Kapitel 13 - Teil 5

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,Mich", murmelte ich und alle wandten betreten ihren Blick von mir ab.

„Sollten wir nicht eher dafür sorgen, dass die Schergen des Chaos nicht an sie herankommen?", bemerkte Jace und zog eine Augenbraue hoch, „Die Gefahr ist zu groß, dass sie versuchen werden sie auf ihre Seite zu ziehen."

„Sie kann sich ganz gut dagegen wehren", entgegnete Milan, „schließlich hat sie es geschafft sich gegen Azriel zu behaupten."
Ja, aber wirklich gut hatte ich das nicht angestellt.

Ich war verletzt wurden und hatte ihn nur knapp schlagen können. Gerade so viel, dass er die Flucht ergriffen hatte ohne ernsthafte Schäden davon zu tragen. Ziemlich sicher hätte ich ihn nicht besiegen können.
Es war reines Glück, dass er sich zurückgezogen hatte.

„Ich denke nicht, dass sie es schaffen Claire auf ihre Seite zu ziehen", pflichtete Kyle ihm bei und riss mich somit aus meinen Gedanken.
„Dann bleibt nur noch die Frage, ob sie überhaupt bereit ist euren Köder zu spielen", meinte Jace, beinahe spöttisch.

Einen Moment überlegte ich, wie ich nun reagieren sollte, ob ich zustimmen sollte. Denn ich wusste nicht ob ich bereit dazu war Azriel erneut entgegen zu treten.
„Sie wollen Lina."
Wieso ich ihnen das sagte wusste ich nicht, wahrscheinlich um sie zu retten. Für sie würde ich bei ihrem Plan mitmachen.

Die Hüter schauten sich verwirrt an.
„Wer ist Lina?", wollte der Blonde wissen und schaute mich interessiert an.
„Und was hat sie mit den Schergen des Chaos zu tun?", warf Jace ein und musterte mich misstrauisch.

Ich hatte das leise Gefühl, dass er mir nicht vertraute, vielleicht sogar immer noch dachte, ich wäre eine Verräterin. Aber das ergab überhaupt keinen Sinn, schließlich hatte er genug in meinem Geist herumgeschnüffelt.

„Lina ist meine beste Freundin", ich holte kurz Luft, bevor ich weiter redete, da mir diese Worte sehr schwer fielen, „und Azriel hat gedroht sie als Druckmittel gegen mich einzusetzen."

Schweigen.
Niemand sagte ein Wort.

Wahrscheinlich wussten sie nicht, was sie darauf erwidern sollten.
„Wir müssen sie beschützen. Ich werde euren Köder spielen, wenn ihr mir helft Lina in Sicherheit zu bringen."

Wieder schwiegen die anderen Hüter, während ich sie eingehend musterte. Sagt doch etwas, flehte ich stumm.
Jace räusperte sich, bevor er zum Sprechen ansetzte.

„Bist du sicher, dass du das machen willst? Du weißt wir können deine beste Freundin auch so in Sicherheit bringen. Ohne dass du dich so einer Gefahr aussetzen musst."

Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, dass Jace sich plötzlich um meine Sicherheit sorgte und so schaute ich ihn nur misstrauisch an.
„Wenn du denkst, ich wäre zu schwach dafür, dann kannst du das ruhig sagen", erklärte ich ihm.
„Das habe ich nicht behauptet", stellte der Hüter nüchtern fest und schaute mich mit einem unergründlichen Blick an.

„Ich würde vorschlagen, dass wir erst Lina holen und dann unseren Plan in die Tat umsetzen", versuchte Milan die Situation umzulenken.
Dankbar schaute ich ihn an und hoffte, dass das Thema damit beendet war.

„Wir müssen den Plan sowieso noch genauer planen. Die zusätzliche Zeit dürfte uns also nicht schaden", fügte Jace hinzu und ich atmete erleichtert aus, da er nicht mehr darauf beharrte, einen anderen Köder zu finden.
„Allerdings sollten wir Claire besser trainieren.

