#79 Wir rocken das

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"Glückwunsch, Jungs. Ihr habt's geschafft."
Tommi kann dieser Aussage keinen Glauben schenken, als er von der  Ärztin eine Decke um die Schultern gelegt bekommt und darin eingewickelt wird. Felix' Machoart den Frauen gegenüber verschwindet in diesem Moment komplett.
"Müssen wir dieses bescheuerte Voiceover jetzt auch noch machen?" fragt Tommi zitternd, schaut erst hilflos zu Joko und Klaas und dann zu Frank Tonmann.
"Nee, das macht ihr später. Nach dem eigentlich Schnitt. Da geben wir euch nochmal Bescheid." antwortet einer der Produktionsteammitglieder, von denen Felix denkt, dass sein Freund ihn eher einordnen kann. Jedoch Fehlanzeige. Das Einzige, worum sich die Gedanken der Beiden drehen, ist die Kälte, die immernoch ihre Körper dominiert.

"Hat jemand Hunger? Ich hätte feinstes Eisbein im Angebot. Zwei Mal- Doppelpack." sagt Felix fröstelnd und erntet lautes Gelächter. "Toll, jetzt lacht ihr. Euer Ernst?" fragt er ironisch und zieht die Decke noch straffer um sich, beißt sich auf die Unterlippe.
"Ich hab' das Gefühl, mir wird nie wieder warm."
Diesen Gedanken teilen die Männer, Tommi spricht ihn aus, Felix nickt.
"Wir haben extra eine schöne Unterkunft gebucht, sind nur ein paar Meter von hier." verspricht Joko, seinem schelmischen Grinsen kann man jedoch entnehmen, dass die Aufgabe hier an sich noch nicht endet. Felix wirft ihm einen eher bösen Blick zu.

"Jungs, seht das doch mal positiv: Das ist gut für'n Kreislauf...", will der großgewachsene Mann mit Brille erläutern, wird von Felix jedoch unterbrochen: "An dieser Stelle isses einfach nur gefährlich, alter!"
Die medizinische Einschätzung der Ärztinnen ist ihm in diesem Moment egal- er vertraut seinem Körper. Und dieser zeigt ihm die Gefahr deutlich an.
"Also, es ist gut für den Kreislauf." beginnt Joko erneut, lacht und hebt den Daumen der rechten Hand zum Abzählen.
"Wir zahlen euch den Flug..."
"Das ist das Mindeste!" sagt diesmal Tommi.
"...Und die Unterkunft."
Wieder lacht er. Hämisch, verheißungsvoll- negativ. Spätestens jetzt sind sie sich sicher, dass kein Fünf-Sterne-Hotel auf sie wartet.

"Und wir haben noch etwas für euch." verkündet Klaas grinsend, als sie vor einer dunklen Holzhütte stehen.
"Die größten Wärmflaschen, die wir gefunden haben. 77 Zentimeter lang. Fast so groß wie Felix. Und 11,5 Zentimeter breit. Kommt an Tommi ran." sagt er und überreicht den beiden jeweils eine.
Schnell bemerken sie, dass diese nicht die gewünschte Wärme herbeiführen.
"Vier Liter feinstes Eiswasser für euch. So viel, wie die Crew heute hätte trinken müssen, um über eure scheiß Jokes zu lachen."
Felix ist angesäuert.
"Biste fertig jetzt? Gib her die Scheiße."
"Viel Spaß damit. Ihr dürft sie nicht vor die Tür werfen. Da frieren die Armen ja. Wir lassen euch jetzt alleine, die Kameras und das Team halten auch nicht mehr lang aus. Das Hotel hat außerdem noch Kaffee. Ihr rockt das!"
"Wir rocken das..." gibt Felix demotiviert zurück und ist versucht, die Flaschen so wenig wie möglich zu berühren. Sein Gesichtsausdruck dabei spricht Bände.
"Zwei Männer allein in einer Holzhütte? Beiden ist kalt? Na wenn das nicht mal der Anfang eines schlechten Pornos ist." meint Joko noch grinsend und reibt sich die Hände. Tommi findet, dass ihm die geringen Temperaturen zu Kopf steigen.

Die Kameras filmen noch, wie das Paar im Inneren der Hütte verschwindet.
Tatsächlich fallen sie danach übereinander her. Nicht wild, keine spitzen Bewegungen. Dafür sind ihre Gelenke zu kalt. Es ist nur ein schüchterner Kuss, als wäre es ihr erster. Sie versichern sich erst mehrmals, dass sie unbeobachtet sind und fallen sich dann in die Arme, drücken sich fest gegeneinander. Die gesamte Anspannung fällt von ihnen.
Zitternd hebt Felix seinen Kopf und streicht mit dem Daumen über Tommis Unterlippe, die immernoch blau ist.
"Ich hab' dich vermisst, obwohl wir nebeneinander standen." sagt er und lächelt mild. Vorsichtig gibt er ihm einen Kuss auf die Nasenspitze.
Einige Sekunden stehen sie so da, Felix mit dem Rücken zur Tür, die Augen geschlossen.

"Hoffentlich ist wenigstens das Bett halbwegs bequem." murmelt Tommi und lässt seinen Kopf gegen Felix fallen. Dieser legt die Arme um seinen Freund und freut sich, dass sie nun nicht mehr Rivalen spielen müssen.
"Ich brauch' dich ganz viel jetzt. Ich will dich nicht loslassen. Schaffen wir's so zum Bett?" fragt er leise und streichelt über Tommis Hinterkopf, drückt ihn gegen sich.

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