#19

2.2K 41 3
                                    

Also, hier die Zusammenfassung von Kapitel 18 für alle, die es übersprungen oder vergessen haben:
Grob:Sie hatten Sex.
Tommi hat rausgeschmeckt, dass Felix gegen die Vorschriften bezüglich des Alkohols und dem Rauchen verstoßen hat, Felix hat es aber noch nicht zugegeben. Beide haben es sehr genossen und nun liegt Tommi in Felix' Armen; sie sind zugedeckt und Felix hat sein Gesicht in Tommis weichen Haaren vergraben. Es ist irgendwann 5 oder 6 Uhr morgens.

Perspektive Thomas "Tommi" Schmitt

"Das war ein tolles Geburtstagsgeschenk." vernehme ich dumpf und muss lächeln. "Danke." fügt er hinzu. Auch, wenn das nie so geplant war und Felix die dominante Rolle übernommen hatte, war es eine verdammt schöne Erfahrung und ich bin froh, dass es auch ihm gefallen hat. Jetzt so in seinen Armen zu liegen, die einfach extreme Stärke und Geborgenheit ausstrahlen, ist der beste Abschluss dafür. Als ich realisiert hatte, in welche Richtung diese Nacht gehen würde, war ich zugegebenermaßen erst unsicher, weil Felix in seiner bestimmenden Position ziemlich deutlich gemacht hat, was er wollte und schien sich darin auch durchaus sicher zu sein. Als hätte er schon Erfahrung darin, einen anderen Mann zu dominieren, was ich aber nicht einschätzen kann. Ich weiß nur, dass er potentiell jede und jeden haben kann, so hat er mich ja auch rumgekriegt. Ich war zwar auch enorm besoffen, aber wäre es jemand anderes gewesen, hätte ich mich nicht so schnell auf ihn eingelassen. Felix strahlt einfach irgendetwas aus, was mir sagt, dass man ihm vertrauen kann, was noch nie ein Fehler war. Vor Allem nicht in den vergangenen Stunden.
Das Streicheln von Felix' Hand auf meiner Brust nehme ich immer schwammiger wahr, denn ich verfalle erschöpft unter der warmen Decke in einen angenehm tiefen Schlaf.

