Der Verräter

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„Wie konnte es passieren, dass der Westen entkam?" fragte eine Gestalt aus dem Schatten einer engen Gasse heraus. „Ich weiß es nicht" antwortetet der Andere, dessen Gesicht verhüllt war, unsicher. „Sie war wie besprochen allein." fuhr er fort.

Die Person, die eben noch an der Wand lehnte, stieß sich von dieser ab und trat in das fahle Licht der Laterne. „Sie konnte sich gegen mich wehren, das war nicht geplant." sagte er trocken. „Jemand muss sie trainiert haben." antwortete der andere Mann.

„Und warum wurde ich darüber nicht in Kenntnis gesetzt? Ich hätte sie einfach mitnehmen können, denn die anderen Hüter waren nicht besonders schnell." erwiderte der Erste.

„Ich werde ihre Schwächen herausfinden, dann kann dies nicht wieder passieren." antwortete dessen Gegenüber.

„Das hoffe ich für dich." mahnte der Man aus dem Schatten. „Und für sie." fuhr er nach einer kurzen, bedeutungsvollen Pause fort. „Sonst könnte es böse enden, denn jeder deiner Fehler könntet der Letzte sein." erklärte er, beinah lässig. Der zweite Mann schluckte schwer.

„Es, Es wird nicht wieder vorkommen." versicherte er erneut. „Wie geht es ihnen?" fragte er nach einer Weile. „Den Umständen entsprechen." war die knappe Antwort. „Doch keine Sorge, solang du mitspielest, wie ich es will, wird ihnen nichts Schlimmes passieren."

„Darf ich dich erinnern, dass du Azriel, nicht der Machthabende bist?" fragte der zweite Mann provokant, erkannte seinen Fehler jedoch im selben Moment und biss sich erschrocken auf die Unterlippe. Der Angesprochene, der sich bereits zum Gehen gewandt hatte, blieb stehen und drehte sich langsam, und bedrohlich um.

Rauch stieg aus seinen Händen auf und verbreitet sich so schnell, wie ein Tropfen Blut im Wasser. Der Herzschlag des Unbekannten beschleunigte sich und nackte Panik kroch in ihm hoch, da er wusste, wozu sein Gegenüber fähig war. Wenn er jetzt starb, würde seine Familie es ebenfalls.

„Du kannst dich glücklich Schätzen, dass ich dich noch brauche, sonst wärst du schon längst tot. Und das weißt du auch habe ich Recht?" zischte Azriel bedrohlich. „Glaub mir wenn ich dir sage, dass ich genug Macht habe um dich und deine kleine Familie endgültig auszulöschen."

Bei diesen Worten zuckte der Verhüllte zusammen und trat einen Schritt zurück. Er durfte es nicht riskieren ihn zu verärgern, da das Leben seiner Familie davon abhing und doch, hatte er genau das eben getan. Seine einzige Chance war, dass er ihn brauchte, das hatte er mittlerweile gemerkt, denn nur er hatte die Chance so nah an Claire heran zu kommen.

Auch wenn es ihm nicht gefiel sie zu verraten, hatte er keine Wahl, denn es war klar, dass ihr Leben gegen das seiner Familie stand.
„Solltest du dir auch nur ein einziges Mal einen Fehltritt erlauben, weißt du was geschieht und dann wird es kein leichtes Ende für sie werden. Sie werden Leiden." sprach er die Drohung.

„Sieh es positiv, sobald das Chaos siegt, kann dir und deiner Familie nichts mehr passieren. Also sorg dafür, dass dein Teil des Plans funktioniert, denn wir müssen unbedingt Claire auf unsere Seite ziehen."
Es gab nichts Positives. Doch wenn er es schafft dem Chaos zum Sieg zu helfen, würden er uns seine Familie vielleicht wirklich in Ruhe leben.

Das Risiko sich für die falsche Seite zu entscheiden konnte er nicht eingehen und das Chaos hatte seine Familie im Würgegriff, also hatte er keine Wahl.

Er würde alles dafür tun, dass das Chaos siegt.

Hüter der Himmelsrichtungenحيث تعيش القصص. اكتشف الآن