#35 Hitzefrei

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Perspektive Thomas "Tommi" Schmitt

"Ich mach' dir 'ne Wärmflasche und 'nen Tee, okay?".
Ohne eine Antwort abzuwarten, stehe ich auf und laufe in die Küche.
Wo sich in seiner Wohnung einer verwendbare Wärmflasche befindet, weiß ich leider nicht, jedoch brauche ich für beide Mini-Projekte kochendes Wasser, also fülle ich den Wasserkocher randvoll und schalte ihn an, um Zeit zu sparen.

Wo Felix Teebeutel in seiner Küche lagert, übersteigt ebenfalls mein Wissen und so öffne ich einfach willkürlich sämtliche auffindbare Schränke.
Dass er Tee eigentlich nicht mag, ist mir zwar bewusst, aber der wird ihm bestimmt helfen, außerdem muss ich mich beeilen und er braucht wirklich so schnell wie möglich Hilfe. Irgendetwas mit schmerzlindernden Kräutern wird er wohl zu Hause haben.

Hinter der vierten Tür finde ich einen vereinsamten Kamilleteebeutel und muss kurz schmunzeln, weil der zwischen diversen technischen Geräten wirklich nicht platziert aussieht.
Nach kurzer Inspektion stelle ich erleichtert fest, dass man den getrost noch verwenden kann und Felix' Beschwerden durch den Konsum nicht noch verschlimmern wird. Ich bezweifle auch, dass Tee so verschimmeln oder schlecht werden kann.
Nachdem ich den Beutel in einer Gemischtes-Hack-Tasse platziert habe und sehe, wie das Wasser schon ordentlich blubbert, fällt mir die Wärmflasche wieder ein, die vom Inhalt des Kochers ja ebenfalls gefüllt werden soll.

Als ich aus der offenen Küchentür in das Hauptbad blicke, schießt mir in den Kopf, dass er mal ein Bit über eine Wärmflasche in seinem zweiten Waschbecken hatte.
Ob das der Wahrheit entspricht, bezweifle ich zwar, jedoch beschließe ich, dass sich eine Nachforschung auf jeden Fall lohnt.

Tatsächlich findet sich im linken Waschbecken ein Objekt, welches im Dunkeln anhand seiner Form eine Wärmflasche verspricht und als ich feststelle, dass ich in meiner Vermutung richtig liege, wundere ich mich, dass sie mir vorher noch nie aufgefallen ist.
Ich greife sie mir und erkenne, dass sie wie von Felix beschrieben voll ist. Kurz hadere ich, wo ich sie leeren soll, entscheide mich dann aber für das Küchenwaschbecken, weil ich das Blubbern des Wasserkochers gar nicht mehr höre.

Mit der rechten Hand sorge ich dafür, dass der größte Teil des Inhalts der Wärmflasche nicht auf der Arbeitsfläche, sondern im Abfluss landet und mit der Linken gieße ich Felix' Tee auf.
Den kann er sowieso noch nicht trinken, ich fühle mich aber parallel gut, dass ich sein zweites Waschbecken ganz einfach wieder zur Benutzung freigemacht habe.

Kurz halte ich inne, um zu hören, ob aus dem Schlafzimmer irgendwelche Geräusche kommen.
Plötzlich überkommt mich das Gefühl, dass ich Felix in seinem Leid schon viel zu lang alleine lasse und tapse mit der fast randvollen Teetasse zurück zu ihm, hocke mich dann vor seine Seite des Bettes und versuche, zu sehen, wie es ihm geht.
Mit "Hier. Kamille." stelle ich sie auf dem Nachttisch ab und knipse die zweite Lampe an.
Eigentlich sollte ich ihm so schnell wie möglich die Wärmflasche bringen, nur habe ich das dringende Bedürfnis, seine Hand zu nehmen, welchem ich auch nachgehe.
Es fühlt sich an, als wolle er sie mir brechen, solch starke Schmerzen scheint er kompensieren zu müssen.
Ich fahre ihm kurz durch die Haare und entscheide, dass es höchste Zeit für die Wärmflasche ist.
Als ich aufstehe und seine Hand loslassen will, höre ich ein leises "Nicht..." von ihm.
"Ich hol' dir nur schnell deine Wärmflasche, Felix. Bin gleich wieder da.". Kaum merkbar nickt er, zieht die Beine eng an den Körper und rollt sich wieder zusammen, nachdem ich seine Hand losgelassen habe.
Nicht, ohne noch einmal über seinen Kopf zu streicheln, laufe ich schnell zurück in die Küche und fülle die Wärmflasche. Zum Glück ist das Wasser noch heiß genug.

Felix lieht auf der Seite.
"Hier." kommentiere ich beiläufig, als ich die warme Flasche sanft an seinen Bauch drücke, als ich den großen Löffel spielend hinter ihm liege.
Felix sagt Nichts, sondern gibt nur immer mal wieder schmerzerfülltes Stöhnen von sich.
Langsam kommt mir der Gedanke, ob ich einen Rettungswagen rufen sollte, wobei mir jedoch bewusst ist, dass ihm das nicht gefallen würde.
Was mir wichtiger ist, kann ich in diesem Moment nicht wirklich entscheiden, aber ich lege mich erst einmal wieder hinter ihn und streichle mit einer Hand seinen Kopf.
"Ich bin hier, Felix. Alles wird gut." Ob er mich zwischen seinen Schluchzern hört, weiß ich nicht, aber ich muss ihm wenigstens körperlich das Gefühl geben, da zu sein.
Langsam bewege ich meine Hand über seinen Rücken nach vorn und versuche, nicht seinen Bauch direkt zu berühren, sondern nur die Wärmflasche ganz sanft daran zu drücken, um ihre Wirkung zu verstärken. Felix' Kopf ist in dem Kopfkissen vergraben und an meiner anderen Hand in seinen Haaren spüre ich, wie dieses langsam nass wird.

Platzierte, verkopfte, elegalante Gemischtes Hack Story Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