Kapitel 24

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Ich wachte erst Samstagmittag wieder auf, da ich mir extra meinen Wecker ausgeschaltet hatte, weil ich es liebte lange zu schlafen. Allgemein schlief ich immer ziemlich lange, wenn mal nicht irgendein Termin oder die Schule im Weg stand.

Da ich gestern Abend nur noch schnell die Vorhänge zugezogen hatte, strahlten schon ein paar Sonnenstrahlen herein, was mich auf einen guten, warmen Tag hoffen ließ.

Aber das würde es ganz bestimmt nicht werden. Allein fünf Buchstaben zerstörten meine traumhafte Illusion von einem angenehmen Tag.

Party.

Ich stöhnte auf und drückte meinen Kopf tiefer ins Kissen. Müde war ich nicht mehr, aber ich freute mich jetzt schon nicht auf die Party und irgendwie war ich auch aufgeregt, im negativen Sinn. May und Claire hatten ja den bezaubernden Plan, mich mit irgendeinem Kerl auf der Party näher zu bringen.

Ich stand auf und tippelte mit kleinen Schritten in Richtung meines eigenen Bads. Ich schminkte mich nicht, da May das ja für heute Abend machen wollte und sie kam für sowas bekanntlich immer schon mehrere Stunden vorher, um sich fertig zu machen. Genauso wie Claire.

Ich wusch mir mein Gesicht mit kaltem Wasser ab, band mir meine Haare zu einem Dutt und zog mir dann noch eine Leggins und einen relativ weiten Pulli an.

So ging ich runter und begrüßte im vorbeigehen meine Eltern, die gemeinsam auf der Couch saßen und bereits ihren Kaffee tranken. Das bezeugte nur nochmal, wie spät ich dran war, denn für gewöhnlich tranken sie ihren Kaffee immer zwischen Mittag und Nachmittag.

Ich lief in die Küche und toastete mir zwei Toasts, die ich dann mit Butter und Marmelade bestrich und nacheinander aß.

Dazu trank ich eine Tasse Tee. Als ich gleich den ersten Schluck aus der Tasse nahm, ohne den Tee kurz abkühlen zu lassen, verbrannte ich mir die Zunge. Irgendwas blödes passierte mir einfach immer.

Aber der Abend würde viel schlimmer werden, das wusste ich jetzt schon. Ich war einfach nicht der Typ für Partys, da konnte die Party noch so gut sein, ich würde trotzdem keinen Spaß haben.

Ich ging wieder nach oben, nachdem ich meine Toasts aufgegessen hatte und das benutzte Geschirr in die Spülmaschine geräumt hatte.

Im Bad putzte ich mir schnell die Zähne. Gerade, als ich mich bequem auf mein Bett gesetzt hatte, und das Buch weiter las, piepte mein Handy. Seufzend stand ich wieder auf, nahm mein Handy und setzte mich damit zurück aufs Bett.

Mir wurde eine neue Nachricht von May angezeigt.

>> Wann sollen Claire und ich kommen?  <<

Als ich auf die Uhr meines Handys sah, merkte ich, dass es tatsächlich schon halb vier Uhr nachmittags war. Und da wir um acht eigentlich schon los wollten und meine Freunde immer ewig Zeit mit dem Styling verbrachten, blieb nicht mal mehr sonderlich viel Zeit.

Ich fand, dass wir ja schon vor Mitternacht die Party wieder verlassen könnten, wenn wir schon so früh hingingen. Aber die anderen meinten, es ginge ja erst um zehn so richtig los. Ich verstand aber nicht, warum wir dann überhaupt schon um acht los mussten.

>> Kommt einfach irgendwann. Vielleicht in so 'ner Stunde? << schrieb ich May zurück. Mir war es egal, ich war ja daheim.

Ich legte mein Handy neben mich und vertiefte mich dann wieder in mein Buch.

Ich war so davon gefesselt, dass ich nicht mal mitbekam, wie es eine gute Stunde später unten an der Haustür klingelte.

