#93 Sagt ja zu Bielefeld

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One thing vorher: Wattpad scheint was mit #92 verkackt zu haben, schaut mal bitte, ob euch das bekannt vorkommt/ ihr das schon gelesen habt :)

28. November 2020

Perspektive Thomas "Tommi" Schmitt

Wir schlafen aus. Das haben wir uns verdient. Die letzten Tage waren anstrengend. Außerdem ist es in Felix' Armen in seinem Bett viel bequemer als irgendwo anders.
Ich gebe ihm einen Kuss auf die Schläfe, er kuschelt sich weiter an mich.
"Ich hab' Bock auf deeptalk." murmelt er und schließt die Augen wieder. "Oder irgendwas reden einfach."

"Gibt es irgendeinen Ort auf der Welt, an dem wir ungestört Händchen halten können, ohne dass uns jemand erkennt oder homophib reagiert?" frage ich, danach Stille.
"Ich weiß es nicht. Vielleicht irgendwo. Vielleicht in Bielefeld."
"Aber Bielefeld gibt's gar nicht."
"Ey, lass Bielefeld in Ruhe. Sagt ja zu Bielefeld." kommentiert Felix und schmunzelt.
"Aber ich denke, dass es besser wird. Sowohl mit der Toleranz als auch mit denen, die uns kennen. Ewig können wir das hier nicht verheimlichen. Will ich auch gar nicht. Du?" frage ich und kraule nachdenklich durch seine kurzen Haare.
"Hm, nee. Aber ich glaube, wir und die anderen brauchen noch Zeit."
"Ja, auf jeden Fall. Und wir nehmen uns so viel Zeit, wie wir brauchen, okay?"
Er nickt.

"Ich wollte es eigentlich auch noch Sophie sagen. Aber ich hab' keine Zeit gefunden."
"Aber das wär' ja kein Problem, oder? Studiert sie nicht Kunst und ist mega der Hippie?" erinnere ich mich.
"Ja, stimmt schon. Ich glaube, sie hat auch viele schwule und lesbische Freunde." antwortet er, scheint überzeugt zu sein und greift nach seinem Handy.
"Ich schreib' ihr aber nur. Sie is' oft übertrieben busy."
Ich lese mit, das Vertrauen hat er. Das schätze ich sehr wert.

<<Hi, hast du grad kurz Zeit?>>
Felix scheint wirklich entspannt, sein Handy liegt neben seinem Kopf auf meinem Oberkörper. Zwei Minuten. Dann vibriert es. Das kitzelt.
<<Ja klar, wieso?>>
<<Du kennst doch noch Tommi, oder?>>
<<Schmitt? Der, mit dem du den Podcast machst?>>
<<Ja genau>>
Felix zögert kurz, schaut mich an.
<<Wir sind zusammen, Tommi und ich.>>
Er beißt sich auf die Lippe.
<<Ah, cool. Herzlichen Glückwunsch. Es freut mich, dass ihr euch gefunden habt. Wie lang schon?>>
Er atmet erleichtert aus.
<<Seit neun Monaten jetzt schon :)>>
<<Nur gut, dass ihr keine ungewollten Schwangerschaften haben könnt:D>>
Er lacht. Das ist niedlich.
<<Weiß Papa davon?>>
<<Ja, Julian auch. Haben beide cool reagiert.>>
<<Oh, das ist schön. Dann kann ich Papa auch sagen dass ich bi bin.>>
<<Aaaah interessant. Will ich genaueres wissen?>>
<<Weiß ich nicht. Erinnerst du dich an Lisa? Sie hat mich Weihnachten zu Papa gefahren. Mit ihr...naja, hab ich was. Sozusagen>>
<<Ach, okay. Bring sie doch das nächste Mal mit. Ich Tommi, du Lisa, Papa Heike und Julian sieht alt aus😂>>
<<😂Ja, mal schauen. Sag Tommi liebe Grüße, er soll meinen großen Bruder ordentlich behandeln.>>

Ich schnappe mir das Handy, beginne eine Sprachnachricht.
"Hey Sophie, hier ist Tommi. Felix liegt hier auf mir und ich passe auf ihn auf, keine Angst."
Mein Freund grinst schelmisch und fängt gnadenlos an, mich an den Seiten zu kitzeln. Ich muss lachen und beende die Sprachnachricht ausversehen, als ich mich unter seinen Händen wende.
Ich glaube, das ist für sie Beweis genug.

Mitten im Kicher-Exzess hört Felix plötzlich auf und nimmt mein Gesicht in seine Hände, sodass unsere Köpfe einander ganz nah sind.
Er schaut mir tief in die Augen, atmet schwer. Ich verspüre den Drang, ihn zu küssen. Mein Blick richtet sich auf seine Lippen, ich beobachte jeden Makrometer.
"Guck mich nicht so an."
Ein Kuss. Nein, mehrere Küsse, viele Küsse. Oder ein langer.
Ich will einfach nicht loslassen. Das fühlt sich an wie gehen. Auch, wenn ich mich bei ihm fallen lassen kann.