Einige zusätzliche Trainingseinheiten bevor wir sie allein lassen, dürften nicht schaden."
Keine Frage, die Idee von Jace fand ich nicht schlecht und vielleicht konnte ich dann auch den Umgang mit anderen Waffen als den Messern lernen.

Ein Wunder, dass ich es schaffte mit diesen umzugehen, auch wenn ich eigentlich keinerlei Übung hatte. Natürlich war mir bewusst, dass es vor allem an der Magie lag, mit deren Hilfe ich die Messer steuerte. Aber ich hätte nie gedacht, dass es so einfach sein würde.

Vielleicht könnten die Hüter auch Lina einiges beibringen, auch wenn sie keine Kräfte hatte und sich allein auf ihre körperlichen Fähigkeiten verlassen musste.
„Das ist eine gute Idee", stimmte Kyle zu und er wirkte ein bisschen erleichtert darüber, dass ich mich nicht völlig ungeschützt in die Gefahr stürzte.

„Ich denke, dass wir uns langsam beeilen sollten", drängte ich die Anderen, da ich mir ernsthafte Sorgen um Lina machte. Was wenn Azriel bereits auf dem Weg zu ihr war?
„Dann lasst uns packen", schlug Milan vor und wir zeigten uns alle einverstanden.

Schwerfällig stand ich aus dem Sessel auf und taumelte leicht auf Kyle zu.
„Ich sollte dir vermutlich das Schwert wiedergeben", murmelte er und reichte mir die Klinge.

Vorsichtig nahm ich sie in die Hand und betrachtete sie eingehend, konnte jedoch nichts auffälliges bemerken.
Jace trat hinter mich und schaute über meine Schulter.

„Das ist eine gute Waffe, woher hast du sie?", wollte er wissen. „Ich habe sie Azriel abgenommen", antwortete ich mit brüchiger Stimme, während die Erinnerungen wieder vor meinem inneren Augen aufblitzten.

,,Ich würde sie an deiner Stelle behalten", empfahl er mir und reichte mir eine Schwertscheide, dir er zweifellos gerade erst erschaffen hatte.

Überrascht nahm ich sie entgegen und bedankte mich. Als wäre nichts geschehen, wandte Jace sich wieder seinen Sachen zu, die er in seinen Rucksack stopfte. Vorsichtig steckte ich die Klinge in die Scheide und band sie mir um meine Hüfte.

„Fällt es nicht auf, wenn ich mit einem Schwert durch die Gegend renne?", fragte ich Jace unsicher.
„Wir können einen Schleier darüber legen."

Damit war das Thema anscheinend geklärt und ich war nun im Besitz einer Waffe, die gegen die Kreaturen des Chaos etwas ausrichten konnte.

Auch wenn die Hüter das nicht wussten. Während ich meine Sachen zusammensuchte, fanden meine Gedanken immer zurück zu Azriel. Was meinte er damit, das meine Vorfahrinnen auf der Seite des Chaos standen?

Morighan stand doch ganz sicher nicht auf seiner Seite. Schließlich war Arthur ihre wahre Liebe und er stand auf der Seite der Hüter, so wie ich es bisher verstanden hatte.
Es ergab keinen Sinn, egal wie ich es drehte und wendete.

So war es kein Wunder, dass ich viel länger brauchte als die Jungs, die bereits wartend auf dem Sofa saßen und mich beobachteten, wie ich im Zimmer hin und her rannte um alles zusammen zu suchen.

„Sollte ich mich nicht umziehen?", fragte ich, als ich alles gepackt hatte und die Hüter aufbrechen wollten. Milan warf einen Blick auf meine zerrissenen Klamotten und einen Augenblick später waren sie schon wieder geflickt.

Irgendwann musste ich ihn fragen, wie er das machte. Und ich wollte Kyle fragen, wie er diese Blase aus Wärme erschuf.
So vieles, das ich machen wollte und zu wenig Zeit um wirklich alles umzusetzen.

Denn obwohl es niemand zugab, wussten wir alle, dass uns die Zeit davon lief.

Hüter der HimmelsrichtungenWhere stories live. Discover now