Kapitel 7 - Teil 2

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„Hattet ihr eine gute Reise?" fragte Arthur an Morighan gewandt die gerade eine Erbse aufspießte. Diese schaute von ihrem Essen auf und lächelte Arthur an. „Ja, allerdings wir hatten keine Unterbrechung und so verlief die Reise von Schottland hierher überaus angenehm." erklärte diese.

Das freut mich." antwortete Arthur und ein ehrliches Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Merlin saß stillschweigend an dem runden Tisch, rechts von Arthur und beobachtete das Geschehen. „Ich frage mich nur, was wollt ihr hier? Um diese Jahreszeit?" Versuchte der Prinz herauszufinden.

„Ich wollte den Winter über nicht in Schottland verbringen." brachte Morighan wenig glaubhaft hervor. Arthur musterte sie stirnrunzelnd. „Und dabei wollte ich auch gleich meine Cousin und Kindheitsfreund Merlin besuchen." fügte sie noch hinzu und warf einen Blick auf Merlin, der von seinem Essen aufschaute und verwirrt zu ihr blickte.

Morighan lächelte ihn an und Merlin erwiderte das Lächeln, als er Arthurs Blick auf sich bemerkte. Mit den Worten: „Ich wette ihr habt euch viel zu erzählen." stand Arthur vom Essen auf und verließ den Raum.

*

Meine Augen brannten als ich sie öffnete, so als hätte ich im Schwimmbad die Augen unter Wasser geöffnet, oder als hätte ich geweint. Da ich mich nicht erinnern konnte, dass wir schwimmen waren musste es wohl letzteres sein. Allmählich kehrten meine Erinnerungen zurück.

Ich blickte zu meiner Schwester, sie schlief noch. So leise wie möglich stand ich auf und zog mich an. Heute würden wir zurück zum Flughafen fahren und von dort aus direkt über New York direkt nach Mexiko fliegen. Diesmal würde ich dafür sorgen, dass ich im Flugzeug nicht neben Jace saß.

Immer noch darauf bedacht kein Geräusch von mir zu geben schnappte ich mir mein Handy, öffnete die Tür und lief den Gang entlang zum Fahrstuhl. Mein Ziel war die Dachterrasse. Als der Fahrstuhl endlich oben hielt stieg ich aus. Vereinzelte Sonnenstrahlen schauten durch die Wolkendecke hervor.

Ich lief vor, bis zum Geländer und beobachtete das rege Treiben der Stadt. Ein Husten erklang hinter mir und ich drehte mich ruckartig um. Auf einer Bank auf der anderen Seite der Dachterrasse saß Jace und musterte mich finster.

„Was ist?" versuchte ich herauszufinden, als er weiter nichts sagte. ,,Ich war zuerst hier." erwiderte er kalt. Das war ja wie im Kindergarten. ,,Du weißt schon, dass ich auch hier sein darf oder?" fragte ich genervt. Er schaute mich nur grimmig an und stapfte dann zum Fahrstuhl.

Irgendwie hatte ich die Hoffnung gehabt, dass unsere Verhältnis besser werden würde. Anscheinend hatte ich mich gewaltig getäuscht, denn seit wir beim Tor der Himmelsrichtungen waren, hasste er mich nur noch mehr. Erst als meine Schwester eine halbe Stunde  später auf die Dachterrasse kam und mit mitteilte, dass wir uns jetzt auf den Weg zum Flughafen machen würden, löste ich mich aus meinen Gedanken folgte ihr nach unten, wo alle schon auf mich warteten.

„Hier, ich habe dir ein Frühstück mitgenommen." erklärte mir Milan und reichte mir eine Papiertüte. Dankbar lächelte ich ihn an und ließ mich auf meinen Platz neben ihm sinken. Während ich in mein Brötchen auspackte, startete Jace den Wagen und fuhr los, Richtung Flughafen.

Der Flug war relativ angenehm. Diesmal schlief ich nicht, da ich neben Milan saß und einige Fragen hatte. „Warum fliegen wir eigentlich nach Mexiko, also nach Westen, wenn wir doch den Hüter des Ostens besuchen wollen?" Milan antwortetet mir ohne lang zu überlegen.

„Weil der Osten eine Ansichtssache ist. Der Nullmeridian ist der Start und von dort geht die Sonne auf und nimmt dann ihren Lauf von Osten nach Westen. Deswegen beginnt der Osten im eigentlichen Westen und umgekehrt." Äh... darüber musste ich kurz nachdenken.

Nach gefühlten Stunden hatte es bei mir endlich klick gemacht. „Aber warum fliegen wir dann zu einem Mayatempel?" fragte ich leicht verwirrt. „Der liegt doch gar nicht am Nullmeridian." fügte ich noch hinzu. „Weil" setzte Milan an, wurde jedoch von der Stewardess unterbrochen, die uns unsere Getränke brachte.

„Wo waren wir stehen geblieben?" fragte er mich. „Mayatempel." half ich ihm aus. „Ach stimmt. Das ist so ähnlich, wie beim Nordkapp, es ist nicht der richtige Norden, sondern nur ein Symbolischer." erklärte er.
„Bitte schnallen sie sich nun an, wir werden in kürze landen." ertönte es aus den Lautsprecher und sofort wurden alle unruhig und packten ihr Zeug zusammen.

Tatsächlich landeten wir eine halbe Stunde später bereits in Mérida. Irgendwie hatte Jace es geschafft ein NOCH klapprigeres Auto aufzutreiben als beim letzten Mal. Während der Fahrt hatte ich immer Angst, dass es jederzeit auseinander fiel.

Auch wenn wir einen anstrengenden Flug hinter uns hatten mussten wir uns beeilen. Wir waren, nach dem wir in New York angekommen waren erstmal zum Rat gefahren und dort hatte sich dann Mr. Young uns angeschlossen. Ehrlich gesagt verstand ich nicht ganz warum, da wir ohne ihn doch bestens klar gekommen waren.

Außerdem hatte er es auch nicht geschafft einen besseren Wagen aufzutreiben. So viel zum Thema Organisation. Auf jeden Fall machte er jetzt ziemlich Druck, dass wir heute noch Eurus, den Hüter des Ostens besuchen sollten. Wahrscheinlich waren deswegen alle so schweigsam.

Eine Stunde später errreichten wir dann tatsächlich den Mayatempel, bei dem es vor Tourristen nur so wimmelte. In diesem Punkt hatte Mr. Young's Anwesenheit tatsächlich etwas genützt, denn da dieser Ort seit Generationen von Hütern benutzt wurde und angeblich sogar von ihnen erbaut wurde, was ich nicht so ganz glaubte, da alle Geschichtsbücher etwas anderes sagten, hatte der Rat natürlich Kontakte und so konnten wir in das Innere Des Tempels, bzw. der Pyramide.

Doch davor folgte noch das physische Kräfte schwächen. Bei achtunddreißig Grad im Schatten war das nicht gerade angenehm. Völlig verschwitzt begaben wir uns also in die angenehmen Kühle der Pyramide. Ich mochte sie jetzt schon.

Diesmal musste ich besonders aufpassen, da ich A fast das Selbe Ritual machen musste wie Jace und B nicht schon wieder im Nirgendwo landen wollte. Das reichte für ein Leben.

„Ich rufe die Kräfte des Ostens,
Auf dass sie mich schützen.
Ich rufe die Kräfte des Südens,
Auf dass sie mich heilen.
Ich rufe die Kräfte des Westens,
Auf dass sie mich unterstützen.
Ich rufe die Kräfte des Nordens, 
Auf dass sie mich lehren."

Hüter der HimmelsrichtungenWhere stories live. Discover now