25. Dezember 2019, 7:49 Uhr

Ich wache auf. Es ist kalt. Die Decke ist halb zurückgeschlagen. Ich bin allein. Felix ist nicht da. Noch müde und verpeilt strecke ich mich, reibe meine Augen und stehe dann langsam auf.
Meine Unterhose finde ich vor Felix' Bett liegend und ziehe sie an. Prüfend öffne ich langsam die Tür zum Flur und stolpere erstmal über meine Jeans des Vortages, auf welche ich aber gerade keine Lust habe und sie achtlos mit meinem Fuß wegschiebe. Lieber würde ich jetzt den weichen Stoff einer Jogginghose und ein lockeres T-Shirt an meiner Haut spüren, also versuche ich, mich zu orientieren und meine Reisetasche zu finden. Mein Weg führt mich wieder ins Schlafzimmer und erst jetzt fällt mir auf, dass neben meinen Klamotten auch Felix' überall verstreut liegen. Außer seiner Unterhose liegt alles noch genauso da, wie wir es vor einigen Stunden abgeworfen haben und seine Boxer scheint er an zu haben. Nebenbei entdecke ich das benutzte Kondom, das zusammengeknüllte Taschentuch und die offene, halb volle Tube Gleitgel. Bei dem Gedanken an letzte Nacht muss ich schmunzeln.
Irgendwie ist es total in meinem Kopf festgesetzt, dass ich immer bei Felix im Bett schlafe, doch als ich neben Diesem meine Sachen nicht finde, fällt mir wieder ein, dass ich eigentlich im Gästezimmer schlafe.
Dort an meiner Tasche angekommen, krame ich ein T-Shirt und eine Jogginghose heraus und ziehe beides an. Erst überlege ich, einfach wieder ins Schlafzimmer zu gehen und einen größeren Hoodie von Felix anzuziehen, doch diesen Gedanken verwerfe ich grundlos. Mir ist immernoch etwas kalt, doch da ich nun dieses Bedürfnis erstmal gestillt habe, kommt mir wieder der Gedanke an Felix' Aufenthaltsort in den Kopf. Leicht panisch gehe ich ins Wohnzimmer und sehe ihn auf dem Balkon stehend und in die Ferne schauend: wie meine Vermutung bestätigt nur in Unterhose. Etwas erleichtert muss ich bei diesem Anblick schmunzeln und gehe in seine Richtung. Doch als ich unwissend die Balkontür öffne und Zigarettenrauch rieche und sehe, fühle ich mich plötzlich wie taub. Für einige Sekunden denke oder hoffe ich, dass ich mir das in meinem noch nicht ganz wachen Zustand einfach nur einbilde oder der Rauch von irgendwo anders herkommt. Zu meiner Enttäuschung erkenne ich die bittere Realität, als ich mich direkt neben ihm befinde, sein Blick geradeaus gen Dächerlandschaft gerichtet.
Da steht er, nur in Unterhose auf dem Balkon und raucht. Er raucht. Felix zieht an einer Zigarette. Schockiert schweift mein Blick zu dem Aschenbecher, der auf der Balkonmauer steht. Er beherbergt zwei weitere, frisch aufgerauchte Stummel, die noch glühen. Wütend schlage ich ihm die aktuelle Zigarette aus der Hand- sie fliegt in hohem Bogen vom Balkon und landet irgendwo unten. "Samma, spinnst du?". Geschockt dreht er sich zu mir um und wir stellen die Frage dem jeweils anderen im Chor. In einer anderen Situation müsste ich jetzt lachen oder zumindest grinsen, aber das hier ist gerade alles andere als witzig. Wir schauen uns an und setzen gleichzeitig zum reden an, stocken dann aber. Sein Blick scheint auf einmal erwartungsvoll, als würde er mir den Vortritt lassen wollen. Eigentlich muss Felix sich erklären, aber diese Notwendigkeit ist genauso groß wie mein Drang, ihm folgende Fragen zu stellen: etwas verzweifelt "Wo hast du die her?!", "Warum?! Gestern das mit Matze draußen schon..." und ein trockenes "Du hast Alkohol getrunken, oder?".
Auf eine entsprechende Antwort wartend schaue ich ihn weiterhin eindringlich an, er scheint sprachlos. Erneut schauen wir uns intensiv in die Augen, während es still ist, doch es nicht so wie die letzten viele Male- es ist ernst. Todernst. Und er scheint das auch zu checken.
