#28 Ich will...

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26. Dezember 2019, 14:11 Uhr
Perspektive Thomas "Tommi" Schmitt

Mein Kopf liegt auf seiner Brust, mit dem linken Ohr lausche ich zufrieden seinem regelmäßigen Herzschlag und über den rechten In-Ear-Kopfhörer werde ich von leiser Musik beschallt. Felix hat den linken Teil im Ohr und streicht langsam über meinen Rücken, manchmal fährt er durch meine Haare und spielt mit ihnen. Für meinen Geschmack sind die schon wieder deutlich zu lang, aber das scheint ihn alles andere als zu stören. Hingebungsvoll male ich kleine bis mittelgroße Kreise auf seine Brust und fühle mich, als wären sie das Werk meines Lebens und Felix' verletzliche Haut meine einzige und letzte Leinwand. Dass ich dabei die Konturen seiner Muskeln spüre, obwohl er nur entspannt da liegt, hinterlässt mich mit einem beeindruckten Schmunzeln auf den Lippen. Nicht, dass ich über seine erstaunliche körperliche Verfassung nicht schon vorher Bescheid gewusst hätte, jedoch sind solch direkte Berührung noch einmal verdeutlichender.

Das Kopfhörerkabel stört dabei erstaunlich wenig und von außen müssen wir das perfekte Pärchen-Bild abgeben: Augen geschlossen, genießerisches Lächeln auf den Lippen und äußerst empfindlich geschärfte Sinne, um den schönen Moment so detailliert wie möglich aufzusaugen. Zum Aufstehen haben wir beide entschieden keine Lust, auch, wenn das keiner so richtig ausgesprochen hat. Thelepatisches sich aufeinander abstimmen hat sich in den letzten Tagen in unserer Kommunikation sowieso durchgesetzt und funktioniert perfekt. Die Situation ist so schön, dass ich vor Glück weinen könnte.

Ob mir das romantische Bild des Klischees-Pärchens so gefällt, weiß ich nicht, doch weder habe ich Lust, darüber nachzudenken, noch mich davon abhalten zu lassen, den Moment auszukosten.
"Felix?" frage ich, bin aber nicht sicher, ob er es nicht hört, weil er wieder eingeschlafen ist oder, weil ich zu leise spreche.
Wohin ich mit meinem Satz wollte, weiß ich nicht mehr genau, doch spüre ich die sanften Bewegungen auf meinem Rücken immer schwacher und weniger, bis sie irgendwann komplett aufhören.
Neugierig schmunzelnd drehe ich mich vorsichtig so, dass ich mich mit dem Kinn auf Felix' Brust stütze und ihn betrachten kann: er ist tatsächlich wieder eingeschlafen, hat aber trotzdem ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen, als würde er abwarten, was ich als Nächstes tue oder einen Plan aushecken, um mich in irgendeiner Weise zu überraschen. Zudem ziert ein niedliches Doppelkinn seinen Anblick.

Hier bin ich jetzt wohl angekommen- im richtigen Erwachsenenleben.
Immer habe ich mich davor gedrückt, vor diesem "adulting": vor Arbeitsveträgen, Steuern, Abrechnungen, eigenen Wohnungen und ernsthaften Beziehungen mit handfesten Konflikten, die es zu überwinden gilt.
Immer habe ich versucht, diesen Dingen so wenig wie möglich überschüssigen Platz in Herz und Kopf zu geben, um mir das innere Kind zu erhalten.
Aber der Fakt, dass ich mit einer Frau fast 600km entfernt zusammen bin, von der ich dachte, sie wäre die einzig wahre Person in meinem Leben, hier aber mit meinem Arbeitskollegen liege und nicht weiß, wohin mit meinen Glückshormonen, entzieht dem unbeschwerten Jüngling in mir jegliche Luft zum Atmen.
Muss ich mich jetzt entscheiden?
Kann ich mich jetzt entscheiden?
Will ich mich jetzt entscheiden?
Ich will den Moment genießen, aber die Gedanken des mir oft so unsympathischen, für meinen Charakter viel zu reifen Tommi hindern mich daran und ich wünschte, Felix könnte etwas dagegen tun.
So, wie Selina es auch immer wieder schafft.

Bedächtig und gedanklich total unausgeglichen nehme ich den Stöpsel aus dem Ohr, um meinem überfüllten Kopf ein Ventil zu bieten und starre gerade aus über Felix' Brust hinweg. Mein vergängliches Kunstwerk ist auf unbestimmte Zeit pausiert und ich finde heraus, dass der eigentliche Künstler mein inneres Kind allein ist, welches jedoch gerade verdrängt wird.

Der Tag ist von unserer Produktivität her im Arsch, erst in der Nacht werden wir aktiver und arbeiten beide ein bisschen, weil uns der kreative Output eingeholt hat. Neben mir sitzt Felix im Schneidersitz auf dem Bett und kritzelt in sein kleines Notizbuch, manchmal nimmt er sein Handy zur Hilfe und fängt zwischendurch an, einfach kurz zu lachen. Das Wiesel an Gedanken und Ideen in seinem Kopf sehe ich vor meinem inneren Auge wie aufgescheucht hin und her rennen und ich muss ab und zu schmunzeln, während sich auf meinem Laptop gefühlt unendlich viele Dokumente mit neuen witzigen Spielen für diverse Sendungen und Projekte ansammeln. Trotz meiner Euphorie und Motivation bin ich jedoch stets darauf bedacht, nicht allzu laut in die Tasten zu hämmern, um Felix in seinem kreativen Schub nicht zu behindern. Immerhin zolle ich ihm eine Menge Respekt dafür, dass er ganze Bühnenprogramme allein schreibt und will kein Grund für einen etwaigen Fail sein.

