Platzierte, verkopfte, elegalante Gemischtes Hack Story

#66 Wir haben die Shisha erfunden

Perspektive Felix Manuel Lobrecht 

Die Show war nicht so gut, wie ich es erhofft hatte.
Dem Publikum scheint es trotzdem gefallen zu haben- so gut bin ich bereits darin, meine Sorgen auf der Bühne zu verstecken.

Als ich wieder in den Backstage laufe, schleichen sie sich wieder in die vordersten Bereiche meines Kopfes und ich richte meinen Blick nach unten. Mir ist egal, an wem ich jetzt vorbeilaufe, wer mich anschaut oder wer mit mir reden möchte.
Der Fakt, dass ich gerade meine AirPods nicht dabei habe, hält mich nicht davon ab, in meinem Kopf lauter, ablenkender Musik zu folgen.
Mein zielstrebiger Gang verfolgt nur ein Interesse: den Kühlschrank. Ich brauche irgendein kaltes Getränk, das meinen verschwitzten Körper abkühlt. Auch, wenn ich weiß, dass das total kontraproduktiv ist. 

Schätzungsweise befinde ich mich nun wenige Meter vor dem Kühlschrank, als ich meinen Kopf hebe und wider Erwarten etwas ganz anderes sehe:
Da steht eine Erscheinung einfach mitten im Raum. Ich traue meinen Augen nicht, als ich ihn sehe. Er lässt alles andere um ihn herum nichtig wirken und zieht mich mit seinem Lächeln an. 
Wo der Kühlschrank steht, weiß ich nicht.
Wo die anderen stehen, weiß ich nicht.
Ich weiß nur, wo er steht: direkt vor mir.

Ich laufe auf ihn zu und falle ihm in die Arme. 
Die Augen schließe ich, vergrabe meinen Kopf an seiner Schulter und sauge seinen Duft ein.
"Meine Droge..." flüstere ich ganz leise gegen seinen Hals und muss fast weinen, so stark überkommen mich die Gefühle.
Erst habe ich Angst, dass es die anderen hören. Aber mit den Sekunden wird es mir so egal.
Alles, was in diesen Momenten zählt, ist seine Anwesenheit.
Er drückt mich fest an sich, ich spüre seinen Herzschlag und verfolge den Rhythmus seines Atmens.
Ich bin immernoch so aufgeregt, dass mein Herz noch so schnell schlägt, dass es nicht zu beruhigen scheint. Er schafft es trotzdem irgendwie. 
Das ist seine Magie, die nur bei mir funktioniert.

"Ich hab' dich so vermisst." sage ich mit brüchiger Stimme.
"So. Sehr."
Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und will ihn nicht loslassen.
"Ich dich auch. Du hast das toll gemacht, vorhin auf der Bühne." sagt er und streichelt über meinen Hinterkopf.
"Danke." bringe ich gerade noch hervor, schaffe es nicht einmal zu hinterfragen, ob er die Show überhaupt gesehen hat. 
Dann wird es still, ich schluchze nur ab und zu leise und die streichelnde Bewegung seiner Hand auf meinem Rücken macht Geräusche.

Ich spüre die Blicke der anderen auf uns. Nicht unbedingt negativ oder urteilend, eigentlich ist es mir aber auch egal, aber gleichzeitig fühle ich mich dazu verpflichtet, sie aufzuklären und von ihrer Ungewissheit zu befreien.

Nach einigen Sekunden, in denen ich versuche, mich zu fangen, löse ich meinen Kopf von ihm und drehe mich zu ihnen um, allerdings ohne ihn loszulassen.
Mein Arm liegt von hinten immernoch um seiner Hüfte und ich wische mir über die Wangen.
"Äh, ja."
Beginne ich zögerlich und fahre mir durch die Haare, ziehe mein Vorhaben aber dann doch entschlossen durch:
"Wir sind zusammen."
Ich muss anfangen, zu lachen und beuge mich leicht nach vorn, so erlösend ist das Gefühl.
Interessiert und gespannt sehe ich in die Gesichter der Umstehenden.
Wissend nicken und grinsen sie nur.

"Juju is' nochmal zu Julian gegangen, nachdem ihr euch verabschiedet habt." erklärt Kawus.
"Ich hab' Tommi dann geschrieben, dass du...naja..Stress hast und nicht runterkommst und es dir nicht wirklich gut geht." fügt mein Bruder hinzu.
"Und jetzt steh' ich hier." rundet der Protagonist ab, lacht und gibt mir einen Kuss auf die Schläfe.

"Als du noch auf der Bühne warst, war Thomas schon da. Wir haben uns unterhalten. Er ist echt symphatisch." sagt Kinan stolz.
"Aber Tommi, therapier den mal. Der geht uns den ganzen Tag schon auf den Sack." lacht Kawus, Angesprochener grinst mich nur frech an. "Das krieg' ich wohl hin."
Ich nicke. Wo er recht hat, hat er recht.
Er ist mein Therapeut. Seine Methoden schlagen nur bei mir an und sind perfekt auf mich angepasst. So wie seine Lippen auf meine.