"Jaaa sorry dikka..." versucht er sich nach einigen Sekunden meines starren Blickes mit seinem Berliner Dialekt rauszureden. "Matze hat vielleicht nicht ganz unabsichtlich seine Schachtel hier gelassen, weil ich meine ja weggeworfen hab' und ich war irgendwie überfordert mit dem, was passiert ist und ich bin eine Zigarette danach gewohnt und das soll jetzt nicht negativ klingen und ich fand es total schön und irgendwie wollte ich mich ablenken und ich war besoffen und hatte die ganze Zeit noch meine Mutter im Kopf und ich konnte nicht mehr schlafen und wollte irgendwas kompensieren und...". Auf einmal bricht er seinen immer schnellerel werdenden Redefluss ab und lässt mir endlich die Chance, etwas zu sagen, welche ich aber nicht direkt nutze. Wie gerne würde ich ihn, anstatt mich aufzuregen oder zu schimpfen einfach auf seine halboffenen Lippen küssen, doch das wäre jetzt unangebracht und alles andere als professionell. Als ich es schaffe, meinen Blick von seinem Mund zu lösen, betrachte ich sein ganzes Gesicht, welches mitten im Satz stehen bleibt: ein irgendwie verzweifeltes und entschuldigendes Antliz begegnet mir, doch er scheint auch unsicher, ratlos und etwas traurig zu sein. Vielleicht ist er auch enttäuscht von sich selbst. Erst nach vielen Sekunden schaffe ich es, etwas zu sagen, was nicht total emotional überstürtzt klingt, aber in meinem Versuch, mir keine Enttäuschung- oder was auch immer das ist, anmerken zu lassen, wendet es sich in die konträre Richtung und klingt ziemlich kalt: "Hast du noch welche?". Angespannt warte ich auf seine Reaktion. Langsam schüttelt er den Kopf und greift zu der Schachtel, die auf dem kleinen Tisch liegt, welcher mir auf dem Balkon gerade zum ersten Mal auffällt. Immernoch stumm öffnet er ihren Deckel und zeigt mir den leeren Innenraum. Ich meine, ein Zittern in seinen Bewegungen zu erkennen, als würde er Angst vor mir oder meiner Reaktion haben. Ich muss wohl aussehen, als würde ich gleich explodieren, in Tränen ausbrechen, stürmisch wegrennen oder ihm Eine reinhauen. Irgendein negatives Extrem scheint Felix auf jeden Fall in mir zu vermuten. Doch eigentlich sieht es ganz anders aus: Ich würde gerne einfach seine starken, wärmenden Arme um meinem Körper spüren und das vergessen. Überholt von diesen Gedanken, die zur Problemlösung viel zu rosarot sind und wieder zum Fokus gebracht durch Felix' Hand, welche die offene Schachtel wieder auf den Tisch legt, trifft mein Blick ein rotes Feuerzeug daneben. Einfach aus Genugtuung und Frustration würde ich es gerne mit aller Kraft auf den Boden schmeißen und zerdeppern. Nur fürchte ich, auf so viel Muskelkapazität kann ich gerade nicht zugreifen, dass es nicht total lächerlich aussehen und keinen Schaden anrichten würde. Wirklich nur mühsam bekomme ich es hin, Felix' intensivem Blick standzuhalten und wenigstens mit einem halb so wirksamen Gesichtszug nicht in ein Chaos aus allen möglichen Emotionen zu verfallen.
"Man es tut mir leid, oke?".
Um ehrlich zu sein, bin ich über diesen Satz einerseits ziemlich froh, doch trotzdem noch nicht in der Verfassung dazu, entsprechend zu reagieren. Ich nicke nur, was fast bedeutungslos ist, wenn man bedenkt, dass Felix jetzt keine Klarheit darüber hat, ob ich ihm verzeihe oder nicht. Seine Entschuldigung habe ich zwar wahrgenommen, aber noch keine Entscheidung getroffen. Einerseits würde ich eine so angespannte Situation noch bis Silvester nicht aushalten und irgendwie zwangsweise in ein Hotel zu gehen oder nach Hause fahren kommt für mich als Auf- oder Kleinbeigeben nicht in Frage. Doch bin ich andererseits so verweichlicht und abhängig von ihm, dass ein paar Worte mit Hundeblick als Entschuldigung reichen?
Ehrlich gesagt will ich nicht wissen, wie erbärmlich gerade vor ihm stehe, innerlich zwiegespalten mit mir selbst hadernd, was man mir bestimmt ansieht.
Scheinbar immernoch unsicher und ratlos beißt sich Felix auf die Lippe. Er soll damit aufhören. Es lenkt mich ab. Es sieht zu hot aus, als dass ich mich mit dem Blick auf meinen inneren Konflikt konzentrieren könnte. Leicht beschämt schaue ich nach unten und frage mich, wie es gerade in ihm aussieht. Normalerweise sind Felix' ausgeprägte Gesichtsszüge in privaten Situationen eindeutige Indikatoren für sein inneres Stimmungsbild, doch irgendwie kann ich dem gerade nicht trauen. Ich weiß, dass er auch gut den Coolman oder den Der-immer-lacht imitieren kann, also warum sollte er nicht auch den betroffenen Felix spielen?
In je mehr negative Gedanken und abstruse Konstrunkte ich falle, was mir auf diese Art sonst nie passiert, desto mehr verspüre ich das Bedürfnis nach Liebe und körperlicher Nähe. Möglichkeiten, das zu stillen, kommen mir zwei gleichzeitig in den Kopf und ich weiß nicht recht, wie ich das finden soll. Einerseits steht Felix direkt vor mir, andererseits ist Selina meine Freundin.

