#2 Tauben anzünden

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Perspektive Thomas "Tommi" Schmitt

Auf unserem Weg nach unten auf die Straße treffen wir
eine kleine männliche Person, gekleidet im Blaumann. In der rechten Hand hielt er einen außergewöhnlich volle Tasse. Der Inhalt: tiefschwarzer Kaffee. Zwischen Zeige- und Mittelfinger der gleichen Hand hält er eine Zigarette, welche er wohl bald gegen die glimmende zwischen seinen Lippen austauschen würde. Wohlbemerkt: der Mann befand sich in einem geschlossenen Raum, welcher höchstwahrscheinlich über einen Rauchmelder verfügte. Diesen konnte er jedoch bestimmt abschalten. Irgendwie. Vielleicht mit dem riesigen, klimpernden Schlüsselbund. Den meinigen Prozess des ihn-Beäugens unterbricht er mit einem freundlichen "Ja tach Herr Lobrecht!" und Felix grüßt ihn zurück. Verwirrt schaue ich ihm hinterher,als er an uns vorbei gegangen ist und sehe ihn gerade noch so, wie er an seinem Kaffee nippt. Auch wir laufen weiter und ich frage Felix, ob das der Hausmeister sei, dem er einen gekeult hat. "Ja, Tommi." erwidert er, öffnet die Tür nach draußen, geht vor und hält sie mir auf. "Und das ist die Taube, die ich letztens anjezündet hab'." ergänzt Felix, mit dem Finger nach unten zeigend. Ich schaue auf den Boden vor uns: Außer 4 Kaugummi und einer halbleeren Dönerbox befindet sich auf dem Bürgersteig keine Taube. Immernoch offensichtlich verwirrt von der Situation drehe ich langsam meinen Kopf wieder nach oben und schaue ihn fragend an. Aufgrund meines Gesichtsausdrucks muss er lachen und schlägt mir mit der Hand auf die Schulter. "Tommi,alter!" prustet er in erstaunlich hohem Ton. "It's comedy! Ich sag zwar immer, dass ich nur Sachen erzähle, die ich witzig finde,aber dass sie stimmen, heißt das nicht.". Auch ich muss nun anfangen zu lachen und realsiere, wie fern und bescheuert ich in den letzten Sekunden gewesen war. Damit einhergehend kommt die Angst, dass Felix mir jetzt wieder durch die Haare wuschelt. Zum Glück unterlässt er es. "Komm wir gehen jetzt Gemischtes Hack kaufen." sagt er und läuft los. Zum Glück bin ich nicht wieder zu verkopft und schaffe es, den Abstand zwischen uns nicht zu peinlich groß werden zu lassen.
Wir laufen ein Stück und mir fällt auf, dass es erstens verhältnismäßig kalt und zweitens extrem leer ist. Ist schon erstaunlich heutzutage...
Niemand spricht uns an und auch aus dem ersten Grund laufen wir schneller als normal- beziehungsweise Felix läuft recht schnell. "Was hastes denn so eilig, mein Guter?" frage ich ihn, nachdem ich es mit einiger Mühe geschafft habe, zu ihm aufzuholen und lege meine Hand auf seine Schulter. Felix nimmt diese und hebt sie von seiner Schulter. Es sollte wohl gelassen wirken, jedoch merke ich, dass er irgendwie aufgebracht ist. "Tommi, wir müssen hier weg. Aber janz schnell.". Ohne seine Worte aktiv zu hinterfragen, lief ich ihm in angezogenem Tempo schweigend hinterher, nahm mir aber fest vor, später nach zufragen.
Auf unserem Weg, welcher sich über mehrere Minuten streckte, sah er sich die ganze Zeit nervös um- seine Augen zuckten wild umher.
Nach gefühlt einer halben Stunde strengem Fußmarsch hatte sich schlagartig unsere Umgebung verändert: lichtere Bebauung, bessere Straßenbeleuchtung und weniger ominöse Menschen. Berlin halt. Relativ klischeemäßig biegt Felix spontan links um eine Ecke in eine neue Straße und es stellt sich später heraus, dass das gar nicht die Richtung ist, in die wir müssen. Er lehnt sich an eine Hauswand, atmet hörbar erleichtert aus und zündet sich eine Zigarette an. Ich stelle mich links neben ihn und beobachte Felix: seine Gesichtszüge sehen angespannt aus; er atmet unregelmäßig; sein Bein wippt die ganze Zeit auf und ab; noch immer schaut er sich überall um. So ganz entspannt ist er wohl doch nicht. Als sein Blick nach links schweift, erschreckt er sich und zuckt heftig zusammen.

Knv!

Platzierte, verkopfte, elegalante Gemischtes Hack Story Where stories live. Discover now