Kapitel 35

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Ich war heilfroh, dass David vorher so hartnäckig war und darauf bestanden hatte, dass ich mich an ihm festhielt. Denn meine Vorahnung erfüllte sich und er fuhr tatsächlich wie ein Irrer. Na ja, die Verkehrsregeln beachtete er schon, aber ich krallte mich richtig an ihm fest, da ich Angst hatte hinten runterzufallen oder seitlich abzurutschen, wenn er mal wieder eine scharfe Kurve fuhr.

Die meiste Zeit hatte ich eigentlich meine Augen fest zugekniffen. Im Gegensatz zu meiner Prophezeiung für Davids Fahrstil, ging mein Traum nicht wirklich in Erfüllung.

Es war zu schnell, sodass ich die Freiheit nicht genießen konnte und ich hatte einen Helm auf mit einem Dutt darunter. Das, was mich aber wohl am wenigsten störte war tatsächlich, dass ich mit David fuhr. Er fühlte sich an wie ein Traummann mit Traumköper, riechen tat er auch gut und sehen tat ich ihn mit den zusammengekniffenen Augen eh nicht. Aber von der Außenerscheinung sähe mein Traummann sowieso sehr ähnlich aus, es gab nichts, dass an Davids äußerem nicht stimmte. Nur sein Verhalten war ... scheiße.

Ich merkte, wie das Motorrad immer langsamer wurde und irgendwann ganz zum Stehen kam. Dennoch machte ich nicht mal die Anstalten, David loszulassen.

"Wir können gerne noch ihr sitzen bleiben, aber ich denke, es wäre besser, wenn wir zum See gehen." meinte David auf einmal und klang sehr amüsiert darüber, dass ich immer noch wie ein Klammeräffchen an ihm hing.

"Rose?"

Ich grummelte, ließ ihn dann aber zögerlich los und rutschte vorsichtig von dem Motorrad herunter. Die Fahrt saß mir noch so tief in den Knochen, dass ich beim Absteigen der Maschine nicht auf den Beinen landete, sondern auf meinem Po.

"Alles okay?" fragte mich David und sah mich an. Er stand mittlerweile neben mir auf dem Boden, wobei sein Abstieg um Welten eleganter wirkte, wie meiner, obwohl hier ja eigentlich ich die Frau war.

"Hmpf." gab ich zurück und stand auf. Ich klopfte mir die Jogginghose am Hinterteil etwas ab, da sie bestimmt dreckig war.

"Super, dann können wir ja gleich losgehen. Wir müssen ein kurzes Stück durch diesen wald-ähnlichen Park gehen, um zum See zu kommen." erklärte er mir und ging auch schon los.

Ich trottete ihm brav hinterher. Wir schwiegen beide die ganze Zeot, was mich aber nicht störte. Eher im Gegenteil, es war ganz angenehm.

Auf einmal blieb David stehen und ich rannte fast wieder in seinen Rücken rein, da ich auf den Boden sah. Aber ich bremste noch rechtzeitig ab und sah mich dann um.

Der Park war tatsächlich einem Wald ziemlich ähnlich, da es kaum richtige Wege gab, nur einige  Trampelpfade zog sich durch die Natur. Wenn dass hier keine Natur war, wusste ich es auch nicht.

Hinter mir war es ziemlich bewachsen und einige große Bäume versperrten eine freie Sicht. Aber vor mir lag eine kleine Lichtung. Man sah vereinzelt Sonnenstrahlen hinunter scheinen, wodurch der kleine dunkelblaue See, der mitten in der Lichtung lag, ein bisschen schimmerte.

"Und?" fragte mich David von der Seite. Vorher war er einen Schritt zur Seite getreten, weswegen ich auch all das hier entdecken hatte können.

"Gefällt mir." gab ich leicht grinsend zurück und lief dann ohne ein weiteres Wort auf die große Wiese, wo May und Jake schon saßen.

"Da seid ihr ja endlich!" rief May aus und drehte sich halb zu David und mir um.

Was hieß hier bitte endlich? Schneller hätte David doch nicht mal fahren können!

"Ach, irgendwer hatte da ganz schön Bammel gekriegt Motorrad zu fahren, wollte sich dann aber partout nirgends festhalten, nicht wahr Baby?" antwortete David seiner Schwester, während er sich neben sie setze und sah dabei auch noch ein bisschen in meine Richtung.

My Best Friends BrotherWhere stories live. Discover now