Erst als an meine Zimmertür geklopft wurde und sie danach aufging, wurde ich aus den niedergeschriebenen Zeilen gerissen und sah etwas erschrocken auf.

"Oh, ich hab euch gar nicht kommen hören." sagte ich und richtete mich etwas auf, als ich meine zwei besten Freunde sah.

"Dir auch einen wundervollen Nachmittag!" meinte Claire überschwänglich.

Ich verdrehte nur grinsend die Augen.

May zögerte nicht lange, sondern setzte sich einfach zu mir aufs Bett und Claire machte es sich auf meinem Schreibtischstuhl bequem. Sie sagte immer, dass sie dich darin wie so eine kaltherzige, knallharte Chefin fühlte - und das mochte sie.

"Wir haben noch ein bisschen mehr wie zwei Stunden." sagte May zu uns.

"Ja, das reicht doch locker oder?" fragte ich, aber gleichzeitig war es auch eine Feststellung.

"Locker vielleicht nicht, aber wir müssen uns auf jeden Fall nicht hetzen." antwortete Claire mir.

"Jaja, mit mir macht ihr sowieso nicht viel!" Ich hasste es, wenn sie mich schminken oder mir die Nägel lackieren wollten, als wäre ich noch ein kleines Mädchen. "Ach, May, hat David dir schon gesagt, dass Jacob auch mit kommt?"

"Ne, hat er natürlich nicht." May verdrehte kurz ihre Augen, strahlte danach aber wirklich. "Das ist wirklich lieb von dir. Wie hast du das denn hinbekommen?" fragte sie ganz aufgeregt und ich lachte leise, gleichzeitig mit Claire. Mays Anblick war wirklich süß.

Ob es sich aber für diesen Anblick gelohnt hatte, David darum zu bitten und seine Bedingungen einzugehen, wusste ich noch nicht ganz.

"Wie ich das hinbekommen habe? Schätze zu willst es gar nicht wissen. Aber wunder dich nicht, falls dein Bruder in Zukunft ein noch größeres Ego hat; Ich muss ihm wann immer er will, aber höchstens einmal täglich, sagen, dass er der heißeste Kerl ist, den es gibt. Und ich muss einen Kuchen mit ihm backen." erklärte ich ihr.

"Dieser Spinner." murmelte May nur grinsend. Claire sagte dazu gar nichts, dafür grinste sie ziemlich breit.

"Also, dann lass uns anfangen. Rose, du kannst schon mal alles holen, was du anziehen wolltest, während May und ich uns schminken." Claire übernahm mal wieder die leitende Rolle.

Ich nickte lediglich, stand auf und lief auf meinen Schrank zu.

May und Claire verschwanden unterdessen im Bad, um sich zu schminken.

Ich zog das schwarze Kleid mit der Spitze und dem tiefen Rückenausschnitt heraus, da ich sowieso nicht drum herum kommen würde. Dazu nahm ich eine durchsichtige Seiden-Strumpfhose heraus. Mir wäre es unangenehm, mit komplett nackten Beinen rumzulaufen und man sah die Strumpfhose ja sowieso nicht wirklich. Mir war es egal, was die anderen dachten, Hauptsache ich fühlte mich wenigstens halbwegs wohl.

Dazu würde ich einfach schwarze Ballerinas anziehen, mit High-Heels würde ich sicher nicht rumlaufen, das konnte ich nämlich gar nicht ohne die ganze Zeit hinzufliegen.

May und Claire waren kurz darauf auch schon fertig mit schminken und zogen sich dann auch gleich ihre Kleider an, die sie mitgebracht hatten.

Dann kamen sie entschlossen auf mich zu und ich verkroch mich gleich in die hinterste Ecke meines Bettes, auf dem ich gerade saß.

"So, dann machen wir dich mal Party-tauglich."

My Best Friends BrotherWhere stories live. Discover now