#109 Wasabi anrühren

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Felix' Handy vibriert. Er hat eine neue Nachricht. Von neuen Lebensgeistern erweckt hebt er das Gerät, das neben ihm auf dem Sofa liegt, auf und entsperrt es. Sein Freund hat geschrieben, was ihm wieder ein Lächeln auf die Lippen legt. Zu seiner Verwunderung ist es ein Video.

Es zeigt Tommi, wie er auf einem freien Platz steht, sein Handy irgendwo hinstellt und mit der Innenkamera sich selbst filmt. Er schaut kurz kritisch, ob der Bildausschnitt passt, entfernt sich dann von dem Gerät und dreht ihm den Rücken zu. Felix sitzt gespannt vor dem Video und kann nicht einschätzen, was jetzt passiert. Auf einmal ertönt ein laut geschrienes "Ich will dich wiedersehen!" und erschreckt Felix etwas. Dann muss er aber grinsen, weil er realisiert, dass es ihm gilt. Wenige Sekunden später fällt ihm ein, dass es ihm genauso geht wie seinem Freund.
Dieser bleibt im Video noch weiter so stehen, atmet dann kurz durch , geht zurück zu seinem Handy und lächelt in die Kamera. Danach ist das Video vorbei.

<<Wenn du jetzt gleich losfährst, sehen wir uns in sechs Stunden>>
antwortet er und markiert sich das Video mit einem Stern.
<<fünfeinhalb. Topp, die Wette gilt!>> antwortet Tommi und Felix spürt sein Grinsen bis nach Berlin.
<<Na dann, los!>> ist die letzte Nachricht, die der Noch-Kölner ließt ohne zu antworten.
Tommi hat die restlichen Sachen aus seiner Wohnung mitgenommen, da er mindestens bis Ende 2021 bei Felix wohnt, weil er bald seine eigene Show in der Stadt hat. So werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Felix' unruhiges Gewissen stillt sich erst, als Tommi ihm wieder schreibt. Es gibt dem Kleineren einfach kein gutes Gefühl, wenn er seinen Freund alleine und mit leerem Magen in einem schnellen Auto alleine auf der Autobahn weiß.
Der Detmolder befindet sich an einem Rasthof, weil er gemerkt hat, dass er eine kleine Pause braucht. Noch im Auto sitzend trifft er die Entscheidung, etwas zu essen zu kaufen und sich selbst zu überwinden- für seine Gesundheit und für Felix. Als er das unispiriert undifferenzierte Gebäude betritt und sich das Angebot anschaut, schlägt seine Meinung rasant um. Da ist nichts für ihn dabei. Entweder zu fettig, ungesund, kalorienarm oder zu bio-Quinoa-Tofu-lastig. Also entscheidet er sich dafür, unverrichteter Dinge und mit nicht weniger Geld im Portemonnaie den Laden wieder zu verlassen. Seufzend lässt er sich wieder auf den Fahrersitz seines Autos fallen und greift wie automatisiert zum Handy.

<<ich hab sooooooo bock auf sushi>> schreibt er seinem Freund kontextlos, ohne weitere Erklärung. Felix nimmt das aber als Aufforderung, ein Sushi-Menü so zu bestellen, dass es schon da ist, wenn sein Freund bei ihm ankommt und sie dann gleich essen können. Erst will er schreiben, dass er dann ja jetzt schonmal Wasabi anrühren kann, plant es dann aber doch als Überraschung und legt nach getätigter Bestellung das Handy weg. Er freut sich, wenn Tommi von sich aus etwas mit Essen vorschlägt.

Da sich Felix eh zu nichts aufraffen kann, weil er wieder in einer seiner depressiven Schübe steckt, bleibt er auf dem Sofa sitzen und nimmt sich vor, damit nicht aufzuhören bis es klingelt. So bekommt er auch sofort mit, als Tommi anruft. Beinahe panisch geht er ran.
"Ja, Tommi, alles gut?" will er sofort wissen, ohne dem Anrufer den verbalen Vortritt zu lassen.
"Ja, hi, alles gut. Mir ist nur langweilig." antwortet Tommi. Im Hintergrund hört Felix nur das sonore Rauschen der Autobahn, das er von seinen Touren so gut kennt.  Er hofft, dass  sich sein Freund konzentriert und dass der Sushi-Lieferant jetzt nicht klingelt.
"Okay, aber konzentrier dich bitte auf die Autobahn und nicht auf mich. Du sollst ja heile ankommen. Soll ich dir was erzählen oder was vorlesen?"
"Du kannst irgendwas brabbeln. Sei mein Live-Podcast." fordert Tommi und entspannt die Schultern. In den nächsten Stunden lässt er sich genüsslich von Felix' ausgelassener Kreativität berieseln.

Als Tommi von der Autobahn abfährt, entschließen sie sich dazu, aufzulegen, um die Freude auf das Widersehen noch einmal geladener zu gestalten. Für den Lieferanten der perfekte Zeitpunkt, um zu klingeln. Diesen nimmt er tatsächlich auch wahr und Felix gibt extra Trinkgeld, weil er so euphorisiert ist.