"Ich hab' Hunger." teilt mir Felix entschlossen mit und rechtfertigt damit, dass er den Balkon verlässt und mich stehen lässt. In der Verfassung dazu, bestätigend zu nicken, bin ich nicht. Er hätte es auch nicht mehr gesehen.
Etwas dumpf höre ich die Kaffeemaschine in der Küche, während ich immernoch wie angewurzelt auf dem Balkon stehe und so halb in die Ferne schaue. In meinem Gefühlschaos vergesse ich, dass Felix auch keinen Kaffee trinken darf. Keine Ahnung, wann genau, aber nach vielleicht ein paar Minuten sehe ich Felix aus dem Augenwinkel wieder den Balkon betreten. Mit zwei dampfenden Tassen: Die Eine scheint Tee, die Andere schwarze Brühe mit etwas Milch zu enthalten. Wenigstens daran hat er gedacht und stumm und ohne Lächeln, welches sonst immer auf seinen Lippen liegt, drückt er mir die Tasse mit dem helleren Inhalt in die Hand. "Hab nix Ordentliches zu Essen gefunden" sagt er schließlich, bevor er mit einem geräuschvollen Schlürfen einen kräftigen Schluck aus seiner Tasse nimmt. "Lang nicht getruken." kommentiert er schließlich, um die Stimmung zu lockern. Ich nicke nur und gebe mir wirklich Mühe, nicht allzu angepisst und nachtragend zu sein, doch es schweben einfach immernoch viel zu viele Gedanken und Fragen in meinem Kopf, als dass ich das jetzt ignorieren und den Kaffee ordentlich genießen könnte.
"Man Tommi, es tut mir wirklich leid, man. Ich mach's nicht noch mal.". Prüfend unsicher lenke ich langsam meinen Blick von den Häuserdächern zu ihm. Verzweiflung klingt in seiner Stimme mit. Ich nicke, setze meine Tasse an und trinke, jedoch nicht, ohne den Augenkontakt zu unterbrechen. "Is' schon okay." antworte ich und weiß selbst nicht ganz, wie weit ich mir das glauben kann. Irgendwie will ich weinen, weil ich nicht wollte, dass diese Situation so entsteht. Jedoch sträubt sich in mir Alles dagegen, mich Felix emotional zu öffnen, wo ich doch gerade so ein ernstes Image aufgebaut und eine klärende Situation erschaffen habe. Grundlos stelle ich den Kaffee auf die Balkonmauer, nachdem ich einen weiteren großen Zug genommen habe und lasse einfach meinen Kopf mit dem Gesicht nach vorne gegen Felix' Brust fallen. Dann also doch. Ich weiß gar nicht genau, was ich noch klären will. Aber es fühlt sich wieder einmal nur gut an, Felix so nahe zu sein und zu vertrauen.
Eigentlich hätte ich von ihm ein langgezogenes "Okaaaaaay..." erwartet, aber er stellt auch seine Tasse weg und legt einfach seine Arme um mich. Deutlich spüre ich seine Finger einfühlsam über meinen Rücken gleiten und ich bin mir sicher, er spürt meine Tränen an seiner Brust, da er ja außer einer Unterhose nichts trägt. Ziemlich laut schniefe ich, löse mich nach einiger Zeit wieder und will mir gerade das Gesicht abtrocknen, als mir Felix zuvorkommt und mit seinem Daumen sanft über meine Wange wischt, begleitet von einem warmen Lächeln. Die Position seiner Hand nutzt Felix aus, legt sie an meinen Wangenknochen und zieht mich sanft in einen Kuss. Kein intensiver, fordernder oder wilder Kuss. Eher ein Entschuldigender und Weicher, ohne Zunge.
„Wird das jetzt Gewohnheit?" frage ich unwissend, als wir uns lösen und seine Hand noch an meinem Gesicht weilt. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, doch sein intensiver Blick kann mir keine eindeutigen Antworten liefern.

Krass unzufrieden mit dem Kapitel.
Egal. Knv!

Platzierte, verkopfte, elegalante Gemischtes Hack Story Où les histoires vivent. Découvrez maintenant