Kapitel 6 - Teil 3

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Wir saßen in einem Bus, aber nicht irgendeinem Bus, nein, es war ein Hippiebus, er war sogar außen mit Blumen verziert. Seit fünf Stunden fuhren wir schon durch Norwegen. Gestern waren wir in Schweden gelandet, am Flughafen Kiruna.

Für diesen Flug gab es komischerweise kurzfristig Plätze, versteh einer die Fluggesellschaft. Dort hatten wir uns dann mit einem gefälschten Ausweis, den wir vom Rat der Hüter bekommen hatten, einen Hippiebus ausgeliehen. Jace, der schon seinen Führerschein hatte, steuerte den Wagen.

Ich hatte erst überlegt, ob ich mich weigern sollte in den Wagen einzusteigen. Allerdings musste ich mich, aufgrund einiger logischer Einwände, leider dagegen entscheiden, da sowohl Milan, meine Schwester als auch Kyle keinen Führerschein hatten.

Milan war zwei mal durch die Prüfung gefallen, was er allerdings meiner Meinung ein bisschen zu positiv sah. Notiz an mich: Niemals Milan als Fahrer engagieren. Meine Schwester hatte ihn noch gar nicht gemacht und Kyle hatte die Prüfung zwar bestanden, seinen Führerschein allerdings noch nicht erhalten.

Ich musste mich wohl oder übel auf Jace verlassen, was mir allerdings zutiefst widerstrebte. Trotzdem fuhr Jace seit einigen Stunden den Wagen, in dem wir ununterbrochen aufeinander hockten. Laut Google Maps, sollte die Fahrt nur neun Stunden dauern, allerdings hatten wir nach circa zwei Stunden gar keinen Empfang mehr.

„Wie lang dauert es noch." quengelte ich wie ein kleines Kind. Jace verdrehte nur die Augen und musterte mich mit einem abfälligen Blick. „Jace?" fragte nun meine Schwester mit einem bittenden Tonfall. „Es dauert noch etwa drei Stunden." antwortete dieser nun, mit einem fast freundlichen Tonfall.

Na wunderbar. Er mochte also nur mich nicht. Was hatte ich ihm denn getan?
„Äh Leute, ich möchte ja jetzt nichts sagen, aber denkt ihr nicht, wir hätten langsam mal die Grenze passieren sollen?" fragte Milan nun in die Runde.

Wir alle warfen ihm leicht schockierte Blicke zu. „Ich mein ja nur, wir sollten eigentlich in Norwegen sein, sind aber immernoch in Schweden." verteidigte er sich. „Ich hab hier immer noch schwedisches Netz." bekräftigte ich und fügte an Jace gewandt hinzu: „Jace, fahr bitte bei der nächsten Tankstelle raus."

„Du hast hier nicht die Befehle zu geben." murrte dieser nur. „Man Jace, fahr dort raus." mischte sich nun auch Kyle mit ein. „Wir müssen jemanden fragen, wo wir sind."

*

Man sollte meinen, dass die 'Hüter der Himmelsrichtungen' wenigstens wussten, wo der Norden ist. Dem ist übrigens nicht so. Jace war nach Süden gefahren.

Seitdem fuhren wir also zurück. In vier Stunden würden wir dann hoffentlich endlich bei unserem nächsten Hotel ankommen. Allerdings vertraute ich dieser Angabe nicht. Um so verwunderte war ich als wir tatsächlich, vier Stunden später im Hotel eincheckten.

Morgen würden wir dann also tatsächlich am Nordkapp sein, trotz Jaceˋs katastrophaler Navigation. Ich musste mir unbedingt merken, auf meine Instinkte zu hören und nicht mit Jace Auto zu fahren.

Am Abend trafen wir uns alle im Zimmer der Jungs. Ich hatte auf getrennte Schlafzimmer bestanden und die Jungs waren nicht einverstanden, zu uns zu kommen, wenn wir doch eigentlich ein Schlafzimmer hätten. Nur ein bisschen kindisch, aber ich verkniff mir einen sarkastischen Kommentar.

„Kyle wird Morgen den Weg zu seinem Tor öffnen und wir anderen werden ihm dann folgen." erklärte Jace uns. „Theresa, du wirst den Eingang bewachen und dafür sorgen, dass er offen bleibt." fuhr er fort und meine Schwester nickte bestätigend.

„Claire, du hälst dich im Hintergrund und achtest darauf, wie Kyle es macht, damit du es später wiederholen kannst." Wie jetzt? Ich sollte das später wiederholen? Hätte dir eigentlich klar sein müssen Claire. Als ich bemerkte, dass mich alle abwartenden anschauten, nickt ich schnell bestätigend.

Hüter der HimmelsrichtungenWhere stories live. Discover now