#80 Leon Goretzka

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Perspektive Thomas "Tommi" Schmitt

Ein wunderschöner Morgen verkündet einen entspannten Tag in Köln.
Ein wunderschöner Mann liegt auf dem Bauch oberkörperfrei vor mir auf meinem Sofa, die Sonne strahlt ihn an. Den Kopf hat er auf die Unterarme gelegt, die Augen geschlossen. Felix atmet ruhig, fast so, als würde er schlafen.
Liebevoll fahre ich mit der Hand von seinem Po seinen Rücken hinauf, streiche durch seine Haare und massiere seine Kopfhaut.
Erst dann sehe ich, dass er Micha fest in den Händen halt, ihn regelrecht umklammert.
In der vergangenen Nacht hat er schon eher mit ihm als mit mir gekuschelt, nachdem er ihn voller Freude allein neben dem Kopfkissen vorgefunden hat.
Ich entscheide mich dazu, ihn zu lassen, nichts zu sagen, ihm nur mit sanften Berührungen zu zeigen, dass ich da bin.
Es ist deutlich zu erkennen, wie wohl er sich fühlt- mit Micha, bei mir, mit mir. Wir haben wieder in einem Bett geschlafen, dass sich annähernd wie Zuhause anfühlt. Auch, wenn es bei Felix in Berlin immernoch am besten ist.
Ich versuche, langsam und ruhig zu atmen, so wie er es tut, sodass er nicht aus seinem Rhythmus kommt. Meine Streicheleinheiten passen sich diesem auch an.

Es ist erst morgens, aber ich plane bereits jetzt im Stillen einen slow-living-Tag: Keine Arbeit, keine große körperliche Aktivitäten, als hätten wir beide einen Kater. Ich selbst habe tatsächlich nur wenig Kopfschmerzen.
Gedankenversunken betrachte ich Felix' perfekten Rücken, wie er sich mit seiner Atmung gleichmäßig hebt und senkt, einen Teil seines wunderschönen Körpers bildet.
Ebenso in Gedanken überhäufe ich ihn mit Komplimenten. Mein Kopf kann nicht anders, wenn ich ihn ansehe. Ich will ihn aber auch nicht stören, weshalb ich auch nur neben und nicht auf dem Sofa hocke. Das zunehmende Brennen in den Beinen ignoriere ich.

"Ich will was lesen." sagt Felix dann plötzlich, ich muss schmunzeln.
"Was willst du denn lesen?" frage ich, ohne, dass wir uns anschauen. Ich streichle ihn weiter.
"Irgendwas dünnes. Was dünnes, was wir heute schaffen. Was hast du da? Dünne Bücher. Ich will was dünnes." murmelt er gegen sein Kuscheltier.
Ich überlege kurz und stehe dann auf, zeichne ein schnelles Herz auf seinen Rücken und laufe dann zu meinem Bücherregal. Ich kann mir vorstellen, warum er gerade jetzt lesen will. Weil ich die besseren Bücher habe.
Einige Sekunden stehe ich vor dem Regal, fahre mit dem Zeigefinger auf Augenhöhe über die Buchrücken und stoppe dann bei einer Ausgabe, die man ziemlich leicht übersieht: Der alte Mann und das Meer. Ernest Hemingway. Taschenbuch. Bei Kauf war es 1,04 Zentimeter dick. Sollte dünn genug sein.

Voller Überzeugung und Motivation drehe ich mich wieder um und laufe zurück zur Couch.
Felix hat sich währenddessen auf den Rücken gedreht und sieht mich jetzt an. Da ist kein Grinsen, kein Lächeln. Es sind auch keine Erwartungen, keine Vorfreude. Irgendwie sieht er zufrieden aus. In sich gekehrt, mit sich selbst im Reinen. Wie Micha auf seinem nackten Oberkörper liegt und sich mit Felix' Atmung bewegt.
Ich wusste ja, welch positiven Einfluss er auf meinen Freund hat, wie sehr er für ihn als Ruhepol und Rückzugsort fungiert- ein Kuscheltier.
Aber diese Abgeklärtheit, fast meditative Ruhe, die ich in Felix gerade sehe, fasziniert mich enorm. Vielleicht ist das auch diese ungreifbare Magie, von denen viele oft sprechen.

Nach einigen Sekunden der mich fesselnden Wirkung seines Seins blinzle ich kurz und halte dann das Buch hoch. Felix nickt und ich meine, ein Lächeln auf seinen Lippen erkennen zu können.
'Heute wird ein guter Tag.' denke ich mir und stelle mich ans Kopfende meiner Couch, beuge mich nach unten und gebe ihm kopfüber einen sanften Kuss.

"Rutsch mal 'n Stück." sage ich dann, weil ich mich neben ihn legen will und er ziemlich viel Platz einnimmt. Felix hebt die Beine und legt sie auf die Sofalehne. Für meinen Oberkörper ist jetzt noch kaum Raum, ich weiß aber, was sein Plan ist: Mein Kopf kommt auf seine Brust. Ich habe nichts dagegen. Micha setzt er auf seine rechte Schulter, sodass auch er eine gute Perspektive zum Lesen kann. Mich beeindruckt diese Verbindung.

Platzierte, verkopfte, elegalante Gemischtes Hack Story Where stories live. Discover now