Einige Minuten später lässt Tommi seine Tasche auf dem Boden von Felix' Wohnungsflur fallen und zieht seinen Freund in eine lange und feste Umarmung. Sie spüren beide die Freude des anderen, sich wiederzusehem und auf einmal scheint Felix gar nicht mehr kleiner als Tommi.
"Na, Hübscher?" fragt er und lächelt seinen Freund an. In der Umarmung spüren sie, wie sich der Brustkorb des anderen gleichzeitig mit dem eigenen hebt und senkt.
Felix' Hände wandern an Tommis Arsch, als sie einander anschauen.
"Du hast aber 'nen geilen Arsch. Ist der noch zu haben?" will er wissen und grinst schelmisch.
"Nee, sorry. Leider schon vergeben."
"Aha. An wen denn?"
"Irgendso ein verrückter Neuköllner."
"Na, der hat aber 'nen guten Geschmack." lobt Felix sich selbst und Tommi gleichzeitig. Lange halten sie das Spiel nicht aus und fangen gleichzeitig an zu lachen. Es folgt ein Kuss und einige Sekunden, in denen Felix Tommis Gesicht festhält und Tommi die Hände auf Felix' Brust gelegt hat. "Der war dafür, dass du so schnell hier warst."

"Zieh dich aus. Ich hab die Heizung aufgedreht." fordert Felix und verheimlicht noch das Sushi.
"Zieh du mich doch aus." erwidert Tommi provokativ grinsend und hebt mit dem Zeigefinger Felix' Kinn an.
"Na gut." erwidert dieser und fährt mit seinen Händen unter Tommis Oberteil, um die Haut seines dünnen Körpers zu spüren. Wenige Sekunden später stehen sie oberkörperfrei voreinander und Tommi kann wieder einmal nicht anders, als Felix' Muskeln zu bestaunen. Während er mit den Fingerspitzen sanft seine Konturen nachfährt, macht sich Felix an Tommis Gürtel zu schaffen.
"Warum hast du eigentlich 'ne Jeans an?!" will er ungläubig wissen.
"Ich trage doch nur Jogginghosen an Orten, an denen ich mich wohlfühle."
In Felix' Augen blitzt etwas auf.
"Deswegen gehen wir jetzt in dein Schlafzimmer und ich hol mir was  bequemes aus unserem Schrank." schlägt Tommi vor und greift nach Felix' Hand. Dieser lässt sich ohne Widerstand mitziehen. Das Essen steht nämlich schon auf den Nachttischen.

Tommis neue Hose steht ihm ausgezeichnet und Felix legt die Hände seitlich an seinen Arsch.
"Ich will dich berühren ." flüstert er und zieht ihn ganz nah zu sich. Sie legen ihre Lippen aufeinander und es kribbelt wieder. Tommi hält Felix an der Hüfte fest und sie vertiefen ihren Kuss. Koordiniert lassen sie sich dann auf das große Bett fallen und schlagen die große Decke über ihre Unterkörper. Sie liegen auf den Seiten, sodass sie sich anschauen können.
"Du bist so schön." murmelt Tommi, als sie sich wieder lösen. Felix trägt seine Kette noch, ihr Verschluss ist nach vorn gerutscht und hängt an seiner nackten Brust fest, sodass die Kette leicht schräg ist. Dem Größeren fällt es schwer,  seinen Blick davon zu wenden. Langsam hebt Felix die Hand und streicht sanft über Tommis Gesicht, fährt seine Konturen nach. Ihre Augen springen zwischen Körper und Gesicht des anderen hin und her, es ist ganz still, in manchen Momenten lächeln sie einander gleichzeitig an.

"Ich hab deine Bettdecke so sehr vermisst." sagt Tommi leise und zieht sie sich etwas weiter über die Brust. Als er damit fertig ist, nimmt Felix diese Hand und gibt ihr einen sanften Kuss. "Und ich deinen Geruch."
"Ich bin so froh, dich zu haben. Und, dass  wir ungefähr gleich alt sind."
Ein Nicken folgt, sie vermeiden unnötige Worte, wissen, was der andere meint.
Mindestens eine halbe Stunde liegen sie noch so da und bewundern den anderen. Ihr Zeitgefühl setzt komplett aus, alles andere um sie herum ist egal.

Irgendwann lässt Tommi seinen Kopf gegen Felix' Brust fallen und muss leise lachen, weil er so glücklich ist. Seine Haare kitzeln Felix' Haut und er krault seinen Kopf.
Sie setzen sich auf, bleiben aber ganz dicht nebeneinander. Das Essen stellen sie sich auf den Schoß und stecken sich einzelne Röllchen gegenseitig in den Mund.
"Drei Dinge müssen  wir unbedingt noch machen, bevor mein Freund seine eigene Fernsehshow anfängt." beginnt Felix dann. Erwartungsvoll schaut Tommi ihn an.
"Sex haben und in den Urlaub nach Mexiko fahren."
Aus dem Grinsen des Größeren kann man ein "Am besten beides gleichzeitig." herauslesen. Felix schmunzelt und gibt ihm einen Kuss.
"Und du musst mir noch ganz viel von LOL erzählen."
Tommi nickt, sagt "Mach ich." und lässt seinen Kopf auf Felix' Schulter fallen. Dieser spürt noch, wie sein Freund kaut und lächelt zufrieden.
Seit er mit Tommi zusammen ist, hat er Gefallen daran gefunden, Überraschung für seinen Lieblingsmenschen vorzubereiten.
Dass sie schon übermorgen fliegen, behält der Neuköllner für sich.

Platzierte, verkopfte, elegalante Gemischtes Hack Story Where stories live. Discover now