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Perspektive Felix Manuel Lobrecht

Ham wa dit. Wenn ich mich einigermaßen wieder gefangen habe, würde ich gerne hier raus. Es ist der 20. Dezember und ich habe noch keinerlei Weihnachtsgeschenke. Als ich das Tommi offenbare, lacht er mich aus und fragt, ob ich keine anderen Sorgen hätte. Um ehrlich zu sein, ist die Antwort "Nein", außerdem habe ich in vier Tagen Geburtstag und Silvester steht auch an. "Aber erstmal noch bisschen kuscheln." fordere ich wie ein Kind, das für seinen Geschmack zu früh ins Bett geschafft wurde und die Zeit herauszögern will. Tommi schmunzelt und breitet seine Arme aus, sodass mir die Position freigestellt ist. Immernoch bin ich wie ein kleines, kuschelbedürftiges Kind- die Abkürzung dafür ist KKK, was ich gerade ziemlich witzig finde- und drehe mich auf den Bauch nach rechts, sodass ich halb auf Tommi drauf liege. Vielleicht sogar dreiviertel. Mein Kopf liegt auf seiner Brust, mein Arm auf seinem Oberkörper und mein linkes Bein zwischen seinen. Sehr intensiv nehme ich Tommis Herzschlag wahr: fast alle meine Sinne senden präsente Signale dafür aus und ich genieße es. Auch er scheint es zu mögen.

In dieser entspannten Situation, in der vor allem die Schmerzen nachlassen und damit auch mein Kopf weniger blockiert ist, muss ich an den Kuss von vor wenigen Minuten denken und mit geschlossenen Augen schmunzeln.
Reflektierend glaube ich, in den ersten Millisekunden leicht gezittert zu haben, als ich realisierte, was in den nächsten Momenten geschehen würde. Dieses intensive Gefühl hatte ich so noch nie, da normalerweise rumknutschen immer von mir ausging, doch diese Empfindungen haben keinerlei negative Bedeutung. Wenn Tommi meinen rasenden Herzschlag nicht auf meinen Lippen gespürt hat, muss er wohl taub gewesen sein. Die leicht berauschende Wirkung des Schmerzmittels, welche erstaunlich schnell einsetzte in Kombination mit den überfüllten Glücksgefühlen lassen mich diese Momente nicht so schnell wieder vergessen- jede Bewegung hat einfach gepasst. Die letzten Stunden mit Tommi waren so und so eminent intensiv und intim gewesen, der Kuss setzte dem Ganzen noch eine Krone auf. Die etwas schüchternen Bewegungen seinerseits regten mich dazu an, intensiver zu werden und jegliche Ablenkung war in diesem Moment mehr als nur willkommen. Vor allem, da ich sonst relativ dominant bin, was Tommi und mich angeht, hat mir das nach meinem Schwächeanfall wieder neue Kraft gegeben und es schien ihm gefallen zu haben, zwar den ersten Schritt gemacht zu haben, dann aber wieder unterwürfig sein zu können. Ich glaube, er wollte nicht nur mir etwas Gutes tun und mich ablenken, sondern hat es auch für sich getan. So hat es sich auf jeden Fall angefühlt: weich und liebevoll, ohne Druck und pure Emotion.
Ich merke, dass ich die ganze Situation schon wieder viel zu wissenschaftlich und analytisch betrachte und die reinen Emotionen in den Hintergrund stelle, also versuche ich, sie frei zuzulassen und frage mich ganz simpel: Was habe ich bei dem Kuss gefühlt? Es fällt mir etwas schwer, diese Frage konkret zu beantworten, doch nach einiger Zeit finde ich ein passendes Wort: "Liebe". Ich habe unendliche Liebe und Geborgenheit gespürt, konnte alles um mich herum ausblenden und fühlte mich nicht so allein. Tommi fungierte als eine Art Aufpasser und gab mir in dieser schwierigen Situation enorme Sicherheit. Natürlich war ich überrascht und diese intimen Berührungen kamen unerwartet, doch in gleichem Maße wurden Glückshormone, Oxytocin und Adrenalin ausgeschüttet. Gern hätte ich weiter gemacht, denn auch Tommi schien von meinen Lippen nicht abgeneigt gewesen zu sein, sonst hätte er es wahrscheinlich bei einem kurzen Kuss belassen, doch das war intensiver. Ich weiß nicht, welche Gefühle Tommi dabei hat oder hatte, aber es scheint ihn nicht zu stören, sonst hätte er es bestimmt angesprochen. Noch weniger weiß ich, ob er weiter gegangen wäre, wenn wir nicht in einem Krankenhaus inklusive Schwester im Zimmer gewesen wären. Ich denke darüber nach und stelle fest, dass ich bis zu einem bestimmten Punkt nicht "Nein" gesagt hätte. Dabei muss ich daran denken, dass ich ihm gestern einen geblasen habe und das war genauso spontan wie der Kuss.
In letzter Zeit wird Tommi mir immer wichtiger und vor allem die letzten Stunden, in denen wir uns körperlich so nah waren wie noch nie, verspüre ich eine aussaugende Kälte, wenn er seine Hände von meinem Körper löst. Untypisches Gedankengut für mich, aber alles, was wir tun, fühlt sich richtig an. Er unterstützt mich, weiß, wann es die richtige Zeit ist, bestimmte Dinge zu tun und hat gelernt, auch mal die Fresse zu halten, auch wenn sein Kopf das Gegenteil schreit. Doch, auch wenn er etwas sagt, scheint es wie gemacht für die Situation zu sein.

Platzierte, verkopfte, elegalante Gemischtes Hack Story Where stories live. Discover now