27. Dezember, 4:28 Uhr

Nach ein paar Stunden stehe ich leise auf, Felix ist total in sein Handy vertieft- was genau er macht, weiß ich nicht, will mich aber auch nicht einmischen. Auf meinem Weg zurück vom Bad, in dem ich mich extra lang aufhalte, den ich extra langsam gehe, um ihm so viel wie möglich extra Zeit mal allein zu schaffen, sehe ich mir die Bilder in seinem Flur an. Neben einigen Kunstwerken von seiner Tante Ela hängt ungefähr auf- wohlbemerkt meiner- Kopfhöhe ein Bild von Bergen. Anhand diverser Eigenschaften kann Streber-Tommi die Kette den Alpen zuordnen. Jeden Zentimeter des Bildes observiere ich und kann langsam nachvollziehen, warum Felix diese Landschaftsform so faszinierend findet. Ich meine, klar ist er klein und ein Berg groß, aber als Großstadtkind einen Haufen pyramidenförmige, klobige, hohe Körper zu sehen, die keine Betonbunker sind, muss schon beeindruckend sein.

Aus meinen Gedanken reißt mich eine weiche Wange an meiner rechten Schulter. "Was schaust'n du so interessiert, hm?" fragt Felix neugierig. Kurz schrecke ich auf, habe aber wegen eines Arms über meiner Schulter wenig Platz, um großartig wegzuzucken. "Warum so schreckhaft, der Herr?" grinst er, als ich kurz nach unten blicke. Es sieht schon niedlich aus, wie er sich auf Zehenspitzen stellen muss, um seinen Arm um meine Schulter legen zu können. "Ich find' 's sieht schön aus." beantworte ich seine erste Frage und wende mich visuell wieder dem Bild zu.

Nach einigen Sekunden, in denen auch Felix seine Wand betrachtet, spüre ich, wie er alles aus seinen 1,70 m rausholt und mir einen sanften Kuss auf die Schläfe gibt. Ich muss schmunzeln und drehe mich so, dass wir einander ansehen können: Seine akkurat angeordneten, weißen Zähne blitzen zwischen seinen leicht geöffneten Lippen hindurch und ergänzen das Bild seines definierten Gesichtes mit den strahlend blauen Augen perfekt.
Felix' Hand hat Platz auf meiner rechten Schulter gefunden und streicht mir mit der anderen eine der Strähnen aus dem Gesicht, die mir während der Arbeit vorhin die Sicht etwas verdeckt haben. Meine Hände liegen an seiner Hüfte und ich ziehe ihn vorsichtig daran zu mir. Mein Mund trifft perfekt auf seine Stirn, doch das Gefühl scheint ihm nicht zu reichen. Verstohlen grinsend neigt er seinen Kopf nach hinten, sodass sich unsere Lippen streifen. Es kribbelt und ich muss mich ihm einfach hingeben: im Halbdunkel des Flurs, in den nur Licht des Schlafzimmers und des Mondes scheint, küssen wir uns und die Romantik von gestern wird damit komplettiert. Das hat mir gerade noch gefehlt- ein Satz, den ich zum ersten Mal in meinem Leben nicht ironisch meine.

Es ist nur schwer, unsere Lippen voneinander zu trennen; es scheint, als würde ein angenehmer, geschmackloser Klebstoff sie verbinden, doch ich möchte meinem Drang, zu reden nachgehen:
„Ich will mit dir durch die Nacht laufen." offenbare ich spontan meinem Gegenüber den Wunsch, der mir schon länger romantisch im Kopf schwebt.



Surprise! Nach etwas Überlegung und Hilfe aus der einflussreichsten WhatsApp-Gruppe Europas (🖖 ihr CREEPS) habe ich entschlossen, mich einfach vor die neue Hack-Folge zu drängeln.

Also lade ich vorübergehend immer schon so 23:30 Uhr hoch (hoffe, ich bin nicht zu verkopft und denke da selbst dran).

Die halbe Stunde sollte reichen, bevor jeweils die Folge rauskommt und wenn nicht, setzt eure Prioritäten halt selbst ;)

Spaß, mir ist es ja egal, wann ihr meine Kapitel lest, wollte euch das nur wissen lassen. Wie findet ihr das bzw. habt ihr andere Vorschläge?

Voll das romantische Kapitel geworden- war so nicht geplant :D

Wie findet ihr's? Passt das in die story und zu meinem Schreibstil?

Falls ja, nice. Wenn nicht, ist es mir auch egal :D
Aber keine Angst, in ein paar Kapiteln geht es wieder in eine...andere Richtung;)^^

Und findet ihr die Absätze zu lang/zu kurz/...?

Haunse rein, ballernse die Drunterkommis voll und Knv!

Platzierte, verkopfte, elegalante Gemischtes Hack Story Where stories live. Discover now