#125 Alle seitlich legen

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"Babyyy?" ruft Felix von seiner Couch aus in die Wohnung hinein, weil Tommi schon wieder irgendwo rumspringt und nicht neben ihm sitzt, was ihn mächtig stört.
"Ja, Schatz?" ruft der Angesprochene aus der Abstellkammer, in der er gerade dabei ist, aufzuräumen. Und er sucht etwas, von dem er selbst nicht genau weiß, was es ist und von dem er sich nicht sicher ist, ob er am richtigen Ort sucht.
"Komm mal bitte heeeeeeer!" ningelt Felix und lässt den Kopf auf die Sofalehne fallen, sodass sein Hals nach hinten überstreckt ist und er erwartungsvoll nach hinten schaut.

"Was ist denn los?" fragt Tommi, als er leicht verschwitzt ins Wohnzimmer tritt, sich eine Strähne aus dem Gesicht streicht und die Hände in die Seiten stemmt.
"Ich vermisse dich. Du sollst nicht so weit weg sein. Außerdem ist jetzt schon Abend und du musst gar nix mehr machen außer neben mir sitzen." bittet Felix und verspürt langsam ein unangenehmes Ziehen im Hals. Also hofft er, dass er mit seinem Blick seinen Freund so schnell wie möglich neben sich auf die Couch bekommt.
Tommi lacht auf. "Das ist süß." Einen Moment zögert er, schaut nach hinten zu seiner alten Arbeitsstelle und vergräbt dann doch seine Haare in Felix' Haaren. Dieser schließt genüsslich die Augen und lächelt zufrieden. Nach wenigen Sekunden streckt Felix die Arme nach hinten aus und zieht Tommi am Hintern weiter an das Sofa heran. Der Größere lässt ihn schmunzelnd gewähren, sein Schritt ist jetzt genau auf Felix' Kopfhöhe.
"Also bleibst du jetzt hieeeeeer?" suggeriert Felix, zieht einen Schmollmund und schaut dabei mit Hundeblick nach oben zu Tommi.
"Ja, überredet. Dem kann ich ja kaum widerstehen." antwortet Tommi und grinst. Er legt die Hände an Felix' Hals, beugt sich nach unten und gibt ihm einen Kuss auf die Stirn. Felix kichert, es folgt einer auf die Nase. Dann zieht Felix Tommi am Kopf weiter nach unten und gibt ihm einen Kuss auf den Mund. Dieser wird immer leidenschaftlicher und sie halten einander fest, bis Tommi nicht mehr näher an Felix dran sein kann.

"Komm, setz dich zu mir. Dein Handy hat auch schon wieder vibriert." flüstert Felix, als sie sich langsam lösen und lässt seine Hand sanft von Tommis Ohr nach vorn gleiten.

"Oh." sagt Tommi, als er seine Nachrichten checkt. "Claudia hat mir geschrieben, ob ich telefonieren kann."
Felix rutscht ein Stück näher an seinen Freund, sodass er den Kopf auf seine Schulter legen und das Handydisplay sehen kann.
"Ruf mal besser an." schlägt er vor. Er selbst ist ein großer Fan des Telefonierens.

"Hey, wie geht's?" will Tommi die Frau seines Bruders fragen, wird aber vorher unterbrochen. "Tommi, Tommi, Felix, ich habe solche Angst." schluchzt sie. Das Bild ist unscharf und verwackelt, deshalb erkennen die Männer erst jetzt ihre verheulte Visage.
"Was ist denn los?" fragt der Detmolder und rutscht in eine aufrechtere Position, Felix setzt sich ebenfalls gerade hin. Die Frau am anderen Ende schnieft.
"Also." beginnt sie und atmet tief ein.
"Stefan wurde kurz bevor wir Abendessen wollten alarmiert. Großbrand in einer Scheune, bei der sie vor zwei Tagen schonmal waren und eine Ausbreitung des Feuers noch verhindern konnten. Er hatte sich beim Losrennen noch gewundert, warum es schon wieder die gleiche Adresse ist."
Tommi und Felix werfen einen Blick auf die kleine Uhrzeit oben rechts im Display des Handys. 21:47 Uhr. Die Alarmierung ist also schon einige Stunden her.
"Und seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört." ergänzt Claudia und beginnt wieder zu schluchzen.
"Und er hat sein Handy liegen gelassen. Die Kinder schlafen heute bei Freunden, wir hatten eine Pizza im Ofen und es war so geplant, dass er regulär zum Feuerwehrdienst geht, extra nicht länger bleibt als nötig und wir danach einen schönen Abend zu zweit haben."

