#83 Gucci Qualität

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Perspektive Thomas "Tommi Schmitt"

Es ist abends und Max weg.
Als ich die Tür hinter ihm schließe und wieder ins Wohnzimmer gehe, sehe ich, wie mein Freund auf meiner Couch liegt und mich voller Unbehagen ansieht.
Die Stirn in Falten gelegt setze ich mich zu ihm und frage mit meinem Blick und indem ich seine Hand nehme, was los sei. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wegen meines Bruders ist. Ich hatte den Eindruck, dass er ihn ziemlich symphatisch fand.

"Ich hab' wieder Bauchschmerzen." sagt er kleinlaut und presst sich die Hände auf den Bauch. Bei dieser Häufigkeit und Intensität mache ich mir wirklich ernsthaft Sorgen, dass es mehr ist, als was von den Ärzten begründet wurde. Ich will ihn aber so gut es geht davon ablenken, weil ich merke, dass sein Körper ihm damit enorm auf die Nerven geht.
"Ich mach' dir 'ne Wärmflasche und dann legen wir uns hin und reden oder schauen irgendwas, okay?" schlage ich vor, während ich über seine Hand streichle. Er nickt nur und rollt sich ein, nachdem ich ihm einen Kuss auf die Stirn gebe und vom Sofa aufstehe.

Leise seufzend mache ich mich auf die Suche nach der einzigen Wärmflasche, die ich besitze. Sie war schon länger nicht mehr in Benutzung. Ich finde sie im großen Schlafzimmerschrank zwischen einigen meiner T-Shirts in einer ungewöhnlichen Lücke. Eigentlich ist dieses Fach immer vollgestopft. Erst, als ich die Wärmflasche herausgenommen und auf Inhalt geprüft habe, fällt es mir schlagartig wie Schuppen von den Augen: An dieser Stelle lagen Selinas Sachen, aber die sind nun nicht mehr da. Es ist auch die Wärmflasche von Selina, die ich ihr gemacht habe, wenn sie schlimm ihre Tage und Bauchschmerzen hatte. Dann lag sie auch immer so da wie er jetzt. Aber das ist in diesem Moment egal, von nun an gehört diese Wärmflasche Felix. Sie hat zwar nicht die Gucci-Qualität, die ich ihm gern bieten würde, ist jedoch trotzdem ein weicher Behälter für heißes Wasser.

Behutsam lege ich sie auf seinen Bauch und streiche über seine Brust. Er streckt seine Arme nach mir aus, ich lehne aber erst einmal ab. Für ihn. "Ich räum' noch schnell die Bierflaschen weg, dann komm' ich her, versprochen." sage ich und dann erkennt auch Felix, dass es für ihn besser ist.
"So dick will ich nie werden. Auch nicht, wenn wir alt und runzlig sind". stellt er dann fest und als ich mich von dem kleinen Tisch vor ihm umdrehe, sehe ich, dass er sich die fast volle Wärmflasche unter den Hoodie gesteckt hat. Der Gedanke, dass es wie ein Bierbauch aussieht, kommt mir wohl anhand der leeren Flaschen in meinen Hand. Ich verdränge ihn jedoch sofort. "Bist du mit 70 dann immernoch so trainiert?" frage ich provokant. Seine bestimmte Antwort ist "Ja!". Ich grinse.
"Tommi, komm her jetz'." fordert er dann unleidig und ningelt. "Zuerst legst du aber die Wärmflasche auf den Hoodie. So ist das nicht gut für deine Haut. Dein Sixpack mit roten Flecken ist dann zwar noch heißer, aber nicht gesund." mahne ich und warte erst noch, bis ich mich neben ihn auf das Sofa lege. Schnell merken wir, wie unbequem und unvorteilhaft diese Position eigentlich ist. Also legt sich Felix kurzerhand auf mich drauf, sein Kopf liegt auf meiner Brust und ich kann seinen Bauch streicheln. Unsere Hände können wir auch jederzeit verschränken. Ich lächle, da ich wieder einmal fasziniert davon bin, wie gut unsere Körper zusammenpassen. So ist es wesentlich angenehmer.

Entspannt schließe ich die Augen und atme bewusst ein, sauge einen Duft ein, der den Raum ausfüllt, gleichzeitig aber neu in dieser Wohnung ist. Es ist der von Felix. Zufrieden lächle ich, weil das bedeutet, dass er hier jetzt auch ein Zuhause hat. Ich hebe den Arm, an welchem die Hand ist, die ich mit seiner verschränkt habe und rieche daran. Ja, das ist eindeutig Felix' Geruch. Seine Haut riecht immer so unfassbar gut, selbst wenn er einfach nur auf der Couch herumlungert. Muss wohl an der Bodylotion liegen, die er regelmäßig benutzt. Und an seinem unglaublich tollen Eigengeruch. Meine Hände lege ich an seine Schläfen und streiche über die Stirn über sein ganzes Gesicht, fahre die Konturen nach. Felix beißt sich auf die Lippe.

Platzierte, verkopfte, elegalante Gemischtes Hack Story Where stories live. Discover now