Kapitel 02

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Hinter May stand ihr großer Bruder David. Man sollte meinen, halb so schlimm, aber ich hatte ihn fast den ganzen Tag an der Backe, denn er ging in meine Klasse und nachmittags unternahm ich meistens etwas mit May. Wenn wir unterwegs waren kam er natürlich nicht mit, aber wenn wir bei ihr daheim waren nervte er die ganze Zeit, da er genau wusste, wie sehr mich das aufregte. Er benahm sich einfach wie ein Macho und dennoch wie ein kleines Kind, obwohl er älter als ich war.

Es war komisch, dass May und David in derselben Jahrgangsstufe waren, aber David war einmal durchgefallen und leider Gottes in meine Klasse gerutscht. May war noch süße sechzehn, wurde aber bald schon siebzehn. Ihr Bruder hingegen wurde bald achtzehn und ich war genau  zwischen den beiden und war seit ein paar Monaten siebzehn Jahre alt. Trotzdem hatte ich manchmal das Gefühl sogar May benahm sich erwachsener als David. Klar, meine beste Freundin und ich waren nicht die unschuldigsten, aber dieser Idiot war nicht zu toppen. Trotzdem hatte er definitiv schon mehr mit dem anderen Geschlecht am Hut als ich und war auch beliebter, obwohl er so ein Blödmann war.

"Wen haben wir denn da?" Ich wurde von Davids Stimme aus meinen Gedanken gerissen. Obwohl er relativ normal mit mir geredet hatte, wenn auch etwas, als wäre ich noch ein Baby, warf ich ihm einen verärgerten Blick zu. Allein diese Stimme konnte mich in den Wahnsinn treiben. Ich antwortete einfach nicht, da diese Frage ja wirklich sinnlos war. "Gehen wir?" fragte May irgendwann da es für sie wohl unangenehm war, wenn wir hier so blöd in der Gegend standen und die Stimmung zwischen ihrem Bruder und ihrer Freundin so verfeindet war. Ich nickte nur und wandte mich um, um loszugehen.

Anfangs war es ziemlich still, aber irgendwann plapperte May wie immer drauf los und ich vergaß David, der zu der Zeit mit Abstand hinter uns herging, da er sich vorher noch von seinen Kumpels verabschiedet hatte.

Als sich unsere Wege trennten verabschiedete ich mich auch von May und ging den restlichen Weg zu mir nach Hause allein. Ich sperrte die Tür auf und trat ein.

"Bin wieder da!" rief ich einfach mal, da ich nicht wusste, ob jemand daheim war. Da aber niemand antwortete ging ich davon aus, dass niemand da war und schlüpfte aus meinen Schuhen und der Jacke. Ich lief schnell hoch und zog mir weiße Socken an, da es für barfuß im Haus rumlaufen doch schon zu frisch war.

Meine Tasche mit dem Schulzeug schmiss ich einfach auf mein Bett und ging dann wieder runter in die Küche. Da ich Hunger hatte, wenn auch nicht sehr viel, nahm ich mir einen Früchtejoghurt und löffelte diesen aus.

Ich ließ den Tag bis jetzt Revue passieren. Zwar regte mich dieser bescheuerte Physiklehrer immer noch auf, dafür hatte David aber heute keine abfälligen Bemerkungen gemacht. Also für einen Schultag ganz okay.

Da mir bald langweilig wurde, schnappte ich mir meinen Laptop und loggte mich auf Facebook ein, nachdem ich zurück in mein Zimmer gegangen war und mich auf mein Bett gesetzt hatte. Es war niemand on, mit dem ich chatten hätte können. Also stöberte ich einfach ein bisschen durch Facebook und guckte mir Bilder von über schminkten Mädchen, süßen Typen, Leuten aus der Schule und allem Möglichen an. Man sollte wissen, dass ich die Bilder der süßen Kerle nur ansah, ich war zu schüchtern um ihnen eine Freundschaftsanfrage oder eine Nachricht zu schicken, obwohl das ja echt nichts Schlimmes war.

Gerade als ich mich wieder abmelden wollte, sah ich, dass David on gekommen war. Ja, ich war mit ihm auf Facebook befreundet, was nicht hieß das ich sonderlich viel mit ihm schrieb. Nun ja, das hätte ja nichts an meiner Entscheidung geändert, mich abzumelden, aber er hatte fast gleichzeitig mit seiner Anmeldung auf Facebook ein Bild gepostet.

Ein Bild von mir, um genau zu sein. Und zwar nicht irgendeines, wo ich nett in die Kamera lächelte, sondern eines von heute Mittag, wo ich ihn so grimmig angeschaut hatte. Es sah zugegebenermaßen nicht wirklich hübsch aus. Nein, eher im Gegenteil. Aber woher sollte ich wissen, dass er mich fotografierte? Ich hatte es nicht mal bemerkt, aber jetzt erinnerte ich mich, dass er kurz was an seinem Handy gemacht hatte und mich dabei wahrscheinlich unauffällig fotografiert hatte, um mich mit diesem hässlichen Gesichtsausdruck bloß zu stellen.

My Best Friends BrotherWhere stories live. Discover now