Felix streichelt Tommis Unterarm, welcher sich außerhalb des Bildausschnittes befindet. Gleichzeitig fasst er einen Plan.
"Ich war in der Küche, er saß im Wohnzimmer. Alles war perfekt, die Pizza gleich fertig und wir hätten eine Stunde vor Dienstbeginn in Ruhe essen können. Auf einmal stürmt er aus dem Wohnzimmer, durch den Flur, an der Küche vorbei und ruft "Einsatz, wie Mittwoch! Mach die Pizza aus!" Und seitdem ist er weg. Den Piepser hat er mitgenommen, das Handy liegt noch auf dem Tisch." erzählt sie weiter.
"Wenn das ein Großbrand ist, haben die bestimmt viel zu tun." versucht Tommi zu rechtfertigen. "Hast du Kontakt zu anderen Verwandten von Feuerwehrleuten?" fragt Felix. Kurz blitzt ein Funken Hoffnung in ihren Augen auf, dieser verschwindet jedoch ziemlich schnell wieder. "Ja, mehr oder weniger. Aber die wissen meistens genauso wenig."
"Du kannst ja dann mal fragen." schlägt Tommi vor und lächelt ermutigend.

"Bei seinem ersten Großbrand hatte er auch sein Handy vergessen. Da hat er noch von dem Handy eines Kameraden auf unserem Festnetz angerufen, um zu sagen, dass alles gut ist und dass es nur eine Übung ist. Ich solle mir keine Sorgen machen, hatte er damals gesagt und ich sagte noch, dass ich ja gar keine Ahnung habe, was es bedeutet, wenn er zu "BR3" zum Gerätehaus fährt. Und so wirklich Gedanken habe ich mir damals nicht gemacht. Und jetzt sterbe ich hier fast vor Sorge."
Tommi will etwas erwidern, da verfällt Claudia in einen Heulkrampf und in eine Panikattacke.

"Was ist, wenn er schwer verletzt oder sogar tot ist? Wenn er im Koma liegt oder im Rollstuhl sitzt oder hochgradige Verbrennungen hat? Er hat letztens erst einen Lehrgang gemacht, mit dem er noch weiter ins Feuer darf und er hat sich so auf seinen nächsten Einsatz gefreut! Wie soll ich das den Kindern erklären? Wir haben doch erst letztens das Grundstück gekauft und so viele Schulden, was wenn er jetzt stirbt?! Wir haben zur Zeit einen Brandstifter im Dorf, deswegen durfte er auch den Lehrgang machen, weil die mehr Leute tagsüber brauchen oder so weil sie ganz viele Einsätze hatten. Wer weiß schon, wozu der Typ alles fähig ist? Wenn der irgendwo Sprengstoff versteckt oder giftige Flüssigkeiten oder irgendwas? Was weiß ich, was der sich in seinem kranken Hirn alles einfallen lässt? Und der Spinner soll Stefan das Leben nehmen, mir meinen Mann, den Kindern ihren Vater, dir deinen Bruder, den Feuerwehrmännern ihren Kameraden,.... Man, ich könnte gerade alle seitlich legen!"

"Ey, Claudia. Beruhig dich bitte. Du tust dir gerade selbst nicht gut. Das ist alles irrational." unterbricht Tommi sie und versucht, durch den Bildschirm Augenkontakt zu halten.
"Hol dir bitte mal was zu trinken. Wasser am besten." schlägt Felix vor. Gemeinsam überwachen sie akribisch, wie die Frau in die Küche läuft und sich ein Glas Wasser am Wasserhahn befüllt.
"So, und jetzt setzt du dich hin." leitet Tommi weiter an.
"Und hörst auf dein Bauchgefühl. Du bist mit Stefan eine Seele. Was sagt dir deine Intuition? Wie geht es ihm?"
In ihrer Mimik erkennen Tommi und Felix eine gewisse Unsicherheit. Sie schluckt. "Keine Ahnung. Was sagt denn deine, so als Bruder?"
Tommi dreht seinen Kopf zu Felix und sieht ihn bedeutungsschwanger an. Der Neuköllner erkennt in seinen Augen die versiegende Hoffnung, dass ihr Bauchgefühl, im Gegensatz zu seinem, sofort von einem Positiv-Szenario ausgegangen wäre.

Ey ihr Geilen schreibt mal mehr Kommentare! Ich lasse hier Diego sterben und bringe Tommis Bruder in Lebensgefahr und ihr schreibt einfach nichts dazu :O
Ballert einfach alles raus, was euch durch den Kopf geht, bitte!

Platzierte, verkopfte, elegalante Gemischtes Hack Story Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin