick zu und verabschiedete sich mit den Worten: ,,Ich geh dann mal, viel Spaß euch."

„Wohin gehst du?"fragte ich sie. „In die Schule." antwortete Theresa.
Schule?
Scheiße ich hatte Schule.

„Wieso muss ich nicht in die Schule?" fragte ich, was mir einen schockierten Blick von allen im Raum einbrachte.
War es so abnormal in die Schule gehen zu wollen?
„Weil du hier ausgebildet wirst" meinte meine Schwester nur, bevor sie verschwand.

Ich dachte sie sollte meine Kräfte schulen? Ach ich versteh das nicht.

Kyle folgte ihr wortlos und ich war mit Jace und Milan alleine.
Na das konnte ja was werden.

*

„Nein nicht so, du musst deine Arme höher halten." kommandierte Jace. Ich warf ihm nur einen bösen Blick zu.
Seit einer Stunde ging das jetzt so. Jace kommandierte mich herum und ich musste gegen Milan kämpfen.
Und denkt jetzt ja nicht, dass er mich verschonte, nur weil ich ein Mädchen war.

Nein, so war das nicht, genau wie Julien versuchte er mich immer wieder an meine Grenzen zu bringen.
Nur, dass das Training mit Julien nichts im Vergleich zu dem Training mit Jace und Milan war.
Am Anfang hatte ich noch die Hoffnung, dass ich die beiden vielleicht mit meinen Kenntnissen beeindrucken konnte.

Mittlerweile fragte ich mich nur, wie ich diesen Tag überleben sollte.

In diesem Moment betrat Kyle den Raum und rettete mich somit.
Ich ließ mich erleichtert auf den Rand der Matte sinken.
Doch meine Erleichterung währte nicht lange, denn Kyle forderte mich auf, ihm zum Wasserbecken zu folgen.

Missmutig stapfte ich ihm hinterher.
Jace und Milan setzten sich demonstrativ an den Rand, um mich zu beobachten.
Zu beobachteten wie dämlich ich mich anstellte.

,,Also" setzte Kyle an ,,du musst die Teilchen des Wassers visualisieren." Erzähle mir was neues.
Da ich immer noch keinen Plan hatte, wie genau ich das machen sollte, fragte ich einfach mal. „Wie?"

,,Du musst dir vorstellen, das Wasser heran zu zoomen, solang bis, du die einzelnen Teilchen siehst." antwortete er.
Ich versuchte es. Versuchte es wirklich.
Aber ich schaffte es nicht.

Nach einer Stunde gaben die Jungs schließlich auf.
Nur Milan blieb bei mir, während ich es weiter versuchte.
Es funktionierte einfach nicht.

Verzweifelt schaute ich zu Milan, doch der wusste auch nicht, wie er mir helfen konnte.
,,Ich muss hier raus." stöhnte ich und blickte Milan noch verzweifelter an.
Ich sackte auf dem Boden zusammen

Er schien Mitleid mit mir zu haben. ,,Na dann, lass uns nach draußen gehen" meinte er leicht amüsiert über mein Verhalten.
Ich schaute ihn dankbar an.

Hüter der HimmelsrichtungenWhere stories live. Discover now