"Du schmeckst so gut." murmele ich gegen seine Lippen. Er schmunzelt, ich spüre diese Bewegung und fahre mit meinen Händen seinen Rücken hinunter.
"Ich wollte deiner Schwester jetzt nicht direkt sagen, wie heiß dein Arsch ist." raune ich in sein Ohr und kneife sanft hinein. Er lacht kurz auf. "Ach, das hört sie nicht zum ersten Mal."
Ich pruste los.
"Jaja. Du Player. Aber jetzt bin ich halt bei dir und hab' deinen Arsch, die anderen sollen abhauen." sage ich und grinse stolz.
"Näh, ich bin Tommi Schmitt, aber alle meine Freunde nennen mich Tommi, ich hab' mir den Lobrecht gekrallt und bin mega stolz drauf."
Okay, wenn er der Meinung ist, mich zu imitieren und zu necken, soll er die Retoure bekommen. Auch, wenn die nicht ganz so ernst ausfällt.
"Näh, ich bin Felix Lobrecht und einfach nur übertrieben heiß."
Wir lachen lauthals und küssen uns, die Lippen noch geöffnet. Ich fahre mit der Zunge über seine Zähne- es ist viel angenehmer, einen Nichtraucher zu küssen.

Dann lässt sich Felix beinahe erschöpft wieder auf meine Brust fallen.
"Bei dir bin ich einfach nicht so toxisch. Nicht mal den Instinkt hab' ich. Komisch. Aber auch schön, irgendwie. Entspannt. Nicht immer zwanghaft das Image aufrechterhalten, das ich mir über die Jahre aufgebaut hab'." sagt er leise, ich sehe, dass er die Augen geschlossen hält.
"Weißt du, immer musste ich irgendeine Rolle spielen. In Neukölln, in Marburg,.... Aber ich war nie der, der ich da war. Bei dir kann ich das erste Mal sein wie ich bin. Und es fühlt sich gut an."
Ich lächle, streichle seinen Kopf.
"Soll ich mal was noch Kitschigeres sagen?
Du bist das vierte Blatt zu meinen dreiblättrigen Keeblatt."
"Bah, Tommi, du Ekliger!" ruft er, muss aber lachen.

Dann vibriert sein Handy. Sophie hat nochmal geschrieben, er antwortet ihr. Ich selbst greife ebenfalls zu meinem iPhone, als ich es entsperre, fällt mir etwas schlagartig ein: Ich wollte meine Eltern besuchen. Oder zumindest die Person, die an der Heimatadresse meiner Kindheit noch antreffe.
"Felix?" setze ich an und lasse meine Hand mit dem Handy sinken. Fragend aufgeschlossen blickt er auf und sieht mich an.
"Ich wollte mal zu meinen Eltern. Würdest du mitkommen?"
"Ja, klar. Sag mir nur, wann und ich bin dabei."
Er legt sein Handy weg und setzt sich auf.
Ich atme tief ein.
"Ich hatte immer Angst, dass mein Vater nicht wiederkommt, wenn er nach England geflogen ist. Übers Meer ist mir bis heute manchmal noch suspekt. Jetzt ist es doch so gekommen."
Meine Augen schließen sich, ich spüre, wie Felix einen Arm um mich legt.
"Ich komme mit. Ich bleibe auch im Auto, wenn du das willst." bietet er an, ich nicke.

"Eigentlich will ich meinem Vater, sollte ich ihn antreffen, auch direkt sagen, dass wir zusammen sind. Mir egal, wie er damit umgeht. Soll er damit zurechtkommen oder auch nicht. Er nimmt alles so, wie's kommt. Naja."
Pause. Ich muss meine Gedanken ordnen.
"Wie willst du es ihm denn genau sagen?"
"Ich werde mich mit Begleitung ankündigen, aber ohne Namen. Und wenn er dann fragt, wo sie ist, sage ich dass ich mit dir zusammen bin. Fertig."
"Okay, ich warte im Auto mit laufendem Motor, falls wir schnell weg müssen. Ich kann deinen Vater schlecht einschätzen."
"Ich denke nicht, dass er negativ reagiert. Er mochte Selina zwar, aber eigentlich ist er mega intelligent. Und so sonderbar ist ein schwules Pärchen 2020 auch nicht mehr."
"In seiner Welt vielleicht schon."

Moin, diesmal wieder etwas entspannter und auch kürzer😉 schreibt gerne mal in die Kommentare, was ihr euch noch so für die nächsten Kapitel wünscht (Mexiko-Urlaub hab ich im Kopf)
Und sagt mal: Würdet ihr wollen, dass die beiden ihre Beziehung öffentlich machen? Oder soll die story weiterhin realistisch bleiben?;)

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